Android 4.1 im Test: Zwei Wochen mit „Jelly Bean“

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Mahir Kulalic
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Project Butter

Unter dem Namen „Project Butter“ hat Google drei Änderungen vorgestellt, die in Kombination eine schnellere Reaktion auf Benutzereingaben sowie eine flüssigere Darstellung von Animationen bewirken: Vertikale Synchronisation, Dreifachpufferung und eine schnellere Reaktion auf Berührungen des Touchscreens.

Android 4.1 nutzt vertikale Synchronisation (VSync) mit einer konstanten Bildwiederholfrequenz von 60 Bildern pro Sekunde. VSync verhindert Tearing, indem die Grafikeinheit nur komplett fertig zusammengestellte Frames auf dem Display darstellt. Das heißt, erst nachdem die Software einen Frame komplett fertig in den „Back Buffer“ gezeichnet hat, kopiert die Grafikeinheit jenen in ihren „Front-Buffer“ (Video-RAM bzw. Display-Inhalt).

Damit kombiniert wird Dreifachpufferung anstatt Doppelpufferung. Bei der Kombination aus VSync und Doppelpufferung (ein Back-Buffer und ein Front-Buffer, siehe oben) müssen der Prozessor und die Grafikeinheit aufeinander warten, schließlich soll die Grafikeinheit keine unfertigen Frames kopieren und die Software darf mit dem Zusammenstellen des neuen Frames erst dann beginnen, wenn die Grafikeinheit jenen aus dem Back Buffer in ihren Front Buffer kopiert hat. Diesen Nachteil umgeht Dreifachpufferung mit einem zweiten Back Buffer, also auf Kosten eines höheren Speicherverbauchs: Einer der beiden Back Buffer enthält jederzeit einen komplett fertigen Frame und der andere Back Buffer steht der Software jederzeit zum Zusammenstellen eines neuen Frames zur Verfügung. Folglich können der Prozessor und die Grafikeinheit unabhängig voneinander so schnell arbeiten wie möglich.

Die Reaktionsgeschwindigkeit bei Touch-Eingaben wurde durch verschiedene Änderungen verbessert. Erstens wird der Prozessor bei Touch-Eingaben nun pauschal kurzzeitig aus seinem eventuellen Stromsparmodus bzw. Tiefschlaf gerissen („CPU Input Boost“). Zweitens übermittelt Android an Apps nun diejenigen Touch-Koordinaten, an denen sich der Finger beim Zeichnen des nächsten Frames wahrscheinlich befinden wird. Und drittens versucht Android 4.1 zu antizipieren, welcher Befehl mit dem Finger als nächstes ausgeführt werden könnte.

In natura zeigt sich, dass die großen Veränderungen Wirkung zeigen. In allen Belangen läuft Android 4.1 flüssiger als Android 4.0. Der Wechsel zwischen geöffneten Apps erfolgt flüssiger und hat eine neue Animation in Form eines Einschubs erhalten. Zusätzlich ist sowohl das Wechseln der Homescreens oder das Scrollen in Listen flüssiger geworden. Das Gleiche lässt sich auf den App-Launcher übertragen: Ruckelte unter Android 4.0.4 gelegentlich das schnelle Blättern zwischen Apps und Widgets, geht dies nun ohne Unterbrechungen von der Hand. Auch der „CPU Input Boost“ hält seine Versprechen: Die Apps starten ohne merkliche Verzögerung und holen ein Mehr an Leistung aus dem etwas betagtem Zweikern-Prozessor. Dieser öffnet einige Apps nun teils auf Niveau eines der aktuellen Quad-Core-Smartphones wie dem HTC One X, dem Samsung Galaxy S III oder dem LG Optimus 4X HD, zumindest im Vergleich zu der Leistung der Konkurrenten unter Android 4.0.

Trotz allem kocht auch Google nur mit Wasser. So lässt sich sagen, dass es dem Internet-Konzern durchaus gelungen ist, Androids Schwachstellen hinsichtlich der flüssigen Bedienung weitgehend vergessen zu machen, doch nach wie vor kann man das Smartphone bei enorm hoher Belastung ins Stottern bringen. Trotz allem sind dies eher Ausnahmesituationen, so dass Android 4.1 einen wichtigen und großen Schritt nach vorne macht – nun bleibt zu hoffen, dass dies auch schnellstmöglich auf dem Massenmarkt Einzug hält.

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