Nokia setzt Talfahrt fort

Patrick Bellmer
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Dass der bevorstehende Wechsel zu Windows Phone 7 der sprichwörtlich letzte Strohhalm für Nokia ist, wird immer deutlicher. Denn die Talfahrt für den finnischen Handy-Hersteller geht ungebremst weiter, was die heute veröffentlichte Quartalsbilanz eindrucksvoll belegt.

Nahezu alle wichtigen Kennziffern weisen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Minus auf: Der Umsatz sank um 13 Prozent von 10,27 auf 8,98 Milliarden Euro. Der Verlust vor Steuern konnte aber dennoch auf 83 Millionen Euro reduziert werden. Im dritten Quartal 2010 konnte das Unternehmen noch einen Überschuss in Höhe von 322 Millionen Euro ausweisen. Verantwortlich für die schlechte Entwicklung, die nun bereits seit dem vierte Quartal 2010 anhält, ist in erster Linie die Sparte „Devices & Services“, zu der unter anderem die Handys gehören. Hier konnte ein Viertel weniger umgesetzt werden, in Summe nur noch 5,392 Milliarden Euro nach vormals 7,173 Milliarden.

Quartalsergebnisse in Mio. Euro
-1.0002.0005.0008.00011.00014.000Euro 3Q 20094Q 20091Q 20102Q 20103Q 20104Q 20101Q 20112Q 20113Q 2011

Dies wiederum ist das Resultat eines zurückgegangenen Geräteabsatzes. In den Monaten Juli, August und September konnten die Finnen nur 106,6 Millionen Handys ausliefern – drei Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Dass dieses Minus nur sehr gering ausfällt, liegt vor allem an den Schwellenländern. Denn sowohl in Europa (minus 29 Prozent) als auch Nordamerika (minus 78 Prozent) brach der Absatz regelrecht ein.

Dabei enttäuscht vor allem der Bereich Smartphones. Hier konnte Nokia nur noch 16,8 Millionen Stück ausliefern, was einem Rückgang um 38 Prozent entspricht. Hinzu kam ein Absinken des durchschnittlichen Verkaufspreises (ASP) von 133 auf 131 Euro. Um acht Prozent auf 89,8 Millionen Exemplare steigern konnte man hingegen den Absatz der sogenannten Feature Phones. Allerdings ging auch hier der ASP von 40 auf 32 Euro zurück.

Abgesetzte Handys in Mio. Stück
0306090120150Millionen Einheiten 1Q 20092Q 20093Q 20094Q 20091Q 20102Q 20103Q 20104Q 20101Q 20112Q 20113Q 2011

Nokias Vorstandsvorsitzender Stephen Elop führt das Quartalsergebnis unter anderem auf die noch immer anhaltenden internen Umstrukturierungen zurück, die er erneut als „notwendig“ bezeichnete. Im Vergleich zum zweiten Quartal 2011 habe sich gezeigt, dass die Veränderungen im Vertrieb sich ausgezahlt hätten. Angesichts der anhaltend schlechten Entwicklung unter Elop dürfte auch für ihn persönlich Windows Phone 7 zum letzten Strohhalm werden. Die Präsentation der ersten Nokia-Smartphones auf Basis der Microsoft-Plattform wird in der kommenden Woche auf der Hausmesse Nokia World erwartet.