HP TouchPad: Ein Nachruft auf Tablets mit webOS

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Sasan Abdi
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Fazit

webOS galt immer als sympathisches, irgendwie kreatives Projekt, das aufgrund von cleveren eigenen Ideen und dem Status als Underdog in einem überaus umkämpften Markt stets einige Beachtung erfuhr. Für Palm und zuletzt HP stellte die Plattform dabei Chance und Gefahr zugleich dar: Denn statt sich an eine große Konkurrenz-Plattform à la Android heran zu hängen, versuchte HP, über webOS ein eigenes „Ökosystem“ für Smartphones, Tablets, Drucker, PCs und Notebooks zu entwickeln – ein Unterfangen, das von vornherein bei Erfolg glorreiche Zeiten und bei Misserfolg maximales Scheitern implizierte.

Tragischerweise fiel die Veröffentlichung des ersten Tablets mit webOS, vom TouchPad, nun aber gerade in die Zeit, in der sich offenbart, dass HP mit der oben genannten Strategie wohl gescheitert ist, weswegen wir dem Testkandidaten allein schon aus diesem Grund kaum eine Empfehlung aussprechen können.

Allerdings muss sogleich erwähnt werden, dass sich das TouchPad auch bei fortgesetzter Entwicklung von webOS, sozusagen in von den gegenwärtigen Entwicklungen abgekoppelter Betrachtung, keine besonderen Lorbeeren verdient. Dazu gibt es an dem Gerät einfach zu viel zu bemängeln: Das Design ist unauffällig und wenig zukunftsweisend, die Arbeitsgeschwindigkeit anfällig für satte Denkpausen, die Multimedia-Kompetenz nur durchschnittlich und die Laufzeiten eher schwach.

Klavierlack-Rückseite des HP TouchPad
Klavierlack-Rückseite des HP TouchPad

Der einzige echte Lichtblick ist somit webOS, das allerdings zugleich eine tragische Rolle spielt. Auf der einen Seite weiß die Konzeption grundsätzlich auch auf einem Tablet-System durchaus zu gefallen. webOS ist erfrischend eigen und intuitiv und gilt bzw. galt zurecht als echte Alternative zu den gängigen Konkurrenzsystemen. Zugleich sind die erwähnten Probleme mit der Arbeitsgeschwindigkeit auf die – vielleicht dem jetzt publik gewordenen Strategiewechsel geschuldete – mangelhafte Optimierung für Tablet-Systeme zurückzuführen, sodass webOS trotz aller positiven Eigenschaften auch als Teil des TouchPad-Problems angesehen werden muss.

Abschließend betrachtet kann das TouchPad dennoch als Beispiel dafür herhalten, dass der mit Blick auf die Verhältnisse vielleicht nicht verkehrte Schritt von HP für die Käuferschaft durchaus negativ ist: Mit webOS geht (zumindest vorerst) eine Plattform mit Potential und zugleich eine potentielle Alternative verloren.

Für das TouchPad als solches bleibt am Ende unseres „Tests“ trotz eines wehmütigen „Goodbye, webOS“ nur die Empfehlung: Finger weg!

Verfügbarkeit & Preise

Das HP TouchPad war in Deutschland seit Anfang Juli erhältlich. Aktuell muss noch mit Preisen von rund 400 Euro (16 GByte), 500 Euro (32 GByte) bzw. 600 Euro (64 GByte) gerechnet werden, wobei erste Händler auf Geheiß von HP bereits den Vertrieb eingestellt haben. Es ist davon auszugehen, dass die Preise der im Handel verbleibenden Geräte schnell nachlassen werden.

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