Amazon, Microsoft und Nokia hatten Interesse an RIM

Patrick Bellmer
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In Zeiten, in denen viele Unternehmen bewusst Informationen streuen um das Interesse an sich selbst oder den eigenen Produkten zu wecken, sind wirklich überraschende Meldungen rar geworden. Binnen weniger Stunden gab es nun eben zwei solcher eher unerwarteten Berichte. Hauptrolle in beiden Fällen: Research in Motion.

Denn wie das Wall Street Journal und Reuters unabhängig voneinander vermelden, stand der kanadische Smartphone- und Tablet-Hersteller möglicherweise kurz vor der Übernahme. Denn sowohl Amazon als auch Microsoft und Nokia sollen in den vergangenen Monaten die Möglichkeit erörtert haben, zumindest Teile des in einer kleineren Krise steckenden Unternehmens aufzukaufen.

So soll Amazon eine Investmentbank damit beauftragt haben, ein Übernahmeszenario zu entwickeln. Unklar ist, ob es dabei zu Gesprächen bezüglich eines möglichen Preises gekommen ist, ein offizielles Angebot soll es seitens des Online-Händlers aber nicht gegeben haben. Allerdings sollen die beiden Unternehmen auf einer anderen Ebene Verhandlungen führen. Dabei geht es dem Bericht zufolge um eine Intensivierung der Geschäftsbeziehungen, die zwischen beiden bereits seit einiger Zeit existiert.

Bei diesen Gesprächen könnte es einerseits um die Bereitstellung von Inhalten aus Amazons Portfolio gehen, aber auch der Erwerb einer BlackBerry-10-Lizenz läge im Bereich des Möglichen. Denn Amazon wird schon seit geraumer Zeit ein Interesse an einer möglichst exklusiven Plattform nachgesagt – zuletzt in Bezug auf webOS, um unabhängiger zu werden. Der Schritt hin zu RIMs neuem Betriebssystem könnte dabei helfen, sich unabhängiger von der Konkurrenz in Form von Android zu machen. Die Kanadier selbst sollen bereits über die Vergabe von Lizenzen nachgedacht haben, angeblich an HTC und Samsung. Allerdings dürfte deren Interessen gen null tendieren, da sie eng mit Google zusammenarbeiten würden, so zumindest die Aussage von Branchenkennern.

Wie weit fortgeschritten die Gespräche zwischen Microsoft und Nokia auf der einen und Research in Motion auf der anderen Seite waren, ist ebenfalls nicht bekannt. Laut Wall Street Journal haben der US-amerikanische Software-Konzern sowie der finnische Handy-Hersteller über die Möglichkeit eines gemeinsamen Kaufangebots für RIM nachgedacht. Zumindest erste Gespräche mit dem für seine BlackBerrys bekannten Unternehmen soll es dabei gegeben habe, wie mit dem Vorgang vertraute Personen betonen.

Zumindest für die nächsten Monate hat RIM allen Übernahmeangeboten jedoch eine Absage erteilt. Die derzeitige Krise soll unter anderem durch strategische Partnerschaften, unter anderem in Form von Lizenzvergaben, überwunden werden. Zudem will man mehr Kapital aus den Besonderheiten der eigenen Plattform schlagen, insbesondere der eigene Messenger sowie die Server-Infrastruktur sollen als „Hebel“ genutzt werden.

Die Unternehmensführung in Person der beiden gleichberechtigten CEOs war zuletzt in die Kritik von Anlegern und Analysten geraten. Unter anderem wird ihnen vorgeworfen, zu spät auf neue Trends reagiert zu haben, was in teilweise deutlichen Rückgängen des Marktanteils resultierte. Als ein möglicher Ausweg wurde von den Kritikern die Neubesetzung des Chefpostens sowie die Aufspaltung des Unternehmens in zwei oder drei Teile vorgeschlagen.

In der erst vor wenigen Tagen vorgestellten Bilanz des dritten Geschäftsquartals sind die Probleme des kanadischen Herstellers recht deutlich zu sehen: Während der Smartphones-Absatz trotz deutlichem Marktwachstums im Vergleich zum Vorjahr stagnierte, gingen die Auslieferungen des Tablets PlayBook im Vergleich zu den beiden vorherigen Quartalen von 500.000 respektive 250.000 Geräten auf nur noch 150.000 Stück zurück.