Android unter Beobachtung der Kartellwächter

Michael Schäfer
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Nachdem Google in einem seit 2010 andauernden Rechtsstreit bezüglich des angeblichen Missbrauches der marktbeherrschenden Stellung seiner Suchmaschine in den Blickfang der europäischen Kartellwächter gelangt ist, droht nun neues Ungemach: Diese wollen das Geschäftsmodell des mobilen Betriebssystems genauer unter die Lupe nehmen.

Trotz des Umstandes, dass sich in der andauernden Auseinandersetzung zwischen Brüssel und Mountain View die Zeichen auf eine einvernehmliche Lösung verstärken, könnte laut der New York Times ein anderer Sachverhalt zu neuen Spannungen zwischen der EU-Kommission und Google führen.

Vorausgegangen war eine Beschwerde von der Gruppe Fairsearch Europe, die unter anderem Nokia, Microsoft und Oracle angehören. Diese äußerte den Vorwurf, dass der Suchmaschinenspezialist Android missbrauchen würde, um sich mit den Google-eigenen Applikation und den dazu gehörenden Diensten Vorteile zu verschaffen. Zudem soll das Unternehmen mit Smartphone-Herstellern exklusive Verträge abschließen, damit diese ihre Smartphones mit Android ausstatten. Der Vorwurf könnte daher rühren, dass das Betriebssystem im Vorjahreszeitraum noch eine Verbreitung von 52,9 Prozent bei allen ausgelieferten Smartphones für sich verzeichnen konnte, mittlerweile der Marktanteil aber auf über 70 Prozent angestiegen ist.

In einem bereits im März erschienen Eintrag im Fairsearch-Blog moniert die Gruppe, dass Google Geräteherstellern, Netzwerkbetreibern, Zahlungsanbietern und Entwicklern die Regeln für sein mobiles Ökosystem vorschreibt – und das vornehmlich zu seinen Gunsten. Somit würde Google seine marktbeherrschende Stellung ausnutzen.

Im Raum steht auch die Frage, ob Google für das System zu wenig Lizenzgebühren verlangt. Aktuell wird Android als offenes System vermarktet, bei dem sich Geräte-Hersteller selbst einbringen können und somit dessen Entwicklung mit vorantreiben. Aus diesem Grund verlangt Google, im Gegenteil zum Fairsearch-Mitglied Microsoft und seinem eigenen mobilen Betriebssystem Windows Phone, bisher auch keine Lizenzgebühren für Android. Darin sieht die beschwerdeführende Gruppe eine Wettbewerbsverzerrung.

Die zuständige EU-Kommission hat derweil Google und den entsprechenden Smartphone-Herstellern einen Fragenkatalog zukommen lassen und um eine Beantwortung der darin enthaltenen Punkte gebeten. Weiter wollte diese die Ermittlungen nicht kommentieren, verneinte aber einen Zusammenhang mit dem anhaltenden Rechtsstreit bezüglich der Suchmaschinenproblematik. Der Suchmaschinenspezialist argumentierte lediglich, dass Android eine offene Plattform sei und dass sowohl Gerätehersteller, Mobilfunkanbieter als auch Verbraucher selbst bestimmen können, ob sie dieses verwenden und wenn ja, mit welchen Applikationen. Zudem werde man zu jeder Zeit mit der Europäischen Kommission kooperieren. Zu einer weiteren Stellungnahme war das Unternehmen nicht bereit.