Sea Sonic G-Series G-550 im Test: 550 Watt mit 80Plus Gold

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Philip Pfab
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Testlabor

Um über PC-Netzteile qualifizierte Aussagen treffen zu können, wird eine sehr aufwändige und teure Testumgebung benötigt. Wir setzen für unsere Testberichte daher weitgehend auf Equipment der Firma Chroma.

Chroma 8000 ATS Teststation

Unsere „Chroma 8000 ATS Teststation“ kombiniert zahlreiche einzelne Module wie Wechselspannungsquelle, elektronische Lasten und integrierte Messausrüstung mit Software-gestützter Ansteuerung über einen Computer. Sobald das ausgewählte Testprogramm gestartet wird, testet die Chroma den Probanden mit den vorgegebenen Einstellungen und gewünschten Verfahren ohne weitere Bedienung. Somit können wir eine 100-prozentige Vergleichbarkeit zwischen den einzelnen Netzteilen herstellen, da bei jedem Testprobanden jede Messung zur exakt gleichen Zeit und in der exakt gleichen Länge durchgeführt wird. Zudem sind Mess- und Ablesefehler durch menschliches Versagen ausgeschlossen. Die Teststation kann eine Last von insgesamt 3000 W erzeugen und damit jedes aktuell auf dem Markt befindliche Netzteil beliebig auslasten.

Chroma 8000 ATS
Chroma 8000 ATS

Unsere Chroma 8000 ATS besteht aus folgenden Modulen:

  • Da das öffentliche Stromnetz vielen Schwankungen unterliegt, ist eine programmierbare Wechselspannungsquelle zur 100-prozentigen Vergleichbarkeit der Netzteile sinnvoll. Unsere Chroma Programmable AC Source 61605 ermöglicht es uns zudem, neben dem heimischen 230-Volt-Netz auch das (für Effizienzmessungen nach 80Plus-Standard verwendete) us-amerikanische 115-Volt-Stromnetz zu simulieren. Praktischerweise erfasst die AC-Source auch gleich zahlreiche Parameter der Eingangsspannung.
  • Das Chroma Digital Powermeter 66202 dient zur präzisen Messung von Eingangsleistung und Leistungsfaktor.
  • 3 Chroma 6334A Mainframes mit insgesamt 10 63630A programmierbaren Lastmodulen erzeugen bei Bedarf bis zu 3000 Watt Last. Zudem werden die anliegenden Spannungen und Ströme gemessen.
  • Der Chroma Timing/Noise Analyzer 5011 erledigt weitere Messungen und ersetzt damit unter anderem ein externes Oszilloskop. Die gemessenen Werte werden direkt als Zahl ausgegeben, klassische Screenshots vom Oszilloskop werden daher nicht mehr benötigt.
  • Chroma Short Circuit / OVP Tester 80612 zur Prüfung der Schutzschaltungen
  • Chroma On/Off-Controller 80613 zum automatisierten Ein- und Ausschalten des Netzteils
  • modifizierte Chroma Test Fixture Anschlussplatine mit zusätzlichen PCI-Express-Steckplätzen
  • Ansteuerung durch Chroma 8000 Software auf Windows-PC, Programmerstellung mittels Chroma 8000 Software Editor Kit
  • Abschirmung gegen Umgebungseinflüsse auf die Messergebnisse durch Metallgitter/-geflecht
  • Indienststellung Mitte 2011
Chroma 8000 Module
Chroma 8000 Module
Modifizierte Chroma Test Fixture Anschlussplatine
Modifizierte Chroma Test Fixture Anschlussplatine

Wir möchten an dieser Stelle offen darauf hinweisen, dass wir für unsere Messungen auf die etwa 90.000 Euro teuren Chroma 8000 von Listan (be quiet!) zurückgreifen, die wir dankenswerterweise für unsere Netzteiltests nutzen dürften. Auch wenn unser Partner selbstverständlich unser vollstes Vertrauen genießt, möchten wir kritische Leser an dieser Stelle auf Folgendes hinweisen:

