Mass Effect 3 im Test: Auch BioWare ist nicht mehr unfehlbar

 5/6
Sasan Abdi
349 Kommentare

Technik

Grafik

„Mass Effect“ stand noch nie für eine herausragende Grafik, weswegen die dahingehenden Erwartungen auch dieses Mal nicht sonderlich weitreichend ausfielen. Auch der dritte Teil basiert wieder auf der Unreal Engine 3, wobei die Verantwortlichen auch dieses Mal in manchen Momenten wirklich ansehnliche Effekte herauskitzeln.

Weitere Eindrücke aus ME 3
Weitere Eindrücke aus ME 3

Trotz manch fulminanter Explosion und trotz gelungener Gesichter spürt man aber doch immer wieder, dass auch ME 3 – genauso wie das Gros der Konkurrenz – als Multi-Plattform-Titel entwickelt wurde, der ordentlich, aber eben nicht bahnbrechend aussieht. Dementsprechend stößt man – trotz HD-Paket für die PC-Version – immer wieder auf matschige Texturen und auch die unterschiedlichen Areale hätten durchaus etwas mehr Detailverliebtheit vertragen, auch wenn man gerade der Citadel anmerkt, dass BioWare hier mehr Zeit investiert hat, um eine authentische Umwelt zu erschaffen.

Gleiches gilt für die Physik, sodass man die wenigsten Gegenstände zerschießen kann und tödliche getroffene Gegner schon mal ulkig durch die Gegend purzeln. Und auch die Bewegungsabläufe der Charaktere hätten eine Überarbeitung vertragen: Wer einen rennenden Shephard sieht, kann sich durchaus über dessen Motorik wundern.

Weitere Eindrücke aus ME 3

Das Ausbleiben des ganz großen Feuerwerks hat allerdings auch seine vorteilhaften Seiten, denn einen Highend-Rechenknecht braucht man für ME 3 nicht. Auf unserem praxisnahen Testsystem lief das Spiel in maximalen Details und einer Auflösung von 1680 x 1050 bei weitgehend stabilen 50 bis 60 Bildern pro Sekunde.

Sound- & Sprachumsetzung

Die Sound- und Sprachumsetzung ist gewohnt gut geglückt. Die passende Musik gleicht sich dynamisch den Umständen an und unterlegt damit gekonnt actionreiche und dramatische Momente, und auch die deutsche Synchronisation bewegt sich wieder auf einem guten Niveau, auch wenn mancher Veteran schmerzlich die Shephard-Stimme aus dem ersten Teil vermissen dürfte.

KI

Es klang im Abschnitt „Rollenspiel oder Shooter?“ bereits an: Die große Krux am überarbeiteten Kampfsystem ist die künstliche Intelligenz. Diese hat sich anders als erwartet scheinbar überhaupt nicht weiterentwickelt, was schon ein wenig enttäuschend ist.

Grundsätzlich funktioniert ME 3 in dieser Hinsicht so ähnlich wie die „Call of Duty“-Reihe. Statt die gegnerischen NPC mit einiger Kompetenz zu versehen, wird der Spieler an wichtigen Stellen im Missionsverlauf mit mehreren Gegner-Wellen konfrontiert. Auch wenn das Prinzip hier nicht wie bei der Activision-Reihe völlig auf die Spitze getrieben wird, hätte es dem Kampfsystem doch gut getan, wenn die Gegner sich ein wenig schlauer Verhalten und beispielsweise darauf achten würden, dass nicht der halbe Rumpf aus einer Deckung hervorlugt.

Steuerung

In puncto Steuerung ist vieles beim Alten geblieben, sodass man sich schnell wieder einfindet. Erwartungsgemäß merkt man auch ME 3 an, dass der Titel auch für die Konsolen entwickelt wurde. Wer aus diesem Grund schnell zum Gamepad greifen möchte, wird enttäuscht: Die PC-Version bietet keine entsprechende Unterstützung.

Doch auch mit der klassischen Maus-Tastatur-Kombination kommt man trotz ab und an auftretender Ungenauigkeiten gut zurecht. Das Suchen von Deckung ist gerade im hohen Schwierigkeitsgrad entscheidend und wird nun durch einige Overlayer vereinfacht, die einem den direktesten Weg zum „von-Deckung-zu-Deckung-hechten“ anzeigen.

Neu ist auch, dass Shephard nun über eine effektive Nahkampf-Attacke verfügt, die als separates Talent entwickelt werden und sich in Grabenkämpfen und beim Erstürmen von gegnerischen Stellungen als sehr effektiv erweist.

Koop-Modus

Bisher hat sich gezeigt, dass BioWare für ME 3 neben einem neuen Plot vor allem Detailveränderungen liefert. Sucht man nach darüber hinaus gehenden umfassenden Neuerungen, stößt man auf das neue Online-Feature: Ab sofort kann man sich auch mit bis zu drei Mitspielern in kooperative Schlachten stürzen, wobei man auf neue Helden und andere Rassen zurückgreifen kann bzw. muss, da Shephard hier keine Rolle spielt.

So richtig spannend wirken die Kämpfe allerdings nicht, da die Spieler einfach nur mit zig Gegner-Wellen konfrontiert werden und zwischendurch Mini-Aufträge wie den Upload von Daten erfüllen müssen. Für mehr Motivation sorgt da schon, dass man die erwähnten Kriegsaktivposten auf diese Weise weiter erhöhen kann, sodass, wer in dieser Hinsicht die volle Prozentzahl erreichen will, erst recht Zeit in den Modus investieren wird.

Zudem lassen sich über die hier gewonnenen Erfahrungspunkte neue Modifikationsmöglichkeiten und Waffen freischalten, sodass die Funktion trotz einer gewissen Eintönigkeit durchaus als nette Dreingabe gewertet werden kann.