Handy-Markt schwächelt durch sinkenden Smartphone-Boom

Michael Günsch
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Aktuelle Statistiken zum westeuropäischen Mobiltelefon-Markt besagen, dass im ersten Quartal des Jahres insgesamt weniger Handys abgesetzt wurden als im gleichen Vorjahreszeitraum. Von einem Rückgang von rund vier Prozent ist die Rede. Begründet wird dies mit einem abnehmenden Wachstum im Bereich der Smartphones.

Letztere erwiesen sich in jüngster Vergangenheit als Triebfeder: Das boomende Geschäft mit Smartphones verschaffte dem Gesamtmarkt ein Plus und machte den Rückgang bei „normalen“ Handys, den sogenannten Feature-Phones, mehr als wett. Der globale Trend deutete bereits zum Ende des vergangenen Jahres auf eine Stagnation des Gesamtmarktes hin, obgleich 2012 laut Analysten über 700 Millionen Smartphones verkauft worden waren, während 2011 noch unter 500 Millionen abgesetzt wurden.

Die aktuelle Erhebung der IDC zum westeuropäischen Markt zeichnet folgendes Bild: Die Nachfrage nach Feature-Phones verschiebt sich wenig überraschend weiterhin in Richtung Smartphones. Der Absatz mit ersteren sank laut Analyse innerhalb eines Jahres um 31 Prozent auf nunmehr 12 Millionen ausgelieferte Feature-Phones im ersten Quartal 2013. Das Wachstum von 12 Prozent auf 31,6 Millionen verkaufte Smartphones reichte demnach nicht, um das Minus bei den Feature-Phones auszugleichen, sodass der Gesamtmarkt einen Rückgang von 4,2 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres verbuchen musste. In Westeuropa haben Smartphones den Feature-Phones längst den Rang abgelaufen, ob dies, wie für dieses Jahr prognostiziert, auch für den Weltmarkt gilt, bleibt abzuwarten.

Es war zu erwarten, dass der Smartphone-Boom durch eintretende Marktsättigung allmählich abnehmen würde, doch fiel der Wachstumsrückgang stärker aus, als angenommen – IDC spricht von der geringsten Zuwachsrate seit Beginn der eigenen Handy-Markt-Analysen im Jahr 2004. Neben der besagten Marktsättigung in Europa werden auch die kriselnde Wirtschaft im Allgemeinen, damit einhergehende sinkende Einkommen der potentiellen Kundschaft sowie geringer ausfallende Subventionen von Telekommunikationsanbietern für angebotene Handys als Gründe genannt. Zudem gehe der Trend hin zu günstigeren Geräten, was entsprechend zu kleineren Gewinnspannen bei den Anbietern führt.

Bei Betrachtung des Gesamtmarktes mit Smart- und Feature-Phones zeigt sich, dass Samsung seinen Vorsprung ausbauen konnte. An zweiter Stelle rangiert trotz Rückganges im niedrigen zweistelligen Bereich nun Apple vor Nokia. Der finnische Konzern lieferte 30 Prozent weniger Geräte aus und liegt damit knapp hinter den US-Amerikanern auf dem dritten Rang. Dahinter folgen die großen Gewinner: Sony konnte über 60 Prozent mehr Handys ausliefern und damit den vierten Platz festigen, LG rückte mit einem Plus von bemerkenswerten 178 Prozent dichter heran. Die Produkte beider Konzerne scheinen in Westeuropa derzeit sehr gefragt.

Verkaufszahlen der größten Mobilfunkanbieter in Westeuropa
(Smartphones und Feature-Phones)
Anbieter Auslieferungen
Q1 2013
Auslieferungen
Q1 2012
Änderung Marktanteil
Q1 2013
Marktanteil
Q1 2012
Samsung 19,9 Mio. 18,1 Mio. + 10 % 46 % 40%
Apple 6,2 Mio. 7,0 Mio. – 11 % 14 % 15 %
Nokia 6,1 Mio. 8,7 Mio. – 30 % 14 % 19 %
Sony 3,2 Mio. 1,9 Mio. + 64 % 7 % 4 %
LG 2,5 Mio. 0,9 Mio. + 178 % 6 % 2 %
Andere 5,7 Mio. 8,9 Mio. – 36 % 13 % 20 %
Gesamt 43,6 Mio. 45,5 Mio. – 4 % 100 % 100 %
Quelle: IDC

Bei den reinen Smartphone-Verkäufen sind ebenfalls wie gewohnt Samsung und Apple an der Spitze. Die Südkoreaner legten erneut deutlich zu, die Kalifornier verloren hingegen fünf Prozent Marktanteil. Auf den folgenden Plätzen rangieren nun Sony und LG, die mit starkem Zuwachs von 100 respektive 380 Prozent den Konkurrenten Nokia auf Platz fünf verdrängten.

Verkaufszahlen der größten Mobilfunkanbieter in Westeuropa
(nur Smartphones)
Anbieter Auslieferungen
Q1 2013
Auslieferungen
Q1 2012
Änderung Marktanteil
Q1 2013
Marktanteil
Q1 2012
Samsung 14,3 Mio. 10,9 Mio. + 31 % 45 % 39 %
Apple 6,2 Mio. 7,0 Mio. – 11 % 20 % 25 %
Sony 3,2 Mio. 1,6 Mio. + 100 % 10 % 6 %
LG 2,4 Mio. 0,5 Mio. + 380 % 8 % 2 %
Nokia 1,6 Mio. 2,3 Mio. – 30 % 5 % 8 %
Andere 3,9 Mio. 5,9 Mio. – 34 % 12 % 20 %
Gesamt 31,6 Mio. 28,2 Mio. + 12 % 100 % 100 %
Quelle: IDC

Abschließend nennt der IDC-Bericht noch Zahlen zu den Anteilen der führenden Betriebssysteme von Smartphones. Hier setzt sich der Erfolgszug von Googles Android-System fort, das demnach in fast 70 Prozent der in den ersten drei Monaten dieses Jahres ausgelieferten Smartphones zum Einsatz kommt. Apples iOS verlor erneut an Boden und besitzt nur noch 20 Prozent Marktanteil, während Microsofts Windows Phone 8 einen respektablen Sprung nach oben von vier auf nunmehr sechs Prozent des Marktes vollzog. Andere Betriebssysteme spielen mit folglich zusammen nur noch fünf Prozent Marktanteil eine noch geringere Rolle.

Verbreitung der Betriebssysteme bei Smartphones
Anbieter Betriebssystem Marktanteil
Q1 2013
Marktanteil
Q1 2012
Google Android 69 % 55 %
Apple iOS 20 % 25 %
Microsoft Windows Phone 6 % 4 %
Andere 5 % 16 %
Quelle: IDC