Google soll Microsoft bei Yahoo!-Suche ablösen

Przemyslaw Szymanski
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Seit Juli 2012 ist Marissa Mayer Chefin von Yahoo!, seitdem krempelt sie den einstigen Pionier in Sachen Internetwerbung und Websuche um, investierte in neue Technologien wie den News-Reader „Summly“ und hat die Heimarbeit der Mitarbeiter zusammengestrichen. Nun scheint sich eine noch größere Veränderung anzubahnen.

Einem Bericht des Wall Street Journals zufolge soll die ehemalige Google-Managerin angeblich nach einer Möglichkeit suchen, die Suchpartnerschaft mit Microsoft zu beenden. Laut der Wirtschaftszeitung plant Mayer den Ausstieg, seit sie im vergangenen Sommer Google verlassen und den Chefsessel bei Yahoo! übernommen hat.

Konkret geht es um das im Jahr 2009 zwischen Microsoft und Yahoo! geschlossene Suchmaschinenabkommen mit zehn Jahren Laufzeit, das im Jahr 2010 in Kraft trat: Yahoo! beendete die eigenen Aktivitäten als Suchmaschinenanbieter und setzt statt einer Eigenentwicklung nun Microsofts Bing ein – außerdem verkauft Yahoo! Anzeigen für Microsoft-Internetseiten. Allerdings erbrachte die Zusammenarbeit bisher nicht die gewünschten Umsätze pro Suchanfrage (Revenue per Search, RPS).

Aufgrund dessen verlängerte Microsoft Anfang dieses Jahres die vereinbarte Umsatzgarantie für ein weiteres Jahr, welche laut einer jetzt veröffentlichten Börsenpflichtmeldung nun bis Ende März 2014 geht. Ursprünglich war die Garantie nur für das erste Jahr des Abkommens vereinbart worden. Da Microsoft die gesetzten Ziele jedoch nicht erreichte, wurde die Garantie schon im vergangenen Jahr bis März 2013 verlängert.

Nichtsdestoweniger schneide Yahoo! mit den Erlösen je Suchanfrage unter der Microsoft-Partnerschaft weiterhin schlechter ab, als wenn das Unternehmen die eigene Suchmaschinentechnologie und das eigene Werbesystem nutzen würde, so das Wall Street Journal. Aus dem Vertrag raus kann Yahoo! der Wirtschaftszeitung zufolge regulär jedoch erst nach der Hälfte der Laufzeit, also ab Mitte 2015. Den Vertrag zu einem früheren Zeitpunkt aufzulösen wäre für Yahoo! jedoch nur dann möglich, wenn „die Erlöse je Suchanfrage unter eine bestimmte Schwelle fallen“. Dies ist jedoch aktuell nicht der Fall, wie die Quelle erklärt.

Google, das seine Vereinbarung mit Yahoo! über Suchwerbung 2008 wegen kartellrechtlicher Bedenken aufgeben musste, ist möglicherweise bereit, einzuspringen. Im September 2012 erklärte Chairman Eric Schmidt Medienberichten zufolge, Google sei daran interessiert, Bing als Yahoo!s Suchmaschine abzulösen. Zudem hat Mayer, die zeitweise selbst das branchenführende Suchmaschinen-Geschäft von Google verantwortete, laut Bloomberg bereits eine mündliche Zusage für eine Kooperation mit ihrem früheren Arbeitgeber Google eingeholt.

Den Bericht des Wall Street Journals wollte Yahoo! nicht kommentieren. Ein Sprecher sagte lediglich, dass Microsoft weiterhin ein wichtiger Partner sei. „Wir sehen beim RPS deutliche Fortschritte und arbeiten eng mit Yahoo! zusammen, um unsere Partnerschaft weiter zu stärken und Werbetreibenden sowie Verbrauchern Auswahlmöglichkeiten und Vorteile zu bieten“, ergänzte ein Microsoft-Sprecher. Von Google erhielt die Wirtschaftszeitung bisher noch keine Stellungnahme.

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