Apple iPhone 5 im Test: Das erste iOS-Smartphone mit vier Zoll

 8/8
Patrick Bellmer
261 Kommentare

Persönliches Fazit von Frank Hüber

Beim Blick in die Verpackung des iPhone 5 ereilt viele derselbe Eindruck: Die in die Länge gezogene Form des iPhone 5 durch das größere jedoch nicht breitere Display wirkt sehr ungewohnt, obwohl man das Seitenverhältnis von 16:9 eigentlich von allen anderen Geräten kennt. Dennoch sieht es nach etlichen Jahren, in denen Apple auf 3:2 setzte, im ersten Moment unstimmig aus.

Die zweite Überraschung kommt dann beim Anheben des Smartphones. Das iPhone 5 fühlt sich sehr leicht an, fast schon zu leicht. Die Reduktion des Gewichts von 140 Gramm eines iPhone 4S auf die 112 Gramm des iPhone 5 ist neben der Größe des Displays der beachtlichste Unterschied zwischen beiden Geräten. Dieses Gefühl wird außerdem durch die neue Aluminium-Rückseite des iPhone 5 unterstrichen, die jedoch weniger Halt als die Glasrückseite des iPhone 4(S) bietet. Leider ist sie ebenso wie der neu gestaltete Rahmen des iPhone 5 deutlich anfälliger für Kratzer als das bisherige Glas. Ohne Schutzhülle sollte das iPhone 5 deshalb nicht benutzt werden, sofern man Kratzer nicht wissentlich in Kauf nimmt. Bis auf die Kratzeranfälligkeit gibt es in Sachen Verarbeitung auch am iPhone 5 nichts auszusetzen. Apple versteht es zweifellos, verschiedene Materialien gekonnt miteinander zu verbinden und dem Kunden optisch sowie haptisch einen sehr hochwertigen Eindruck zu vermitteln.

Ist die Displaygröße in den ersten Stunden nach der Inbetriebnahme immer wieder ungewohnt, wenn man das iPhone 5 zur Hand nimmt, gewöhnt man sich schon nach wenigen Stunden an das neue Format und ist vom zusätzlich sichtbaren Inhalt insbesondere beim Internetsurfen das ein oder andere Mal positiv überrascht.

Der neue „Lightning“ genannte Dock-Anschluss sieht sehr viel zeitgemäßer als sein 30-Pin-Vorgänger aus, hat für Käufer, die bereits über Apple-Zubehör verfügen, im Alltag derzeit aber keinerlei Vor- sondern ausschließlich Nachteile. Ein magnetischer Kontakt wie beim Magsafe-Anschluss der Macbooks wäre hingegen eine Neuerung gewesen, die man dem Kunden positiv hätte verkaufen können.

Erste Eindrücke zum Apple iPhone 5

Abgesehen vom technischen Innenleben, das nur einen Bruchteil aller Käufer des iPhone 5 überhaupt interessiert, bietet das iPhone 5 abseits der optischen Überarbeitungen und der leicht gestreckten Größe keine so dramatischen Veränderungen, dass Besitzer eines iPhone 4 oder iPhone 4S über einen Umstieg nachdenken müssten. Denn auch wenn die Leistung auf dem Papier enorm gesteigert wurde, merkt man hiervon im Alltag und wenn man das iPhone nicht als mobile Spielekonsole einsetzt nur sehr wenig. Zwar werden Webseiten schneller aufgebaut und Anwendungen schneller geladen, wahrnehmen wird man dies in den meisten Fällen jedoch nur, wenn man wie wir beide Geräte direkt nebeneinander legt. Apple hat mit iOS nämlich ein derart flüssiges Betriebssystem in petto, dass man auch auf einem iPhone 4(S) nicht mit Aussetzern zu kämpfen hat. Ob die in iOS immer weiter forcierten Einschränkungen (siehe ComputerBase-Bericht) für ältere Geräte ein Umstand sind, der einen iPhone-4-Besitzer dann doch zum Umstieg bewegt, muss jeder selbst entscheiden. Besitzer eines iPhone 4S müssen sich diese Frage nicht stellen, da sie alle neuen Funktionen aus iOS 6 nutzen können. Doch auch Besitzer eines iPhone 4 sollten zweimal überdenken, ob sie im Alltag Siri, Panorama-Aufnahmen, FaceTime über UMTS/LTE, Flyover, Navigation und eine 3D-Darstellung in Maps tatsächlich brauchen und dies einen Neukauf rechtfertigt. Die größte dieser Einschränkungen für iPhone-4-Besitzer stellt für viele sicherlich das Fehlen der Navigation in Apple Maps dar. Denn auch wenn Apple Maps derzeit für sein Kartenmaterial sehr in der Kritik steht, die Navigation innerhalb Berlins hat mit dem iPhone 5 im Test immer tadellos funktioniert.

