Erneut Übernahmegerüchte rund um Nokia

Patrick Bellmer
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Nachdem Nokia gestern die Streichung von weiteren 10.000 Arbeitsplätzen bekannt gegeben hat, kommen nun erneut Übernahmegerüchte auf. Grund dafür ist der extrem schlechte Kurs der eigenen Aktie, wie Bloomberg berichtet.

Als potentieller Käufer gilt dabei aber nicht mehr – wie in der Vergangenheit – Samsung. Nach Ansicht von Analysten täte sich der derzeit größte Handy-Hersteller der Welt mit dem Kauf des finnischen Konkurrenten keinen großen Gefallen und würde seine in den letzten Monaten gesteigerten Margen damit wieder schmälern. Zudem sei Samsung in nahezu allen Segmenten des Handy-Marktes gut aufgestellt und biete wie auch Nokia Geräte auf Basis von Windows Phone an.

Stattdessen wird von verschiedenen Branchenkennern Microsoft ein Interesse an einer Übernahme nachgesagt. Zwar hatte der Software-Konzern schon in der Vergangenheit immer wieder entsprechende Spekulationen dementiert, seitdem haben sich die Verhältnisse aber geändert. Unter dem Fall Nokias würden auch die eigenen Smartphone-Geschäfte leiden. Mittlerweile sind die Finnen der wichtigste Hardware-Partner Microsofts im Mobilfunkgeschäft, die Auswirkungen auf die Verbreitung von Windows Phone wären im Ernstfall gravierend. Die Übernahme des traditionsreichen Handy-Herstellers wäre somit ein Stück weit Eigenschutz. Verlockend soll aber auch das umfangreiche Patentportfolio sein, das zahlreiche Techniken im Bereich der Kommunikation abdeckt.

Weitaus spekulativer sind die Aussagen bezüglich eines Interesses von Seiten chinesischer Hersteller. Insbesondere der Name ZTE wird hier von verschiedenen Branchenkennern genannt, das Unternehmen selbst hat allerdings kein Interesse an Nokia bekundet. Dabei würde man mit diesem Schritt Zugriff auf wichtige Vertriebskanäle und Know How bekommen.

Mit einer gewissen Portion Zynismus kommentierte der New Yorker Analyst Michael Holland die Übernahmegerüchte: „Ich bin sicher, dass es bei diesen Preisen viel billiger ist Nokia zu kaufen als etwas eigenes aufzubauen.“. Damit spielt Holland auf die ebenfalls unwahrscheinliche aber denkbare Option einer Übernahme durch einen Branchenneuling an. Bei einem Börsenwert von derzeit weniger als sieben Milliarden Euro zumindest nicht gänzlich unmöglich.