Studie: Amazon und Apple schotten E-Book-Märkte ab

Andreas Frischholz
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Dass Amazon und Apple ihre E-Book-Plattformen mit proprietären Formaten abschotten, ist laut einer Studie der Universität Mainz weder technisch noch funktional begründbar. Die Studie wurde im Auftrag der internationalen Buchhändlervereinigung (EIBF) erstellt, die seit geraumer Zeit das offene E-Book-Format EPUB3 fördern will.

Die Mainzer Forscher Christoph Bläsi und Franz Rothlauf untersuchten die Interoperabilität von E-Book-Formaten, um dazu beizutragen, mittelfristig einen einheitlichen Markt für E-Books zu schaffen. Damit sollen unabhängige E-Book-Händler unterstützt werden, weil diese bislang darunter leiden, dass die Branchenriesen Amazon und Apple bis dato Formate verwenden, die inkompatibel sind und damit den Nutzer auf den einmal gewählten E-Book-Händler festlegen. Das vorgeschlagene Standardformat EPUB3 biete nach Ansicht der Forscher „alle Möglichkeiten, die es für E-Books heutzutage braucht“ – etwa das Einbinden von multimedialen und interaktiven Elementen.

Für den versierten Nutzer ist das alles altbekannt. Der interessante Aspekt an der Meldung ist allerdings, dass die Studie offiziell der EU-Kommissarin Neelie Kroes übergeben wurde, die für die geplante digitale Agenda der EU zuständig ist, mit der bis zum Jahr 2020 zahlreiche Maßnahmen umgesetzt werden sollen, um die digitale Wirtschaft in Europa zu stärken. Ein zentraler Punkt der Agenda ist die „technische Interoperabilität“, was in der Praxis bedeutet, mittels einheitlicher Standards und Normen eine offene Architektur im Internet zu gewährleisten.

Generell sollen davon kleinere Anbieter und Konsumenten profitieren, weil die Marktmacht der jeweiligen Branchenriesen beschränkt wird – wie im Falle des E-Book-Marktes die von Amazon und Apple. So gesehen ist die Studie als Teil der Strategie der hiesigen und internationalen Buchhändlervereinigungen zu verstehen, mit der diese gegen die digitale Dominanz der beiden US-Unternehmen vorgehen wollen.

Im Rahmen der digitalen Agenda erklärt die EU-Kommission allerdings, dass Normen und Standards nicht hilfreich sind, wenn sie von wichtigen Marktteilnehmern nicht unterstützt werden. So besteht auch bei dem EPUB3-Format noch Nachholbedarf, entsprechende Passagen finden sich in der Studie der Universität Mainz. Die beiden Forscher schreiben, dass mit einer industrieweiten Verwendung von EPUB3 allein noch nicht die völlige Durchlässigkeit für Konsumenten gegeben ist. Auch die DRM-Maßnahmen (Digital Rights Management) der verschiedenen Anbieter müssten aufeinander abgestimmt werden. Den entsprechenden Willen der Beteiligten vorausgesetzt, sollte das aber im Bereich des Möglichen liegen, heißt es in der Studie.

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