BlackBerry Z10 im Test: Smartphone, zum Comeback verpflichtet

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Sasan Abdi
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BlackBerry 10 OS

Der wichtigste Aspekt bei der Betrachtung des Z10 ist nicht so sehr die Hardware, sondern vielmehr die Software, denn hier zeigt sich zum ersten Mal BlackBerrys neues mobiles Betriebssystem in der Version 10 in freier Wildbahn. Diesem Auftritt kann kaum genügend Bedeutung beigemessen werden: Während das Z10 in einigen Monaten schon wieder in Vergessenheit geraten wird, stellt BlackBerry 10 die Basis dar, auf der das Unternehmen in den kommenden Jahren aufbauen möchte.

Vor diesem Hintergrund kann zunächst festgestellt werden, dass die neue Version der Plattform eine riesige Weiterentwicklung darstellt. Fühlte sich BlackBerry OS 7 noch nach letztem Jahrzehnt an, ist Version 10 vollends in der Gegenwart angekommen. Diese Feststellung ist von entscheidender Bedeutung, da genau dies das erklärte Ziel der vergleichsweise langwierigen Entwicklung ist.

Im Detail machen die Entwickler dabei einige Anleihen bei bestehenden Konkurrenz-Plattformen. Das Rad wird also nicht neu erfunden, sodass die Oberfläche auch bei BlackBerry 10 in durchscrollbare Desktops organisiert ist. Die Standard-Ansicht ist dabei eine App-Fläche, die in vier Reihen zu je vier Icons die beliebtesten Apps enthält. Wischt man nach links, tun sich zwei weitere App-Flächen auf, wobei diese nach Belieben sortiert werden können, sodass die am häufigsten verwendeten Anwendungen auf die erste Seite wandern können.

Vorinstalliert ist hier der Standard, sodass man von Werk ab unter anderem Facebook, Twitter, Foursquare, LinkedIn, Dropbox und die Office-Suite Docs to Go vorfindet. Schade ist, dass es sich bei der YouTube-App bisher nur um eine Verknüpfung zur mobilen Variante der Webseite handelt. Da der HTML5 und Flash unterstützende Browser aber schnell arbeitet und sich obendrein wunderbar flüssig bedienen lässt, ist dieses Manko schnell verziehen. Darüber hinaus an Bord ist eine neue Version des BlackBerry Messengers (BBM), der Videochat unterstützt und so gleich dazu einlädt, die Frontkamera des Z10 zu nutzen.

BlackBerry 10 OS auf dem BlackBerry Z10

Diese Softwareausstattung kann nach der kostenlosen Erstellung einer BlackBerry-ID über die rund 100.000 Apps zählende Blackberry World erweitert werden. Hier findet man nach wie vor kein so umfassendes Angebot wie bei manchen Konkurrenzplattformen vor – für viele Anwender dürfte sich so aber ein ordentliches Gesamtpaket schnüren lassen.

Wischt man nach Durchsicht des App-Angebots rechts, öffnet sich eine Fläche, die die aktuell geöffneten Anwendungen samt Subdialogen wie beispielsweise unterschiedliche Browsertabs anzeigt, was ein komfortables Wechseln zwischen den unterschiedlichen Fenstern ermöglicht. Eine Arbeitsfläche weiter hat man schließlich vollen Zugriff auf die Nachrichtenlage: Über die „BlackBerry Hub“ genannte Kommunikationszentrale kann man auf einen Blick E-Mails und SMS einsehen, aber auch Nachrichten aus sozialen Netzwerken einspeisen.

Gut gelungen ist auch die grundsätzliche Bedienung über die bunt aber nicht knallig gehaltene Oberfläche, wobei man hier gänzlich ohne Knöpfe auskommt. Will man beispielsweise eine App schließen, wischt man einfach nach oben; will man die jeweiligen Optionen einer Anwendung einsehen, wischt man einfach nach unten. Dabei ist tatsächlich – wie von den Entwicklern versprochen – alles im „BlackBerry Flow“, da man zum Beispiel mit einer einfachen Wischbewegung kurz von einem YouTube-Video in den BBM und wieder zurückwechseln kann. Eine solche Bedienlogik klingt zunächst nach einem heftigen Bruch mit gängigen Paradigmen, geht aber nach nur wenigen Minuten intuitiv und flüssig von der Hand.

Gut gefällt auch, dass sich die Entwickler bezüglich der Tastatur bemüht haben, was durchaus wichtig ist, da die Marke „BlackBerry“ lange Zeit exzessiv von der Verknüpfung mit dem Prädikat „exzellente Tastaturen“ gelebt hat. Dazu lässt sich sagen, dass man auf der Onscreen-Tastatur des Z10 mit ein bisschen Übung locker genauso schnell tippen kann wie auf einer physischen Tastatur aus der Bold-Reihe. Dies liegt zum einen am übersichtlichen vierreihigen QWERTZ-Layout, das zugunsten von größeren Tasten und weniger Buchstaben auf Umlaute verzichtet, und zum anderen an den meist sinnvollen Wortvorschlägen, die eingeblendet werden, sobald man mit dem Schreiben beginnt. Praktisch ist auch, dass das System seinen Nutzer mit der Zeit kennenlernt und häufig verwendete Vorschläge auch häufiger anbietet.

Im Unternehmensbereich ist schließlich hervorhebenswert, dass BlackBerry 10 einfacher integriert werden kann. Dank Active-Sync-Unterstützung kann das Z10 wie jedes andere Smartphone eingebunden werden. Darüber hinaus steht die BlackBerry Enterprise Service 10 (BES) zur Verfügung, mit dem die in einem Unternehmen zum Einsatz kommenden Smartphones und Tablets plattformübergreifend administriert werden können. Für die Nutzer im professionellen Umfeld ist über BlackBerry Balance zudem sichergestellt, dass private und berufliche Inhalte nicht vermischt werden.

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