USA klagen Internetfirma wegen Geldwäsche an

Update Ferdinand Thommes
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Ein umfangreicher Fall von Geldwäsche ist jetzt von der New Yorker Staatsanwaltschaft zur Anklage gebracht worden. Das Internet-Bezahlsystem „Liberty Reserve“ war weltweit von Kriminellen zur Geldwäsche benutzt worden, da es keiner staatlichen Kontrolle unterlag. Dieser Fall lässt die Finanzhüter erneut auch auf Bitcoin schauen.

Liberty Reserve, das in Costa Rica beheimatet ist, soll die Basis für den vermutlich größten Geldwäsche-Ring der Geschichte gewesen sein. Die Handhabung für die Kriminellen war denkbar einfach, da es kein Problem war, Konten unter falscher Identität anzulegen. Damit konnten dann US-Dollar in „Liberty Dollar“, Euro in „Liberty Euro“ und Gold in „LR-Gold“ gewechselt werden und dann ohne jegliche Kontrolle über Landesgrenzen hinweg transferiert und am Bestimmungsort wieder in reale Währung umgetauscht werden. Der Anbieter kassierte dafür jeweils ein Prozent der Summe. Insgesamt sollen auf diese Weise über einen Zeitraum von sieben Jahren hinweg mit insgesamt 55 Millionen Transaktionen rund sechs Milliarden US-Dollar gewaschen worden sein.

Die Strafverfolger bezeichnen Liberty Reserve mittlerweile als „die Bank für die kriminelle Unterwelt“. Die Behörden nennen als Delikte, aus denen das Geld stammte, Kreditkarten- und Anlagebetrug, Identitätsdiebstahl, Computereinbrüche, Kinderpornografie sowie Drogenhandel. Der mittlerweile geschlossene Service soll mehrere Millionen Kunden gehabt haben, davon rund 200.000 in den USA. Bei der Zerschlagung des Rings waren Behörden aus 17 Ländern beteiligt, Zahlen aus Deutschland liegen bisher keine vor. Der Gründer Arthur Budovsky, der 2011 seine US-Staatsbürgerschaft aufgab, und vier weitere Personen wurden in Costa Rica und New York verhaftet, zwei weitere verdächtige Personen sind noch auf freiem Fuß.

Die New York Times zitiert Richard Weber von der US-Steuerbehörde IRS mit den Worten: „Wenn Al Capone heute noch am Leben wäre, würde er so sein Geld verstecken“. Er sagt weiter, die „Cyber-Ära der Geldwäsche“ sei angebrochen. Der New Yorker Staatsanwalt Preet Bharara sprach von "Wild-West"-Methoden im Bereich der Internet-Banken. Der jetzt vorliegende Fall, sollte er sich so bewahrheiten, gibt Finanzaufsehern in den USA neues Rüstzeug gegen digitale Währungen im Internet wie etwa Bitcoin, die ohne staatliche Kontrolle agieren können. Sicherheitsexperten gehen davon aus, dass Liberty Reserve nicht das einzige Online-Banksystem ist, in dem Profite aus kriminellen Handlungen gewaschen werden.

Update

Zwei Tage nach Bekanntgabe der Anklage gegen die Verantwortlichen der Liberty Reserve Internet-Bank hat Mt. Gox, die größte Tauschbörse für Bitcoins, bekanntgegeben, ab sofort für die Einzahlung und Abhebung von Währungen eine Authentifizierung zu verlangen. Dies betrifft alle realen Währungen, reine Bitcoin-Konten sind derzeit von der Regelung noch ausgenommen. Mt. Gox will dadurch der Geldwäsche und anderen illegalen Geschäften entschieden entgegentreten.

Vor rund zwei Wochen hatte die US-Behöre Homeland Security ein Ermittlungsverfahren gegen Mt. Gox eröffnet wegen des Verdachts von Geldtransfers ohne Genehmigung.