HP-Chefin äußert sich zur Unternehmenszukunft

Patrick Bellmer
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Wenige Wochen nach der Übernahme des Chefpostens bei Hewlett-Packard hat Meg Whitman bereits für einiges Aufsehen gesorgt, nicht zuletzt durch die Rücknahme einiger Entscheidungen ihres Vorgängers, der Mitte September gehen musste.

Im Interview mit der französischen Tageszeitung Le Figaro äußerte sich Whitman nun zu einigen zukünftigen Entwicklungen sowie zur Konkurrenz.

So betonte sie, dass die Entscheidung zur Beibehaltung der PC-Sparte PSG (Personal Systems Group) von großer Wichtigkeit gewesen wäre, nicht zuletzt aufgrund der finanziellen Auswirkungen auf die kommenden Jahre. Denn allein die Abspaltung hätte Kosten in Höhe von einer Milliarde US-Dollar zur Folge gehabt, darüber hinaus würden etliche Geschäftskunden nicht nur Server bei HP kaufen, sondern auch Desktop-Rechner und Notebooks. Der Verkauf der PSG hätte so also unter Umständen auch zu dem Verlust einiger großer Kunden geführt. Aber auch der große Anteil der PSG am Gesamtumsatz sei nicht zu vernachlässigen, zuletzt lag dieser bei über 31 Prozent.

Ob man aber auch weiterhin die Nummer eins im weltweiten PC-Geschäft sein werde, ist noch nicht klar. Laut Whitman werde Apple diesen Platz im kommenden Jahr einnehmen – vorausgesetzt, man zähle Tablets zu diesem Bereich hinzu. Diesen Schritt hat das britische Marktforschungsunternehmen Canalys bereits vollzogen. Allerdings, so die HP-Chefin, werde man 2013 wieder angreifen, unter anderem mit neuen Tablets, dieses mal allerdings auf Basis von Windows 8. Grundsätzlich müsse man zwischen heutigen und zukünftigen Tablets unterscheiden. Aktuell ist diese Gerätekategorie eher für das Konsumieren von Inhalten gedacht, die kommende Generation werde dies aber teilweise ändern, wovon HP profitieren wolle.

Generell werde die Hardware weiterhin eine große Rolle spielen, IBM ist Whitmans Äußerungen zufolge nicht das große Vorbild. Es habe 15 Jahre gedauert, bis der traditionsreiche IT-Konzern sich zu einem Software- und Beratungsunternehmen entwickelt hat. Man selbst wolle aber ein Komplettpaket aus Hardware, Software und Dienstleistungen anbieten. Der Ausbau der Service-Sparte werde nicht auf Kosten der Hardware erfolgen, diese mache immerhin 70 Prozent der Einnahmen aus. Deshalb läge der Schwerpunk im Bereich Forschung und Entwicklung auch bei Servern, Netzwerk- und Speichertechnik. Als Beispiel für diese Bemühungen führte die ehemalige eBay-Chefin den jüngst vorgestellten Server mit ARM-Technik an.

Eine sehr wichtige Entscheidung steht allerdings noch aus, denn noch immer ist unklar, was mit webOS geschehen soll. Darauf angesprochen erwiderte Whitman, dass aller Voraussicht nach in den kommenden zwei Wochen das Resultat der internen Analysen bekanntgegeben werde. Wie dieses aussehen wird, ist aber spätestens jetzt vollkommen unklar. Denn Whitman sagte, dass man zwei Betriebssysteme brauche, neben Windows soll also eine zweite Plattform genutzt werden – für welche Hardware ist unbekannt. Nach wie vor halten sich aber die Gerüchte über einen bevorstehenden Verkauf des erst im vergangenen Jahr zusammen mit Palm übernommenen Betriebssystems.