Facebook Timeline bald für jeden verpflichtend

Jirko Alex
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Das soziale Netzwerk Facebook will die Ende des letzten Jahres eingeführte neue Ansicht eines jeden Nutzerprofils bald verbindlich für alle Facebook-Mitglieder einführen. Dies teilte man im Facebook-Blog mit. Der Schritt ruft bereits jetzt Datenschützer auf den Plan.

„Timeline“ ermöglicht eine anpassbare Darstellung der eigenen Facebook-Mitgliedschaft in chronologischer Reihenfolge und setzt zumeist auf eine deutlich auffälligere Darstellung als das bekannte Facebook-Layout. Wer wollte, konnte bisher freiwillig auf das neue Design umstellen. Facebook will Timeline bald allerdings für jeden zur Pflicht machen, ohne allerdings einen genauen Termin für die Umstellung zu nennen. Im Blog heißt es lediglich, dass die Nutzer in ihrem Profil sieben Tage im Voraus benachrichtigt werden, um letzte Einstellungen an Timeline vornehmen zu können. So ist es möglich, die Sichtbarkeit einzelner Beiträge für bestimmte Gruppen zu definieren oder Beiträge komplett aus der Zeitleiste zu löschen.

Datenschützer kritisieren das Vorgehen Facebooks dennoch. Schleswig-Holsteins Datenschutzbeauftragter, Thilo Weichert, nannte die Einführung, so, wie sie geplant ist, „ultradreist“. Er kritisierte in der Donnerstags-Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dass Timeline nun jedem aufgezwungen werde und das Verhalten von Facebook im Widerspruch zu Zusicherungen stehe, die dem irischen Datenschutz gegenüber gemacht wurden. [Facebooks Unternehmenssitz außerhalb der USA ist in Dublin, womit der irische Datenschutz für das soziale Netzwerk zuständig ist, Anm. d. Red.] Demnach hätte Facebook bei einer Änderung der Profileinstellungen die Zustimmung der Nutzer einholen müssen. Andere Kritiker wie der Hamburger Datenschützer Johannes Caspar weisen auf die kurze Zeitspanne hin, die den Nutzern für letzte Korrekturen bleibt. Caspar monierte, dass sieben Tage für die Umstellung – wie es auch jetzt bei der freiwilligen Aktivierung von Timeline ist – im Falle eines Zwangswechsels zu kurz seien. Er hält vielmehr mindestens vier Wochen für erforderlich. Außerdem kritisiert Caspar: „Wenn jetzt nicht mehr die Möglichkeit gegeben sein soll, sich für oder gegen die Chronik zu entscheiden, könnte der soziale Druck weiter steigen, Daten im Netz preis zu geben.“