Samsung Galaxy Nexus im Test: Gebogenes Smartphone mit Stock Android

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Patrick Bellmer
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Multimedia

Mittlerweile wird auf gute Multimedia-Eigenschaften ebenso viel oder gar noch mehr Wert gelegt als auf eine hohe Gesprächsqualität oder die Konnektivität. Ein wesentlicher Baustein ist dabei die Kamera. Im Falle des Galaxy Nexus handelt es sich um einen Sensor mit fünf Megapixeln, der von einem LED-Blitz sowie einem Autofokus unterstützt wird. Zusammen mit den neuen Funktionen der Kamera-App sollte so eigentlich eine gute Qualität gewährleistet sein.

Testaufnahme

In der Praxis enttäuscht das Ergebnis dann aber ein wenig. Denn Farben werden meist etwas zu schwach aufgezeichnet, zudem neigt die Kamera zu überdurchschnittlichem Bildrauschen sowie schnell verwackelten Aufnahmen. Auffällig ist, wie viel Umgebungslicht der Sensor für eine als vernünftig zu bezeichnende Qualität benötigt. Setzt man in solchen Situationen den Blitz ein, werden Farben durch die zu hohe Helligkeit gänzlich verfälscht. Gewöhnungsbedürftig ist der Umgang mit der neuen Panoramafunktion. Denn ein zu schnelles Drehen während der Aufnahme sorgt für den vorzeitigen Abbruch der Aufzeichnung. Anders als beispielsweise beim Windows Phone 7 wird zudem nicht angezeigt, ob man in Waage ist, hier muss man sich auf sein Gefühl verlassen.

Testaufnahme
Testaufnahme

Wenig überzeugend ist auch die Video-Funktion. Mangels Bildstabilisator führen selbst kleinste Bewegungen zu verwackelten Aufnahmen. Darüber hinaus stören zahlreiche Artefakte sowie deutlich überzogene helle Flächen.

Deutlich besser sieht es bei der Musikwiedergabe aus. Google hat dem vorinstallierten Player einige neue Funktionen spendiert, die die Bedienung stellenweise deutlich erleichtern. Insbesondere die Integration von Google Musik ist sehr gut gelungen, hier stehen zahlreiche Optionen zur Verfügung, mit denen das Streaming-Verhalten gesteuert werden kann. So kann beispielsweise vorgegeben werden, unter welchen Bedingungen auf die Cloud zurückgegriffen werden kann und wann lediglich lokal gespeicherte Titel angezeigt und abgespielt werden sollen. Bei der Sortierung der vorhandenen Stücke orientiert sich Google am Standard, sprich Anzeige nach Titel, Genre, Aktualität und so weiter.

Google Musik

Während die mitgelieferten Kopfhörer des Headsets eine durchaus ausreichende Qualität in puncto Wiedergabe besitzen, fehlt es dem zweiten Lautsprecher des Galaxy Nexus eindeutig an Tiefen. Im Vergleich zu anderen Geräten schneidet Samsung hier aber leicht überdurchschnittlich ab.

Samsung Galaxy Nexus: Kamera mit LED-Blitz
Samsung Galaxy Nexus: Kamera mit LED-Blitz

Beim Bestücken des Galaxy Nexus mit neuen Titeln oder anderen Dateien stößt man dann auf einen Unterschied zu anderen Geräten. Während nahezu alle bislang erhältlichen Android-Smartphones hier auf den Massenspeichermodus zurückgreifen, setzt Samsung beim Nexus auf das Media Transfer Protocol (MTP). Der Nachteil dabei ist, dass man lediglich auf einige festgelegte Ordner und nicht das gesamte Dateisystem Zugriff hat. Zudem unterstützen nicht alle Betriebssystem und Geräte wie beispielsweise Stereo-Anlagen oder AV-Receiver den MTP-Modus. Vor dem Kauf sollte zudem bedacht werden, dass Samsung keine Erweiterung des Speichers via microSD-Karte oder ähnlichem vorgesehen hat. Somit stehen lediglich knapp 14 der verbauten 16 Gigabyte für Musik, Videos, Bilder und Apps zur Verfügung.

Kommunikation

Beim Thema Kommunikation fährt Samsung beim Galaxy Nexus nahezu alles auf, was die Technik derzeit bietet. Das Smartphone funkt sowohl in GSM- als auch in UMTS-Netzen mitsamt allen dazugehörigen Datenübertragungsstandards wie GPRS, EDGE und HSPA. Letzteres ermöglicht bei entsprechend ausgebauten Netzen Download-Geschwindigkeiten von bis 21 Megabit pro Sekunde, im Upload immerhin noch 5,76 Megabit pro Sekunde.

Samsung Galaxy Nexus: Akku
Samsung Galaxy Nexus: Akku

Abseits von Mobilfunknetzen kann auf Bluetooth 3.0, NFC und WLAN zurückgegriffen werden. Letzteres arbeitet wahlweise mit 2,4 oder fünf Gigahertz, was gerade bei zahlreichen drahtlos angebundenen Geräten in einem Netzwerk für Entlastung sorgt. Darüber hinaus können Daten dank DLNA-Zertifizierung an kompatible Geräte wie Fernseher gestreamt werden. Ein bislang noch eher selten verwendetes Feature stellt Wi-Fi Direct dar, welches vom Nutzen her stark an Bluetooth erinnert: Daten können ohne vorhandene Infrastruktur per WLAN übertragen werden, das zweite Gerät muss dafür den Standard nicht einmal unterstützen. Nach wie vor vorhanden ist die Möglichkeit, über das Smartphone via Tethering anderen WLAN-tauglichen Geräten einen Internet-Zugang zu ermöglichen.

