Alan Cox zieht sich von der Kernel-Entwicklung zurück

Ferdinand Thommes
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Alan Cox gab nach über 20 Jahren sein Ausscheiden aus der Linux-Kernel-Entwicklung bekannt. Gleichzeitig verlässt er auch seinen Arbeitgeber Intel aus familiären Gründen. Seine Arbeitgeber wie Red Hat oder zuletzt Intel bezahlten ihn für seine Arbeit am Linux-Kernel.

Alan Cox, britischer Kernel-Entwickler der ersten Stunde und Weggefährte von Linus Torvalds, nimmt seinen Abschied, wie er gestern in seinem Google+-Profil bekannt gab. Mit Cox nimmt jemand seinen Hut, der wie kaum ein anderer den Kernel in seiner Gesamtheit kennt. Cox und Torvalds sind zwar in Sachen Kernel-Entwicklung generell unterschiedlicher Ansicht, arbeiteten jedoch über lange Jahre gut zusammen. Torvalds sagt über ihn, er sei in seiner Arbeit übermenschlich. Im Scherz schrieb er einmal über Cox auf einer Mailingliste: „Man beachte, dass niemand alle Beiträge der Linux-Kernel-Mailingliste liest. Tatsache ist: Niemand, der noch genug Zeit haben möchte, um irgendwie am Kernel zu arbeiten, wird auch nur die Hälfte davon lesen. Ausgenommen Alan Cox. Der ist aber eigentlich kein Mensch, sondern etwa tausend Gnome, die in den Höhlen Swanseas arbeiten. Die einzelnen Gnome lesen auch nicht sämtliche Beiträge, sie arbeiten nur einfach ganz gut zusammen.

Bis zur Veröffentlichung von Kernel 2.6 war Cox auch operativ die Nummer zwei. Seitdem ist er für Teilbereiche der Entwicklung zuständig und war in letzter Zeit für die seriellen Treiber im Kernel direkt verantwortlich. Seine wichtigsten Arbeiten am Kernel sind, neben der Pflege der Kernel 2.2 und 2.4, die völlig neue Implementierung des Netzwerk-Moduls im Kernel sowie die ursprüngliche Einführung der SMP-Unterstützung in Linux 2.0.

Alan Cox
Alan Cox (Bild: Wikipedia)

Cox ließ offen, ob er vielleicht sogar einmal zurückkommt, falls die Gegebenheiten es erlauben. Er wird aber jetzt nicht nur bei seinen Kollegen in der Kernel-Entwicklung wegen seines enormen Wissens vermisst werden, sondern genau so von der Linux-Gemeinde, die seine oft bissigen, aber genauso oft treffenden Analysen und Kommentare vermissen wird. Erst vor wenigen Tagen deklarierte Cox das mit über zweimonatiger Verspätung erschienene Fedora 18 zur schlechtesten Red Hat-Distribution, die er kenne.