Erstes Kickstarter-Projekt scheitert

Max Doll
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Crowdfunding über Kickstarter war eine der Überraschungen 2012, die einen enormen Erfolg verbuchen konnte und die Branche potentiell zu revolutionieren versprach. Zahlreiche Projekte wie die Android-Konsole Ouya oder das Rollenspiel „Project Eternity“ wurden auf diese Weise mit Millionen finanziert.

Nun geraten jedoch erste Titel in unruhige Gewässer und zeigen anschaulich die andere Seite der Plattform. So etwa das zunächst nur als „Old School RPG“ angekündigte Shaker von John Romero, Brenda Brathwaite und Tom Hall. Zweifel am Konzept, das zunächst wenig ausgearbeitet schien, und dem Ruf der dahinter stehenden Entwickler wurden bereits zu Beginn der Kickstarter-Aktion laut.

Nachdem trotz nur noch 13 Tagen Restlaufzeit erst 250.000 der angepeilten einen Million US-Dollar eingegangen sind, entschied sich das Studio, das Projekt einzustellen. „Letztlich war unser Pitch nicht stark genug“, erklärten Brathwaite und Hall. Nun wolle man das Feedback der Nutzer auswerten und mit einem besseren Konzept einen neuen Versuch wagen. Da das Projekt ebenso wie voraussichtlich das Weltraum-Strategiespiel „Nexus 2: The Gods Awaken“ nicht gestartet wurde, entsteht den sogenannten „Backern“ kein Nachteil – das Geld wird erst bei Erreichen der Mindestsumme gebucht.

Für die Unterstützer des rundenbasierten Horrorspiels „Haunts: The Manse Macabre“ sehen die Vorzeichen hingegen düster aus. Wie in einem Update auf Kickstarter nach einer längeren Sendepause zum Projektstatus erklärt wurde, stehen die Arbeiten derzeit aus Geldmangel still. Das Spiel sei zwar im groben Rahmen fertiggestellt, aber derzeit noch voller Bugs und teilweise unspielbar. Zwar sind prinzipiell noch zwei Mitglieder des Entwicklerteams an Bord, ein Programmierer hingegen nicht mehr.

Damit stand oder steht das Projekt kurz vor seinem Ende – ohne das „Backer“ eine Aussicht auf das Produkt oder ihr Geld hätten. Dieses soll zwar bei einem endgültigen Scheitern zurückgezahlt werden, sofern die Unterstützer diese Option manuell beantragen – wobei die Herkunft des Geldes ungeklärt bleibt, denn die Kickstarter-Beträge sind in der Entwicklung des Titels versickert.

Immerhin möchte der Kopf hinter „Haunts: The Manse Macabre“, Rick Dakan, selbigen nicht in den Sand stecken und übernimmt in einem sehr offenen Beitrag die Verantwortung für den katastrophalen Verlauf seines Projekts. Nach Fehlentscheidungen und -einschätzungen, erklärt der ehemalige Lead Designer von „City of Heroes“, habe man die finanziellen Reserven fast vollständig aufgebraucht. Neben der Übernahme des Spiels durch Blue Mammoth, einem befreundeten Studio, mit ungewissem Erscheinungstermin steht außerdem die Veröffentlichung des Quellcodes unter einer Open-Source-Lizenz im Raum. In letzterem Falle deutete Dakan außerdem an, in seiner Freizeit mit Hilfe der Community weiter an dem Spiel zu arbeiten. Dies entspricht der Idee hinter Kickstarter, die gerade auf die Entwicklung eines Spiels in Einklang mit seiner Nutzerbasis zielt, noch am ehesten.

Trotzdem zeigen die Spiele eindeutig, dass Kickstarter größere Risiken birgt, als es angesichts der allgemeinen Euphorie und immer neuen Finanzierungsrekorden den Anschein haben mag. Nicht zuletzt sind bisher erst wenige Projekte auch beendet worden, denn ein Großteil soll laut den jeweiligen Entwicklungsplänen frühestens 2013 auf den Markt gelangen – eine Garantie gibt es dafür aber nicht.