Der verbaute NFC-Chip macht hierzulande bislang wenig Sinn, noch immer fehlen flächendeckende Projekte, die das bargeldlose Bezahlen per Smartphone ermöglichen. Somit bleibt als einzige nennenswerte Funktion „Android Beam“ übrig, mit dem Daten zwischen zwei Geräten über kürzeste Distanz ausgetauscht werden können. Verzichten muss man in Deutschland auch auf die LTE-Tauglichkeit. Das sogenannte 4G-Netz wird von der hier erhältlichen Variante des Galaxy Nexus nicht unterstützt.

Neue Möglichkeiten zur Überwachung des Datenvolumens

Die Sprachqualität beim Telefonieren ist überwiegend gut, vereinzelt ist ein leichtes Rauschen zu vernehmen. Nicht ganz so überzeugend wie bei vielen anderen Smartphones arbeitet die Unterdrückung von Nebengeräuschen, für die ein zweites Mikrofon verwendet wird. Zwar werden auch beim Galaxy Nexus viele störende Lärmquellen herausgefiltert, in Summe muss der Gesprächspartner aber mehr in Kauf nehmen als bei den meisten Konkurrenten. Über verpasste Anrufe und neue Nachrichten informiert eine Benachrichtigungs-LED, die unterhalb des Displays verbaut ist. In den Einstellungen kann diese zwar deaktiviert werden, an der zu geringen Blinkfrequenz lässt sich hingegen leider nichts ändern.

Laufzeiten

Mit 1.750 mAh bewegt sich der zum Galaxy Nexus dazugehörige Akku im Bereich dessen, was derzeit in der Oberklasse üblich ist. Dementsprechend sind die gesammelten Erfahrungen nicht wirklich überraschend. Bei „normaler Testnutzung“ – mehrere kurze Telefonate pro Tag, rund 30 Minuten Surfen via UMTS/HSPA, Abgleich zweier E-Mail-Konten via Push – reicht eine Akkuladung für rund eineinhalb bis knapp zwei Tage.

Video-Dauertest
  • 720p Dauertest:
    • Sony Ericsson Xperia Neo (Android 2.3.3)
      8:20
    • Apple iPad 2 (iOS 4.3.5)
      7:30
    • Apple iPhone 4 (iOS 5.0.1)
      7:20
    • HTC Evo 3D (Android 2.3.4)
      7:00
    • Sony Ericsson Xperia Ray (Android 2.3.3)
      6:55
    • Apple iPhone 4S (iOS 5.0.1)
      6:40
    • Apple iPhone 4S (iOS 5.0.0)
      5:40
    • RIM BlackBerry Playbook
      5:33
    • HTC Radar (Windows Phone 7.5)
      4:33
    • Samsung Galaxy Nexus (Android 4.0.1)
      4:27
    • HTC Sensation XL (Android 2.3.5)
      3:56
    • HP TouchPad (webOS 3.0.2)
      3:30
    • HTC Titan (Windows Phone 7.5)
      3:20
Einheit: Stunden, Minuten
Anmerkungen zu den Laufzeiten

Angesichts der schieren Größe des Displays ist dies durchaus überraschend, zeigt jedoch, wie sparsam selbst bei hochgetakteten ARM-Kernen mit Energie umgegangen werden kann. Lastet man die Anzeige jedoch beim Abspielen eines via WLAN gestreamten Videos voll aus, wird auch die Kehrseite des großen Bildschirm sichtbar. Denn mit eine Laufzeit von knapp viereinhalb Stunden reiht man sich im unteren Drittel der Testkandidaten ein. Laut Android gehen dabei 82 Prozent des Energieverbrauchs auf das Display zurück.

Dieses Problem hat dabei das Galaxy Nexus nicht exklusiv für sich, schon beim HTC Sensation XL oder dem HTC Titan war der Einfluss der Display-Größe auf die Laufzeiten deutlich festzustellen. Beim derzeitigen Stand der Technik ist dem nur mit deutlich größeren Energiespeichern entgegenzuwirken, was Vergleich mit Tablets zeigen.

Samsung Galaxy Nexus
Samsung Galaxy Nexus

Bemerkenswert ist allerdings, dass das Display trotz der geringen Maximalhelligkeit einen derartigen Verbrauch aufweist. Das Herunterregeln ist also nur in einem sehr geringen Maße möglich, da in den meisten Fällen das Umgebungslicht zu hell ist. An dieser Stelle muss auch darauf hingewiesen werden, dass die automatische Regulierung derzeit kein geeignetes Mittel zur Verlängerung der Akkulaufzeit ist. Denn in fast allen Fällen ist die Helligkeit zu gering, was in zahlreichen Berichten bestätigt wird.

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