Alan Wake im Test: Die Nacht ist dein Feind

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Sasan Abdi
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Alan Wake auf einen Blick

Eigentlich wollte Alan Wake nur kurz Urlaub machen, um ein wenig vom Alltagsstress und den damit verbundenen Problemen herunterzukommen. Das auf einer malerischen kleinen Insel gelegene Bright Falls schien dazu bestens geeignet: Weit ab vom Schuss und mit feinster Luft und Umgebung ausgestattet, präsentierte sich das Örtchen als idealer Platz für zwei erholsame Wochen.

Dass der Protagonist des gleichnamigen Spiels in Wahrheit unter Schlafstörungen, verstörenden Albträumen und – als gefeierter Roman-Autor besonders kritisch – einer akuten Schreibblockade leidet, ist zum Einstieg noch nicht offensichtlich. Im Gegenteil: Die Fährüberfahrt nach Bright Falls, bei der Alan und seine Frau Alice sich auf eine schöne, erholsame Zeit freuen, gibt auf diese, wenn man so will: inneren, Begleitumstände keinerlei Hinweis.

Alan Wake – Idyllische Anreise per Fähre
Alan Wake – Idyllische Anreise per Fähre

Doch auch die äußeren Rahmenbedingungen sind alles andere als normal. Vor Ort angelangt, begibt sich Alan ins Diner, um die Schlüssel für die angemietete Blockhütte abzuholen. Eine wirr wirkende, die Dunkelheit des nach hinten liegenden Lager-Abschnitts beäugende Frau links liegen lassend, trifft Alan in dieser dunklen Ecke auf eine seltsame, in schwarz gekleidete Alte, die die Schlüssel zur Hütte samt Wegbeschreibung übergibt.

Im auf einer beschaulichen Insel in einem See liegenden Feriendomizil angelangt, fällt der Strom aus, woraufhin nicht nur Alice verschwindet, sondern Alan zudem alleine in einem Auto an einer verlassenen Unfallstelle aufwacht – Ausgangspunkt für zahlreiche offene Fragen, zu denen neben der nach dem Verbleib von Alice auch gehört, ob und wann Alan träumt, was in den vergangenen sieben Tagen geschehen ist, wem er trauen kann und was es mit der Dunkelheit auf sich hat, die in Brights Fall nicht einfach nur dunkel, sondern lebendig zu sein scheint.

Aus diesem Grundgemenge könnte man unterschiedliche Spiele stricken. Neben einem klassischen Survival-Horror-Shooter wäre auch ein (Point & Click)-Adventure denkbar; Remedy setzt auf eine dynamische Mischung, in der Action nicht zum Splattern von Untoten verkommt, sondern wo ein teils subtiler Gruselfaktor im Vordergrund steht, der mit klassischen Elementen aus Kino und Fernsehen spielt.

„Fernsehen“, das ist ohnehin ein passendes Stichwort bei der Auseinandersetzung mit „Alan Wake“, und das nicht nur, weil man über weitverteilte TV-Geräte immer wieder geschickt an die Meta-Handlung des Spiels angeknüpft wird. Denn neben Elementen von Stephen King (Schriftsteller dreht durch) machen die Verantwortlichen auch immer wieder deutliche Anleihen bei David Lynchs herausragender Fernsehserie „Twin Peaks“, die bis heute aufgrund von einer gekonnten Mischung aus Krimi, Mystery, Horror und Absurdität als Meilenstein gefeiert wird. Und wenn man Baumspitzen beobachtet, durch die etwas derart Großes fegt, dass riesige Tannen umkippen, lässt sich ein gewisser „Lost“-Eindruck kaum leugnen.

Alan Wake – „Lost“-Flair: Die Macht der Dunkelheit
Alan Wake – „Lost“-Flair: Die Macht der Dunkelheit

In der Summe stehen die Zeichen in „Alan Wake“ jedenfalls durchweg auf mysteriös: Warum lebt die Dunkelheit und warum ist sie so unfassbar böse? Wo ist Alice und was hat es mit dem seltsamen Manuskript auf sich, in dem die Geschehnisse immer wieder vorab beschrieben werden und die Alan auf seinen Streifzügen über die Insel immer wieder einsammelt und die sich so langsam aber sicher zu einem großen Ganzen fügen?

Ermöglicht wird der bedrohlich-mysteriöse Grundtenor durch eine unglaubliche dichte Erzählung. Nicht umsonst ist „Alan Wake“ wie eine Fernsehserie konzipiert, die die Geschehnisse in einzelnen Episoden erzählt, welche von einem „was bisher geschah“ eingeleitet und durch einen eigenen Song abgeschlossen werden. Zwischendrin wechseln die spielerischen Abschnitte immer wieder mit umfangreichen Zwischensequenzen, die der Handlung zusätzliche Dynamik geben und so erst recht den Eindruck entstehen lassen, dass man sich in einer interaktiven Fernsehserie befindet.

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