Spielekonsolen verbrauchen 70% ihres Stroms im Idle-Modus

Jirko Alex
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Forscher der Carnegie Mellon University haben sich den Energieverbrauch der drei aktuellen Konsolen von Microsoft, Nintendo und Sony in den USA angesehen und kamen dabei zu dem Ergebnis, dass die Spielekonsolen einen Großteil ihres Strombedarfs im Idle-Modus erzeugen. Dabei könnte diesem Umstand leicht begegnet werden.

In ihrem Artikel (PDF)Electricity consumption and energy savings potential of video game consoles in the United States“ untersuchten die Wissenschaftler der Carnegie Mellon University den Energiebedarf der Konsolen PlayStation 3, Xbox 360 und Wii. Die Studie betrifft nur US-amerikanische Haushalte und nutzt Daten aus dem Jahr 2010. Dabei stellte man fest, dass der Großteil des Energiebedarfs aller drei Konsolen im Idle-Betrieb – also im eingeschalteten, aber „untätigen“ Zustand – zustande kommt. Da die Konsolen in diesem Betriebsmodus, anders als im Standby, noch einen sehr hohen Energiebedarf haben, summiere sich der Anteil am Gesamtenergiebedarf auf knapp 70 Prozent, so die Wissenschaftler.

Im Detail werden in der Studie die folgenden Verbrauchswerte errechnet:

Verbrauchswerte von Spielekonsolen (USA, 2010, Basisszenario, Angaben in GWh)
Betriebsmodus Microsoft Xbox 360 Sony PlayStation 3 Nintendo Wii
Standby 370 90 1.100
Active 1.600 890 80
Idle 6.800 4.100 1.000
Gesamt (ca.) 8.700 5.100 2.200

Je nach betrachteter Konsole beträgt der Anteil des Idle-Bedarfs am Gesamtenergiebedarf 50 Prozent (Wii) bis zirka 80 Prozent (PlayStation 3). In die Berechnungen flossen unter anderem das Nutzungsverhalten der jeweiligen Konsolenbesitzer sowie die Verkaufszahlen der entsprechenden Konsolen (beachtet wurden dabei die unterschiedlichen Revisionen einer Konsole, die teils zu Verbrauchssenkungen führten) ein. Das Ergebnis ist dabei durchaus schockierend, sagt es doch aus, dass etwa 70 Prozent des Energiebedarfs oder in absoluten Werten etwa 12 TWh dadurch entstehen, dass Konsolen zwischen den einzelnen Nutzungsphasen eingeschaltet bleiben, aber ungenutzt herumstehen.

Die Lösung des Problems wäre dabei relativ einfach: Sowohl Xbox 360 als auch PlayStation 3 bieten ein Auto-Off-Feature, das bei längerem Idle-Betrieb die Konsole automatisch herunterfahren kann. Dieses Feature ist aber nicht standardmäßig eingeschaltet. Die Verfasser der Studie empfehlen den Konsolenherstellern, genau das per Firmwareupdate zu ändern und den Nutzer so zu „zwingen“, wenn er das Auto-Off-Feature nicht wünscht, dieses per Opt-out zu deaktivieren statt es erst aktivieren zu müssen. Bereits bei einer automatischen Abschaltung nach einer Stunde im Idle-Modus ließe sich damit ein Großteil des Energiebedarfs der Konsole einsparen.

Allerdings, und auch das muss herausgestellt werden: Obwohl die Nintendo Wii im Vergleich mit den beiden anderen Spielekonsolen von Sony und Microsoft einen eher geringen Verbrauch im Idle-Modus hat (11 Watt gegenüber 75 bis ca. 170 Watt (Xbox 360/PlayStation 3 je nach Revision), liegt ihr Standby-Verbrauch deutlich höher als bei der Konkurrenz. Das hängt mit dem standardmäßig aktivierten Feature „WiiConnect24“ zusammen, das dauerhaft eine WLAN-Verbindung aufrecht erhält, um Statusmeldungen und Updates im Standby-Modus erhalten zu können. Bei Nintendos Konsole Wii wäre also neben einem Auto-Off-Feature auch eine Überarbeitung des Standby-Modus wünschenswert.

Abschließend sei gesagt, dass die in der Studie getätigten Annahmen nicht auf jede Einzelperson zutreffen müssen und eine Betrachtung pro Konsole vermutlich auch nie zu großem Entsetzen führen wird. In Summe ist aber anzunehmen, dass ein durchaus riesiger Energiebedarf – selbst die Hälfte der geschätzten 70 Prozent wären für ungenutzte Zeit enorm (!) – für lau entsteht und das dem jeder für sich begegnen kann.