Ubuntu denkt über „Rolling Release“ nach

Ferdinand Thommes
25 Kommentare

Der jetzige Release-Zyklus von Ubuntu bringt eine neue Version alle sechs Monate. Alle zwei Jahre erhält eine Version besondere Aufmerksamkeit und die Auszeichnung LTS, was für Langzeitsupport steht. Zuletzt war das Ubuntu 12.04. Ab Ubuntu 14.04 LTS wird Canonical unter Umständen das Release-Modell auf Rolling Release umstellen.

In einem öffentlichen Google Hangout bestätigte auf Nachfrage die Managerin des Ubuntu-Kernel-Teams, Leann Ogasawara, dass es schon seit einiger Zeit dahingehende Diskussionen gebe, diese aber durch den PR-Rummel um das Ubuntu Phone bisher nicht an die Öffentlichkeit gedrungen seien. Sie sagt, noch sei nichts in Stein gemeißelt, aber man denke darüber nach, ab Ubuntu 14.04 LTS nur noch alle zwei Jahre eine Veröffentlichung zu machen, die dann immer LTS-Status hat. Zwischen diesen Versionen würde Ubuntu als Rolling Release funktionieren. Beispiele für echte Rolling-Release-Distributionen sind Arch sowie einige auf Debian-Unstable basierende Distributionen.

Für die Nutzer, die auch jetzt schon jeweils nur die LTS-Versionen installieren, würde sich somit nichts ändern. Die Nutzer, die jetzt alle sechs Monate updaten oder neu installieren, würden sich einem neuen System gegenüber sehen – auf sie kommt mehr Eigenverantwortung für ihre Installationen zu. Das bringt Vor- und Nachteile mit sich: Der Vorteil ist, dass, wenn Updates in kleineren Portionen (täglich, wöchentlich) getätigt werden als im Zyklus von sechs Monaten, sich die Chance auf Störungen verringert. Die Frequenz der Updates hängt hier von der Disziplin des Nutzers ab. Empfehlenswert sind erfahrungsgemäß Updates in einem zweiwöchigen Turnus. Somit würden viele Probleme mit den Updates nach jeweils sechs Monaten verhindert. Außerdem muss man das System nicht neu installieren, solange es funktioniert, sondern lässt es einfach „rollen“.

Noch 2009 versuchte Mark Shuttleworth, andere Distributionen von seinem Modell der zeitbasierten Releases zu überzeugen. Das hätte nur Sinn gemacht, wenn Debian als Mutter-Distribution sich dem angeschlossen hätte. Debian blieb aber lieber bei seinem komfortablen „Wir veröffentlichen, wenn wir fertig sind“-Zyklus – somit war die Idee damals vom Tisch. Der jetzige Ansatz ist dazu diametral, würde aber Canonical viel Support und Entwickler-Mannstunden einsparen, von denen nur ein Teil wieder für die Absicherung des Rolling-Release-Prinzips investiert werden müssten.

Technisch gesehen ist das Modell recht simpel umzusetzen, sofern man sich auf ein Repository festlegt, dass zwar „bleeding edge“-Software enthält, aber stabiler als beispielsweise Debian-Experimental ist. Spannender wird allemal, wie die Anwender von Ubuntu sich zu dieser Änderung stellen werden, sofern sie denn kommt. Das folgende Video beantwortet etwa ab der 41. Minute einige Fragen zu den Überlegungen der Entwickler bei Canonical.