Data Mining als Rezept gegen Betrugsfälle bei Banken?

Maximilian Schlafer
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Wie in einem etwas älteren Artikel auf der vom renommierten MIT herausgegebenen Seite technologyreview.com beschrieben wird, will eine US-amerikanische Firma namens Digital Reasoning ein Instrument entwickelt haben, mit dem es großen Bankhäusern möglich sein soll, Betrugsfälle in ihren Reihen leichter aufzuspüren.

Das soll mit Hilfe von automatisierten Analysen des Email-Verkehrs der Beschäftigten untereinander erfolgen. Die dafür vorgesehene Software soll dabei – bedingt durch Anleihen aus dem Bereich des sogenannten „maschinellen Lernens“ – in der Lage sein, vollautomatisch große Textdatenmengen nach einschlägig vorbelasteten Passagen zu durchkämmen. Die Funktionsweise wird dahingehend beschrieben, dass die Software sich statistischer Modelle und Trainingsalgorithmen bedient, mit deren Hilfe Sätze in „Sinneinheiten“ zerlegt werden. Sodann erfolgt eine Verknüpfung der verwendeten Wörter und der Satzteile miteinander, wodurch ein Vergleich in einem Kontext möglich wird.

Durch diese Software soll es laut Digital Reasoning den Compliance-Abteilungen von Bankhäusern möglich gemacht werden, frühzeitig Insiderhandel und sonstige rechtlich unzulässige Aktivitäten ihrer Angestellten aufzudecken und zu verhindern. Die dadurch möglichen Einsparungen sollen sich im einstelligen Milliardenbereich bewegen. Als Beispiel für den sinnvollen Einsatz eines solchen Systems wird auf die Erkenntnisse einer Untersuchung des US-Senats zur Finanzkrise verwiesen, bei der sich herausstellte, dass Angestellte der Investmentbank Goldman-Sachs untereinander schon 2007 (also ein Jahr vor dem Kollaps 2008) damit angaben, Kunden schlechte Investments aufgeschwatzt zu haben.

Einem IT-Berater für Firmen aus dem Finanzbereich zufolge soll es bei Banken vor allem in diesen Belangen noch enormen Nachholbedarf geben. Der Bereich sei bislang aufgrund der auf den ersten Blick nicht erkennbaren Profitträchtigkeit bisher völlig unterentwickelt.

Digital Reasoning soll bisher auch mit amerikanischen Geheimdiensten und der US-Army zusammengearbeitet haben. Letztere nutzte die Software der Firma 2010 in Afghanistan, um so einen leichteren Überblick über die bekannten Kontakte feindlicher Kämpfer und Organisationen untereinander zu erhalten. Großkunden aus dem Finanzbereich sind aber bislang noch keine bekannt.

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