Kim Dotcom Schmitz plant neuen Filehoster

Ferdinand Thommes
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Kim Dotcom Schmitz, schillernde Szenefigur und Gründer des vom FBI zerschlagenen Filehosters „Megaupload“ plant einen neuen Service. Einzelheiten dazu gab er in einem Interview mit dem US-Magazin Wired jetzt bekannt.

Dotcom Schmitz und seine Partner lassen sich offenbar von der drohenden Auslieferung an die USA und einem anhängigen Verfahren wegen Verschwörung, Bildung einer kriminellen Vereinigung, Verabredung zu Verstößen gegen das Copyright und anderer Anklagen nicht davon abhalten, eine neue Unternehmung zu planen, die dieses Jahr noch durchstarten soll. Mit den Worten „Megaupload Is Dead. Long Live Mega!“ gibt Dotcom im Szene-Magazin Wired die Richtung vor. Der neue Service namens „Mega“ soll die gleichen Dienste anbieten wie sein Vorläufer Megaupload.

Megaupload wurde zum Verhängnis, dass der Dienst im großen Stil zum Tausch von urheberrechtlich geschütztem Material genutzt wurde. Die neuesten Hollywood Produktionen wurden oft bereits vor ihrem offiziellen Kinostart dort getauscht. Im Januar 2012 wurde der Dienst vom FBI zerschlagen und Dotcom Schmitz und einige Partner in Neuseeland vorübergehend verhaftet und die Vermögen beschlagnahmt. Die Inhaftierten sind mittlerweile wieder frei, die Vermögen zum Teil freigegeben.

Mittlerweile wurde die Hausdurchsuchung, die zur Beschlagnahmung von großen Mengen an potenziellem Beweismaterial führte, vom neuseeländischen High Court als rechtswidrig und somit unzulässig erklärt. Das FBI ließ sich erwischen, wie einige GByte an Beweismaterial unzulässigerweise von Neuseeland in die USA transferiert wurden. Aufgrund juristischer Streitfragen wurde das Auslieferungsverfahren auf März 2013 verschoben. Schmitz selbst bot der US-Justiz an, freiwillig zum Verfahren in den USA anzutreten, wenn man ihm und seinen Mitangeklagten weitere Bankkonten freigibt, um angemessen für die Familien sorgen zu können und für eine angemessene Verteidigung bezahlen zu können.

Trotz alledem kündigt Schmitz mit „Mega“ ein neues Portal gleichen Zuschnitts an. Mega soll es den Kunden erlauben, Daten fast beliebiger Größe in die Cloud hochzuladen, zu speichern, zu bearbeiten und mit anderen zu teilen. Wie er dem Wired-Magazin im Interview erklärt, ziehe er allerdings Lehren aus den Vorfällen um Megaupload. Der neue Dienst soll redundant ausgelegt sein. Die Daten sollen jeweils auf mindestens zwei Servern in zwei verschiedenen Ländern vorgehalten werden. Was aber noch wichtiger ist und sowohl die Daten der Kunden schützt als auch den Dienstleister Schmitz aus der Verantwortung für die gehosteten Daten entlassen soll, ist ein kryptografisches Verfahren auf der Basis von AES-Verschlüsselung.

Schmitz und sein Partner bei Mega, Mathias Ortmann, erklären, dass eine Datei, bevor sie den heimischen Rechner in Richtung Cloud verlässt, diese in der Client-Anwendung im Browser des Kunden per One-Click-Verfahren mit dem AES-Algorithmus verschlüsselt wird. Der Kunde erhält zu der Datei einen Schlüssel, um die Datei wieder entschlüsseln zu können. Somit weiß nur der Kunde über den Inhalt der Datei Bescheid. Die Mega-Macher sehen sich somit in Unkenntnis der gehosteten Inhalte und somit nicht haftbar für Verstöße gegen Gesetze.

Dotcom erläutert, sollten die Server gehackt, gestohlen werden oder von Behörden beschlagnahmt, so seien die Dateien der Kunden ohne den privaten Schlüssel vor neugierigen Blicken geschützt. Nach seiner Ansicht ist der einzige Weg, diesen Dienst zu stoppen, Kryptografie ganz zu verbieten. Selbst wenn ein Server nicht mehr zugänglich sein sollte, seien die Daten der Kunden sicher, da sie mindestens in einer Kopie auf anderen Servern existieren.

Julie Samuels, Anwältin bei der Electronic Frontier Foundation (EFF) sagt zum neuen Geschäftsmodell von Kim Schmitz: „Dieser Dienst mag zwar die Regeln des Katz-und-Maus Spiels in diesem Zusammenhang ändern, es bleibt trotzdem ein Katz-und-Maus Spiel.

Dotcom betont ausdrücklich, mit Mega wolle man keinesfalls den USA und Hollywood „den Finger zeigen“. Man sei im Fall einer Urheberechtsverletzung seitens eines Kunden bereit, diese Daten jederzeit zu entfernen. Dies gelte für den Fall, dass im Internet Dateien samt Schlüssel zum Auspacken auftauchen sollten.

Ob der Dienst Realität wird, bleibt abzuwarten. Noch schuldet Dotcom der Welt den angekündigten Dienst Megabox.