Canon „EOS-1D X“ ersetzt 1D Mark IV und 1Ds Mark III

Arne Müller
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Canon hat mit der EOS-1D X heute das neue Flaggschiff des eigenen Produktportfolios vorgestellt. Es handelt sich dabei um das Nachfolgemodell sowohl der schnellen auf den Pressebereich ausgerichteten EOS-1D Mark IV als auch der dedizierten Studiokamera EOS-1Ds Mark III – die beiden Kameralinien werden somit zusammengelegt.

Canon EOS-1D X

Um alle professionellen Fotografen mit einer einzigen Kamera anzusprechen, bietet die 1D X weitgehend alle Vorteile der beiden bisherigen Flaggschiffe und übertrifft sie teilweise deutlich. Einzig in der Auflösung liegt die ältere 1Ds Mark III mit 21,1 Megapixeln vor der neuen Kamera mit ihren 18,1 Millionen Bildpunkten, die allerdings ebenfalls auf einem Bildsensor mit voller Kleinbildgröße sitzen – Canon verabschiedet sich damit vom APS-H-Sensorformat, das mit einem Brennweitenverlängerungsfaktor von 1,3 die bisherige 1D-Serie begleitet und zu großem Erfolg geführt hat. Den Vollformatsensor verbindet sie mit einer maximalen Bildrate von 12 Bildern pro Sekunde mit Autofokus und RAW-Daten sowie 14 Bildern pro Sekunde bei der Verwendung des JPEG-Formates und der Spiegelverriegelung und somit ohne Autofokus. Ermöglicht wird dies unter anderem durch eine überarbeitete Spiegelmechanik und die Verwendung von zwei Digic-5-Bildprozessoren sowie eines einzelnen Digic-IV-Prozessors, der für den Autofokus und die Belichtungsmessung zuständig ist.

Auch bei den anderen wichtigen Ausstattungsmerkmalen hat sich einiges getan. Das Autofokusmodul wurde der größten Änderung seit Einführung der EOS-3 im Jahre 1998 unterzogen und bietet nun 61 Messfelder, davon 41 Kreuzsensoren ab F4 sowie fünf zentrale Doppelkreuzsensoren ab F2,8. Die Optionen zur Einrichtung des Autofokussystems wurden vereinfacht, statt zahlreicher Feineinstellungen in verschachtelten Menüs gibt es jetzt sechs Voreinstellungen, die praktisch alle Situationen abdecken sollen. Die Belichtungsmessung erfolgt über einen neuen RGB-Sensor mit 100.000 Pixeln.

Der Sucher ist mit 0,76-facher Vergrößerung und 100 Prozent Bildfeldabdeckung so groß wie bei der 1Ds Mark III und damit deutlich größer als bei der 1D Mark IV. Hinzugekommen ist allerdings ein LCD-Overlay, mit dem ähnlich wie bei der EOS 7D und Nikon-Kameras ein künstlicher Horizont zur Ausrichtung der Kamera eingeblendet werden kann. Ein Gitternetz steht auf diesem Wege ebenfalls zur Verfügung, allerdings können auch weiterhin sämtliche Ec-Mattscheiben eingesetzt werden. Das Display ist mit 3,2" Diagonale und 1.040.000 Bildpunkten auf der Höhe der Zeit. Das Gehäuse ist den Vorgängern sehr ähnlich, allerdings wurden einige Bedienelemente leicht verändert, beispielsweise wurde ein zweiter Joystick für die Bedienung im Hochformat hinzugefügt.

Andere Features wie beispielsweise 14-Bit-AD-Wandlung, Magnesiumgehäuse, Staubentfernungsfunktion, Liveview-Modus und eine Videofunktion bis hin zu 720p60 und 1080p30 sind erwartungsgemäß weiterhin vorhanden. Letztere bietet jetzt die Möglichkeit, durch automatisches Teilen der Videodatei Filme mit mehr als vier Gigabyte Größe aufzunehmen, es bleibt allerdings beim Limit von 29 Minuten und 59 Sekunden. Der doppelte Speicherkartenslot wurde von CF+SD auf zwei CF-Karten umgestellt. Der Verschluss wurde überarbeitet und bietet mit seinen Carbon-Lamellen eine vorgesehene Lebensdauer von 400.000 Auslösungen. Ein neues Ausstattungsmerkmal ist der eingebaute Gigabit-Ethernet-Anschluss, der Tethered-Shooting mit minimalen Verzögerungen erlaubt. Es gibt allerdings auch einen neuen WLAN-Transmitter, der auf die Bezeichnung WFT-E6 hört und nun auch Netzwerke nach dem N-Standard unterstützt. Ein weiteres Zubehörteil ist der GPS-Empfänger GP-E1, der wie auch der WLAN-Transmitter extern an der Kamera angebracht wird.

Ungewöhnlich an dieser Produktvorstellung von Canon ist der frühe Zeitpunkt: Die Kamera soll erst ab März 2012 verfügbar sein, der Preis wurde noch nicht bekanntgegeben. Angesichts der Ausstattung dürfte der Preis aber eher auf dem hohen Niveau der 1Ds-Serie zwischen 6.000 und 7.000 Euro liegen als auf dem der 1D Mark IV bei 4500 Euro. Sollte letztere Kamera tatsächlich zugunsten der 1D X eingestellt werden, wird im Canon-Portfolio eine gewaltige Lücke zwischen 1D X und 5D Mark II klaffen – man darf gespannt sein, wie der Hersteller dieses Problem lösen wird.

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