Nokia Lumia 820/920 im Test: Die neuen High-End-Modelle mit Windows Phone

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Nicolas La Rocco (+1)
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Multimedia

Beiden neuen Lumia gemein sind zahlreiche Unterhaltungsfunktionen. Dazu gehören neben dem in Windows Phone 8 integrierten Mobilableger des Internet Explorer 10 natürlich auch der Windows Store für Applikationen sowie Shops für Video und Musik. Für letzteres stehen gleich zwei virtuelle Läden zur Verfügung, Microsofts Xbox Music sowie Nokia Musik. Beide Portale bieten neben Kaufmusik auch Streaming-Optionen, die sich zumindest in der kostenlose Variante unterscheiden: Während Microsoft das monatliche Volumen begrenzt (in der aktuelle Startphase noch nicht) und Werbung einblendet, lassen sich bei Nokia Titel nur begrenzt direkt auswählen und Vorschläge können nur sechsmal pro Stunde übersprungen werden. Geboten werden dafür zahlreiche Mix-Vorschläge, die für jeden Geschmack etwas bieten (sollten). Auffällig jedoch: Wie auch bei Apps ist das Angebot an Musik und Videos deutlich geringer als bei Apples iOS, dem Platzhirschen in diesem Bereich; der wiederum kein kostenloses Modell bietet.

Alleinstellungsmerkmale sind aber auch die im Vergleich zu anderen Windows-Phone-8-Geräten umfangreicheren Karten- und Navigationslösungen sowie der City Navigator. Dabei handelt es sich um eine Augmented-Reality-Applikation, die in der Nähe liegende Geschäfte, Restaurants, Sehenswürdigkeiten und andere interessante Punkte direkt mit dem Kamerabild verknüpft und auf dem Display einblendet.

Lumia 820

Im Lumia 820 verbaut Nokia einen mittlerweile klassenüblichen Sensor mit acht Megapixeln, der selbst unter widrigen Bedingungen an einem deutschen Novembertag sehr ansehnliche Ergebnisse liefert. Die Kamera weiß mit einer sehr neutralen Farbgestaltung zu gefallen und bietet einen hohen Schärfegrad, der im Bildhintergrund aber etwas verloren geht. Diese minimale Kritik ist aber zu verschmerzen, denn ansonsten liefert die Kamera mehr als nur gute Ergebnisse. Begibt man sich näher zum gewünschten Objekt, entstehen weiterhin sehr gute Aufnahmen, die viele Details zum Vorschein bringen. Das Öffnen der Kamera benötigt zwar einen kurzen Moment, doch betrachtet man die Auslösezeit, so geht das Lumia 820 sehr zügig zu Werke und bietet auch für eilige Aufnahmen die benötigte Leistung.

Wechselt man im Menü der Kamera auf den vorderen Sensor, so steht nur noch ein Bruchteil der ursprünglichen Auflösung und somit leider auch nur noch ein Bruchteil der Qualität zur Verfügung. Mit 640 × 480 Pixeln entstehen Bilder, die nicht nur sehr klein ausfallen, sondern auch deutlich zur Blöckchenbildung neigen. Für mehr als einen Schnappschuss ist die vorderseitig verbaute Kamera nicht zu gebrauchen. In Sachen Farbgestaltung kann die Kamera dann aber wieder punkten, obwohl dies im Kontext der schlechten Gesamtqualität kaum eine Rolle spielt.

Auch bei Videoaufnahmen muss eine strikte Trennung zwischen rückseitig und vorderseitig verbauter Kamera vollzogen werden. Erstere punktet mit einem sehr guten Resultat, das durch scharfe bis sehr scharfe Aufnahmen erreicht wird, auch wenn Details in der Ferne etwas verloren gehen. Auch etwas schnellere Kameraschwenks meistert das Gerät gut bis sehr gut.

Im kompletten Kontrast dazu steht das Endresultat der Frontkamera, die aufgrund ihrer niedrigen Auflösung zu sehr bescheidenen Ergebnissen führt. Das Bild verschwimmt zu einem grobkörnigen Pixelbrei, sodass sich Details kaum ausmachen lassen. Dies wird auch durch eine sehr niedrige Datenrate gefördert, die im Schnitt etwa bei einem Drittel des zuvor getesteten Motorola RAZR i liegt, wobei die Frontkamera mit der gleichen Auflösung arbeitet. Für eine Selbstaufnahme sollte besser – wenn auch umständlich – auf die rückseitige Kamera zurückgegriffen werden. Unter gut ausgeleuchteten Bedingungen konnte die Person am anderen Ende der Videotelefonie-Leitung zwar den Testprobanden erkennen und gut mit ihm kommunizieren, doch Bildgenuss sieht anders aus.

Lumia 920

Die Hauptkamera des Lumia 920 ähnelt der des kleineren Modells in vielen Punkten: Auch hier löst der Sensor mit acht Megapixeln auf, neben einem Autofokus gibt es auch einen Dual-LED-Blitz und die Linse wird ebenfalls von Carl Zeiss gefertigt. Aber: Nokia setzt beim neuen Flaggschiff auf einen optischen Bildstabilisator. Möglich wird dies durch eine „schwimmende“ Befestigung der Linse, wodurch kleinere Rucklers beim Fotografieren ausgeglichen werden sollen. Mehr Bildqualität im Dunkeln soll zudem die hauseigene PureView-Technik liefern, die sich aber deutlich von der des Nokia 808 PureView unterscheidet.

Bei guten Lichtverhältnissen erreicht die Kamera durchaus ansehnliche Resultate, auch wenn diese im direkten Vergleich mit hochwertigen Kameras meist ein wenig zu dunkel ausfallen. In schlecht beleuchteten Umgebungen kann die Kombination aus Sensor und Software bis zu einem bestimmten Punkt für eine ausreichend hohe Qualität sorgen, Bildrauschen ist dennoch unübersehbar. Ein Stück weit Abhilfe schafft das Abschalten der Vollautomatik, wirklich freie Hand hat der Nutzer aber auch dann nicht.

Ein wenig enttäuschend sieht es in Bezug auf die Video-Qualität aus. Zumindest im Automatikmodus werden Farben oftmals verfälscht aufgezeichnet respektive wiedergegeben, zudem kommt es auch bei guten Lichtverhältnissen vergleichsweise schnell zu Artefaktbildungen. Ein wenig besser verhält es sich im semi-automatischen Modus: Hier kann zwischen vier vordefinierten Weißabgleich-Profilen gewählt werden, die zwar ein besseres, aber noch kein gutes Ergebnis liefern.