  1. Wir reisen mit unseren eigenen Testexemplaren an und lassen nicht, wie durchaus üblich, von Mitarbeitern vor Ort „remote“ testen, ohne bei den Tests selbst anwesend zu sein.
  2. Wir sind in der glücklichen Lage, dank der Unterstützung des deutschen Partners von Chroma, der Firma PCE Power Control und unserer eigenen Lizenz des „Chroma 8000 Software Editor Kit“, Lastprogramme auch in der Redaktion vorzubereiten, anzupassen und bearbeiten zu können. Die fertigen Programme können dann vor Ort bequem per USB-Stick auf dem Steuerungscomputer der Chroma importiert werden. Wir können daher nach unserem Belieben eigene Lastszenarien erstellen und sind nicht auf Standard- oder Herstellerszenarien angewiesen. Damit können wir exakt die Testläufe durchführen und nachvollziehen, die wir für die Bewertung eines Netzteils benötigen. Selbstverständlich legen wir alle verwendeten Lasten im Anschluss an diesen Testbericht offen.
  3. Der Testablauf selbst erfolgt vollautomatisch. Die Chroma führt die Tests exakt wie durch das Lastprogramm vorgegeben aus und notiert alle Ergebnisse direkt in einer Datei. Dieses Testprotokoll kopieren wir im Anschluss an den Test auf unseren Datenträger.
  4. Wir testen bei jedem Termin grundsätzlich mehrere Netzteile. Eine systematische Fehlfunktion des Testequipments würde somit alle an diesem Termin getesteten Netzteile in gleicher Weise betreffen. Im Normalfall testen wir dabei auch Produkte aus dem Hause be quiet! sowie etwa ein Dutzend Stromspender der Konkurrenz.
Ein gutes Dutzend Netzteile pro Termin
Ein gutes Dutzend Netzteile pro Termin

Lastkalkulation

Zur Vergleichbarkeit unserer Netzteiltests geben wir grundsätzlich auch die zugrunde liegenden Lastverteilungen an. Die beiden Crossload-Szenarien sind eigenes von uns definierte Extrem-Zustände, die regulären Lasten 10, 20, 50 und 100 Prozent entsprechen exakt den Vorgaben von 80Plus.

Schiene 10% 20% 50% 100% Crossload 12V Crossload Minor
-12V 0,03 0,05 0,13 0,25 0,2 0,2
+5Vsb 0,21 0,42 1,05 2,1 1,0 1,0
+3,3V 1,01 2,02 5,05 10,1 1,0 10
+5V 1,01 2,02 5,05 10,1 1,0 13,4
+12V 3,77 7,54 18,86 37,72 37,72 4,0

Testsysteme für Lautstärkemessung

Der Hauptnachteil der Chroma ist die (lautstarke) aktive Kühlung der Lastmodule, Lautstärkemessungen sind an dieser Stelle daher zwecklos. Wir verbauen deshalb alle Netzteile zusätzlich in reale Computer, um Lüfterdrehzahlen und Schalldruck zu messen. In unseren komplett passiven Testsystemen können wir zudem eventuelle Elektronikgeräusche oder Lüfterschleifen gut wahrnehmen. Vor Beginn der Messungen gewähren wir allen Lüftern zudem 90 Minuten Einlaufzeit.

Testsystem 1:

  • Xilence Netzteiltester
  • DVD-Laufwerk
  • Leistungsaufnahme unter 10 Watt (Szenario 1)

Testsystem 2:

  • Intel Core i3 2120 Prozessor (2 × 3,3 GHz)
  • be quiet! Dark Rock 2 CPU-Kühler
  • Intel DZ77GA-70K Mainboard
  • integrierte Grafik
  • 2 GB DDR3-1600 Corsair XMS3 Speicher
  • Corsair Force GT 120 GB SSD
  • DVD-Laufwerk
  • Windows 7
  • Leistungsaufnahme mit OCCT CPU-Test 75 Watt (Szenario 2)

Testsystem 3:

  • AMD Phenom II X6 Prozessor (6 x 3,3 GHz)
  • be quiet! Dark Rock 2 CPU-Kühler
  • Asus Crosshair IV Formula
  • Nvidia GeForce GTX 570
  • 2 GB DDR3-1600 Corsair XMS3 Speicher
  • Corsair Force GT 120 GB SSD
  • DVD-Laufwerk
  • Windows 7
  • Leistungsaufnahme mit OCCT CPU-Test 180 Watt (Szenario 3)
  • Leistungsaufnahme mit Catzilla Benchmark 320 Watt (Szenario 4)
  • Leistungsaufnahme mit OCCT PSU-Test 425 Watt (Szenario 5)

Testsystem 4:

  • AMD Phenom II X6 Prozessor (6 x 3,3 GHz)
  • be quiet! Dark Rock 2 CPU-Kühler
  • Asus Crosshair IV Formula
  • Palit AMD/ATi Radeon HD 4870X2 Revolution 700 Deluxe 2x1024 MB
  • 2 GB DDR3-1600 Corsair XMS3 Speicher
  • Corsair Force GT 120 GB SSD
  • DVD-Laufwerk
  • Windows 7
  • Leistungsaufnahme mit OCCT PSU-Test 525 Watt (Szenario 6)

Die Leistungsaufnahme der Testsysteme wird mit dem KD 302 Energiekostenmessgerät an der Steckdose erfasst.

Lautstärkemessung:

  • berührungsfreier digitaler Drehzahlmesser zur Bestimmung der Lüfter-Drehzahlen
  • Voltcraft SL-451 Schallpegel-Messgerät
    • Messbereich 30 bis 130 dB(A)
    • Genauigkeit ± 1,4 dB
    • Positionierung des Mikrofons in 50 cm Abstand
    • Hintergrundgeräuschniveau 32,8 dB(A)
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