Raijintek EreBOSS im Test: Ein Neuling gegen Thermalrights Macho

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Update 2 Martin Eckardt
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Raijintek EreBOSS im Detail

Der Raijintek EreBOSS erreicht den Kunden in einer zurückhaltend gestalteten Kartonage. Diese beinhaltet neben dem Kühlkörper samt 140-mm-Serienlüfter notwendiges Montagematerial zur Verschraubung des Kühlers auf den gängigen Intel- und AMD-Desktop-Plattformen. Ergänzt werden die Beigaben von einer Tüte Wärmeleitpaste auf Silikonbasis, einer knappen, mehrsprachigen Installationsanleitung sowie fünf Gummientkopplern zur Lüfteranbringung. Letztere genügen nicht, um einen zweiten Lüfter am Kühlkörper zu befestigen, obwohl dieser dafür grundsätzlich geeignet ist. Auch ein Schraubendreher zur Montage wird der Verkaufsversion des Kühlers beiliegen (siehe Update).

Raijintek EreBOSS Retail-Verpackung
Raijintek EreBOSS Retail-Verpackung
Raijintek EreBOSS Lieferumfang
Raijintek EreBOSS Lieferumfang
Asymmetrische Positionierung der Bodenplatte
Asymmetrische Positionierung der Bodenplatte

Der EreBOSS ist ein Single-Towerkühler mit sehr großer Radiator-Grundfläche. Auf den ersten Blick erinnert er daher stark an einen Passivkühler für die CPU. Insgesamt 34 unbehandelte Aluminiumeinheiten formieren die üppige Kühleinheit, deren Lamellenabstand mit 2,6 Millimetern großzügig gewählt wurde. Die Leichtmetalllamellen sind allerdings nicht sonderlich robust, relativ scharfkantig und untereinander nur schwach verbunden. Bereits beim Auspacken des Kühlkörpers löste sich die obere Lamelle aus dem Verbund – ein qualitativer Tribut an den niedrigen Produktpreis.

Verspiegelt vernickelte Kupferbodenplatte
Verspiegelt vernickelte Kupferbodenplatte
Qualität mit Luft nach oben: Die erste Lamelle löst sich bereits
Qualität mit Luft nach oben: Die erste Lamelle löst sich bereits
Ungleiches Duo aus riesigem Kühler und schmalem Lüfter
Ungleiches Duo aus riesigem Kühler und schmalem Lüfter

Einen besseren Eindruck hinterlässt dagegen die vernickelte Wärmeaufnahme aus Kupfer. Bei einer Grundfläche von 42,3 x 40,0 mm wird sie von sechs parallel verlaufenden 6-mm-Heatpipes durchzogen, welche die Abwärme des Prozessors rasch an den gesteckten Radiator weiterleiten. Orthogonal zum Verlauf der Heatpipes zeigt die Bodenplatte eine sehr schwach konvexe Ausprägung.

Wellenartige Lamellenkanten am Luftauslass
Wellenartige Lamellenkanten am Luftauslass
Brüder im Geiste: EreBoss links und HR-02 Macho rechts
Brüder im Geiste: EreBoss links und HR-02 Macho rechts
Brüder im Geiste: EreBoss links und HR-02 Macho rechts
Brüder im Geiste: EreBoss links und HR-02 Macho rechts

Im direkten Vergleich wird die Ähnlichkeit des EreBOSS zum Thermalright Macho deutlich. Beide Probanden besitzen ein nahezu identisch aufgebautes, asymmetrisches Design mir nur geringen Detailunterschieden. So ist etwa die Bodenplatte des Macho aufgrund des breiteren Serienlüfters deutlich stärker versetzt positioniert. Darüber hinaus verfügt der Raijintek-Kühler über mehr Lamellen (34 gegenüber 31), einen tieferen Radiator (111 mm gegenüber 102 mm) und ein höheres Gewicht ohne Lüfter (792 Gramm gegenüber 700 Gramm). Dafür sind die Lamellen des Macho zur Unterstützung eines Kamineffektes stärker perforiert, etwas dicker geschnitten und besser entgratet. Insgesamt vermittelt der Macho einen etwas höheren Qualitätslevel und eine bessere Haptik.

Deutlich unterscheiden sich auch die Serienlüfter der beiden Kühlriesen. Während der Macho auf ein vollwertiges Exemplar mit Abmessungen von 140 × 150 × 26 mm vertraut, setzt Raijintek auf ein nur halb so tiefes Exemplar.

Kühlerverschraubung mit Rückplatten-Modul
Kühlerverschraubung mit Rückplatten-Modul
Mindestens die erste RAM-Bank wird behindert
Mindestens die erste RAM-Bank wird behindert
Raijintek EreBOSS im montierten Zustand
Raijintek EreBOSS im montierten Zustand

Zur Montage muss der AMD- oder Intel-Sockel zunächst mit einer spezifischen Haltevorrichtung auf Rückplattenbasis ausgestattet werden. Dies geschieht aus Platzgründen idealerweise bei ausgebauter Hauptplatine. Negativ an der grundsätzlich zeitgemäßen Art der Montage fallen uns die zahlreichen Kunststoffteile auf. Sowohl die Rückplatte selbst als auch die gewindeführenden Abstandshalter auf der Vorderseite sind aus Plastik gefertigt und damit entsprechend anfällig für Beschädigungen. Im Vergleich zu Metallpendants entfallen damit allerdings auch isolierende Vorkehrungen.

Nach der Anbringung des Haltemoduls muss der Kühlkörper auf die mit Wärmeleitpaste benetzte CPU aufgesetzt und per 2-Punkt-Bügel verschraubt werden. Aufgrund der üppigen Dimensionen und des asymmetrischen Aufbaus des EreBOSS wird dabei eine der Schrauben vom Lamellenkörper überbaut. Die Lamellen sind dafür mit einer Loch-Aussparung versehen, durch welche ein langer, dünner Kreuzschraubendreher geführt werden kann. Leider liegt ein solches Werkzeug, das zur Montage essentiell ist, allerdings nicht zwangsläufig zur typischen Haushaltsausstattung zählt, nicht dem Lieferumfang des Kühler bei und muss unter Umständen separat beschafft werden (siehe Update).

Hinsichtlich des Platzbedarfs gibt sich der EreBOSS sehr hungrig. Trotz des schmalen Lüfters wird in unserem Fall die erste RAM-Bank berührt, sodass lediglich der Einsatz von Arbeitsspeicher-Modulen ohne ausladende Kühlelemente möglich ist (Lamellenkörper und Lüfter beginnen in einer Höhe von 44,8 mm).

Update

Nach der Veröffentlichung des Test hat Raijintek reagiert und wird dem Kühler in der Verkaufsversion einen passenden Schraubendreher zur Montage beilegen, wodurch sich die Installation des EreBOSS erheblich vereinfacht.

Schraubendreher der Verkaufsversion
Schraubendreher der Verkaufsversion