Dennoch lässt das iPhone 5 die Innovation vermissen, die viele damals zum Kauf des ersten iPhone animiert hat und nun zum Kauf des iPhone 5 hätte bringen können. Denn auch mit LTE kann Apple nicht punkten. In Deutschland funktioniert LTE im iPhone 5 ohnehin nur im Netz der Telekom und dort nur in wenigen Großstädten. Selbst in Berlin war der LTE-Empfang mit dem iPhone 5 entweder nicht vorhanden oder so schlecht, dass er hinter den Datendurchsatzraten von UMTS zurückblieb.

Das iPhone 5 ist anders als das erste iPhone ein Gerät für die Masse – dem Erfolg der Vorgänger geschuldet. Wer jedoch, wie viele Käufer der ersten Stunde, kein Gerät für die Masse sondern Individualität möchte, sieht sich mittlerweile zurecht nach Alternativen um. Windows Phone stellt weiterhin eine dieser Alternativen dar, die für Early Adopter und Querdenker interessant sind. Mit dem Nokia Lumia 920 erhält man Ende des Jahres darüber hinaus ein Gerät, das technisch deutlich innovationsfreudiger ist als das iPhone 5, dem Apple noch nicht einmal NFC spendiert hat. Und so krankt das iPhone 5 an einem sehr merkwürdigen Umstand: Es sieht zu sehr nach iPhone aus! Das iPhone 5 ist dem iPhone 4 und iPhone 4S optisch zu ähnlich, um sich von diesen klar abzusetzen.

Wem es jedoch weniger um Individualität und Innovation geht, erhält mit dem iPhone 5 ein (bis auf Maps) rundum gelungenes Smartphone, das sich technisch zwar nicht mehr von der Konkurrenz abheben kann, dafür aber durch seine flüssige Benutzeroberfläche, das unerreichte Software-Angebot und seine erstklassige Verarbeitung. Super-sexy und super-langweilig eben.

Persönliches Fazit von Mahir Kulalic

Da ist es also, das neue iPhone 5. Leider ist es nicht so neu, wie man vermuten könnte, sickerte doch bereits vor der offiziellen Vorstellungen mehr durch als bei jedem iPhone vorher. Diese Tatsache nahm einiges an Euphorie bei Fans und Interessenten. Auch wenn das Apple bei Verkaufszahlen von über 5 Millionen Exemplaren am ersten Wochenende herzlich wenig tangieren dürfte. Doch obwohl – oder gerade weil – die Erwartungen, wie so oft, zu hoch gesteckt wurden und das iPhone 5 dem mit Sicherheit nicht gerecht wird, handelt es sich hierbei keinesfalls um ein schlechtes Smartphone.

Aus technischer Sicht wurde das Gerät auf den neuesten Stand gebracht, was bei der Optimierung von Software und Hardware für ein nie dagewesenes, flüssiges Nutzerlebnis sorgt. Auch das Retina Display überzeugte bereits seit seiner Einführung – dank besserer Farbdarstellung und mehr Fläche kommen nun neue Pluspunkte hinzu. Die Kamera wurde stets verbessert und kann ebenfalls mit der Konkurrenz mithalten. Es handelt sich beim iPhone 5 um eine sanfte Evolution, die aber unbedingt nötig war. Der Stellenwert der Veränderungen fällt vor allem im Detail bei der Nutzung im Alltag auf, daher sollte man sein Urteil nicht nur aufgrund des technischen Datenblatts oder der Optik fällen.

Trotz der definitiven Verbesserungen, gibt es aber auch einige Schwachstellen. So fällt die LTE-Unterstützung (zumindest in Deutschland) unter das Motto „Weder Fisch noch Fleisch“. Und auch iOS 6 ist zwar mit interessanten Funktionen ausgestattet, der große „Wow“-Effekt blieb aber aus. Der neue Anschluss „Lightning“ hat seine Vorzüge, schlägt für eingeschränkte Kompatibilität mit älterem Zubehör allerdings mit 29 Euro zu Buche.

Alles in allem ist es Apple gelungen, alle Vorteile seines iPhones weiter zu verbessern und zu pflegen und einige ältere Schwächen auszubügeln. Doch perfekt ist das „5er“ noch lange nicht. Es handelt sich hier trotz allem definitiv um ein Smartphone, das zur derzeitigen Speerspitze gezählt werden kann. Doch die Veränderungen sind nicht jedem Nutzer einen Umstieg wert, vor allem da Apple die Preise hierzulande erhöht hat. Das iPhone polarisiert nach wie vor, möglicherweise mehr denn je. Ähnlich wie bei jedem anderen High-end-Smartphone lässt sich somit sagen: Es ist seinen Kauf wert, wenn man die Vorteile zu nutzen weiß. Alle anderen werden auch mit weniger glücklich.

Verfügbarkeit & Preise

Das Apple iPhone 5 ist in Deutschland seit dem 21. September erhältlich und kann bei verschiedenen Providern im Rahmen von unterschiedlichen Verträgen zu entsprechend variierenden Preisen erstanden werden. In der freien Variante muss mit folgenden Preise gerechnet werden:

Preise iPhone 5
16 GB 32 GB 64 GB
freie Händler (ca.) 679 Euro 789 Euro 899 Euro
Apple/UVP 679 Euro 789 Euro 899 Euro

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.

25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.