Plant die Deutsche Telekom Drosselungen im Breitband?

Patrick Bellmer
632 Kommentare

Nutzer des mobilen Internets kennen die Drosselung der Datenübertragung bereits seit langer Zeit: Wird das vertraglich vereinbarte Volumen binnen eines festen Zeitrahmens überschritten, wird die maximale Übertragungsrate gesenkt. Nun soll es derartige Pläne der Deutschen Telekom auch für das Festnetz-Internet geben.

Dies zumindest berichtet die Seite fanboys.fm, die entsprechende Informationen von einer Mitarbeiterin der Deutschen Telekom erhalten haben will. Dabei ist die Rede von einer „Bandbreitensteuerung“, die für alle Breitbandanschlüsse des größten deutschen Anbieters gelten soll, neben dem klassischen DSL-Anschluss also auch für VDSL sowie die FTTH-Glasfaseranschlüsse, die als „Fiber-Tarife“ beworben werden.

Tatsächlich neu wäre die Herabsetzung der Übertragungsrate dabei nur bei DSL und VDSL mit Entertain-Option. Denn Verträge für FTTH und VDSL ohne Entertain beinhalten bereits eine entsprechende Klausel, die der Deutschen Telekom die „Bandbreitensteuerung“ erlaubt. So wird bei FTTH ab einem monatlichen Übertragungsvolumen von 300 respektive 400 Gigabyte („Fiber 100“ und „Fiber 200“) von 100 und 200 Megabit pro Sekunde auf 384 Kilobit pro Sekunde gebremst; bei VDSL stehen nach 100 oder 200 Gigabyte pro Monate (VDSL 25 und VDSL 50) nur noch sechs statt 25 oder 50 Megabit pro Sekunde im Downstream bereit – der Upstream ist dann auf 576 Kilobit pro Sekunde begrenzt.

Stimmen die Informationen der anonymen Quelle, sollen je nach Tarif die Up- und Download-Raten auf 384 Kilobit pro Sekunde gedrosselt werden – auch bei Nutzung der Entertain-Option. Beim klassischen DSL-Anschluss soll diese Bremse nach 75 Gigabyte greifen, bei VDSL-Kunden nach 200 Gigabyte.

Im Unternehmens-Blog rechtfertigt die Deutsche Telekom derartige Überlegungen mit stetig steigenden Datenaufkommen. „Die Netze müssen also massiv ausgebaut werden und das kostet Milliarden. Auf der anderen Seite kennen die Telekommunikationspreise seit Jahren nur eine Richtung: abwärts und das rasant.“, so der Bonner Konzern. Und weiter: „Eine Lösung wäre tatsächlich, das in den Tarifen enthaltene Datenvolumen zu begrenzen. Der Vorteil ist, dass nur die Kunden mehr zahlen müssten, die tatsächlich mehr Volumen beanspruchen. Bisher ist es so, dass sämtliche Nutzer die intensivere Nutzung einiger quersubventionieren.“. Aber: „Bisher gibt es keine neuen Tarife“, mehr als eine Option für die Zukunft sollen derartige Pläne nicht sein. Vor allem würden bestehende Verträge nicht verändert werden. Telekom-Sprecher Niels Hafenrichter verwies gegenüber ComputerBase auf Nachfrage auf den Blog-Eintrag. Dies sei alles, „was wir zum Thema sagen können“.

Neue Nahrung dürfte dadurch die Debatte rund um die Netzneutralität bekommen. Gegner des limitierten oder überregulierten Zugangs zum Internet werfen den Netzbetreibern schon seit längerer Zeit vor, durch neue Begrenzungen und künstliche Schranken höhere Einnahmen generieren zu wollen. Vor allem die Deutsche Telekom geriet dabei zuletzt immer wieder in die Kritik. So bietet die Mobilfunktochter T-Mobile die Möglichkeit, das durch den Streaming-Dienst Spotify anfallende Datenvolumen gegen die Zahlung von monatlich knapp 10 Euro (inklusive Premium-Account) nicht auf das in puncto Übertragungsgeschwindigkeit unbegrenzte Volumen des Mobilfunkvertrags anzurechnen.