Axel-Springer-Chefs attackieren Google

Andreas Frischholz
80 Kommentare

Allmählich nimmt die Debatte rund um das Leistungsschutzrecht hysterische Züge an. Die Führungsetage des Axel-Springer-Verlags geht Google hart an: Der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner vergleicht Google mit einer „Hehlerbande“, Chef-Lobbyist Christoph Keese bezeichnete den Internetkonzern als „eine Art Taliban“.

Googles Firmenmotto „Don’t be evil“ entspreche nicht der Wirklichkeit, sagte Döpfner gegenüber der Zeit. Das sei so, als „würde eine Hehlerbande bei Amnesty International eine Menschenrechtspetition zur Verteidigung der freien Bürgerrechte beim Ladendiebstahl einreichen“. Der Internetkonzern verfolge nur „erzkapitalistische Interessen“ und wolle sein Geschäftsmodell optimieren. Bezüglich des Streits um das Leistungsschutzrecht wirft er Google vor, der Konzern habe „noch nie nach dem Preis gefragt, der uns vorschwebt“.

Noch einen darauf setzte Axel-Springer-„Außenminister“ Keese, den das Medienmagazin Horizont mit der Aussage zitiert, Google sei eine „Art Taliban und wehrt sich gegen jede Art von Fortschritt“. Mit Fortschritt meint Keese eine Überarbeitung der „robots.txt“, über die Webseiten-Betreiber bestimmen können, ob und welche Inhalte seiner Webseite von den Webcrawlern der Suchmaschinen und News-Aggregatoren erfasst werden sollen. Eine veraltete Technik, so Keese, stattdessen fordert er eine „maschinenlesbare Rechte-Sprache“, die eine „differenzierte Nutzungsbedingungen ausdrücken“ kann. So sollten Verlage entscheiden können, „für wen und in welchen Auszügen ein Text für welchen Preis gewerblich kopierbar oder nicht kopierbar“ ist.

Die Bezeichnung „Taliban“ hat Keese mittlerweile zurückgenommen. In seinem Blog erklärt er, das sei der falsche Ausdruck – eigentlich wollte er Google als „starr oder orthodox“ beschreiben. Er habe weder gesagt noch gemeint, dass „Google ein fundamentalistischer Glaubenskrieger sei“.

Darüber hinaus nannte der Vorstandsvorsitzende Döpfner noch einige Details zu der kommenden Bezahlstrategie des Axel-Springer-Verlags, nach der zum Jahreswechsel die Online-Ausgabe der „Welt“ kostenpflichtig wird, im Laufe des nächsten Jahres folgt dann auch die „Bild“. Die Bezahlsysteme sollen sich dabei am Charakter der jeweiligen Marke orientieren. Bei der Welt kann der Nutzer Artikel zunächst noch kostenlos probelesen, erst nach einer bestimmten Anzahl an Klicks muss man ein Abonnement abschließen. Bei Bild will Döpfner die Inhalte gemäß dem klassischen Boulevard-Modell per Einzelverkäufe absetzen, für die man ein One-Click-Zahlungssystem einsetzen will. Zusätzliche Einnahmesteigerungen erhofft er sich zudem von höheren Werbeeinnahmen, da er sich bei zahlenden Kunden höhere Anzeigenpreise auf dem Werbemarkt verspricht.