Samsungs Galaxy S4 taktet in Benchmarks höher

Update Jan-Frederik Timm
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Samsungs Smartphone-Flaggschiff Galaxy S4 erkennt bekannte Benchmarks und taktet den integrierten SoC in Folge dessen gezielt höher als in anderen Anwendungen, das hat Anandtech herausgefunden. Betroffen sind sowohl die Version mit Samsungs Acht-Kern-SoC Exynos 5 Octa als auch die Variante mit Qualcomms Snapdragon 600.

Zwar hat Samsung für die GPU des Acht-Kern-SoC nie offizielle Angaben zu maximalen Taktfrequenz gemacht, Anandtech konnte allerdings nachweisen, dass die Grafikeinheit nur in ausgewählten Benchmarks bei 532 MHz läuft – in allen anderen Anwendungen hingegen bei 480 MHz. Zu den Programmen, die das Smartphone erkennt, zählen GLBenchmark 2.5.1, AnTuTu, Linpack, Benchmark Pi und Quadrant. Der neuere GFXBench 2.7 (vormals GLBenchmark 2.7.0) wird hingegen nicht berücksichtigt und läuft in Folge dessen mit elf Prozent weniger Takt als die Version 2.5.1.

Auch bei den CPU-Taktraten greift Samsung in den genannten Benchmarks ein. Der CPU wird allerdings nicht mehr Takt als in anderen Anwendungen genehmigt, es wird hingegen verhindert, dass der Prozessor unterhalb eines bestimmten Taktes läuft, und sichergestellt, dass alle Kerne – unabhängig der Auslastung – auf diesem Level verharren. So wechselt der Exynos 5 Octa im GLBenchmark 2.5.1 auf die vier leistungsstarken Kerne vom Typ ARM Cortex A15 und lässt diese konstant (auch im Menü) mit 1,2 GHz laufen, während im GFXBench 2.7 die vier leistungsschwächeren Kerne vom Typ ARM Cortex A7 mit 500 MHz betrieben werden. Unter Linpack laufen die ARM Cortex A15 wiederum die gesamte Zeit mit den maximalen 1,6 GHz, beim Snapdragon 600 werden alle vier Kerne mit dem Maximum von 1,9 GHz befeuert. Dasselbe Verhalten zeigen AnTuTu, Benchmark Pi und Quadrant.

Das Resultat dieser Eingriffe: Die Leistung des Samsung Galaxy S4, so wie sie sich im Verhältnis zu anderen Smartphones in den genannten Benchmarks zeigt, spiegelt nicht die Realität in anderen Anwendungen wieder.

Neu ist der gezielte Eingriff in die Leistungsfähigkeit von IT-Produkten in bekannten Benchmarks nicht. Eines der prominentesten Beispiele geht auf das Jahr 2003 zurück, als herauskam, dass ATi und Nvidia den Treibern für Grafikkarten Routinen verpasst hatten, die den Benchmark 3DMark erkannten und daraufhin über spezifische Optimierungen und Einschnitte in der Bildqualität das Ergebnis künstlich hoch hielten. Auch die in Spielen integrierten Benchmarks wurden gezielt angegangen, was Redaktionen weltweit dazu veranlasste, nur noch selbsterstellte Spielstände als Basis für die eigenen Tests zu verwenden.

Mit dem Galaxy S4 scheint Samsung die Methode – ob als erster Hersteller bleibt vorerst ungewiss – auf die Geräteklasse Smartphones übertragen zu haben. Möglich, dass sich nun auch andere Hersteller dazu gezwungen sehen, ähnlich vorzugehen. Ob weitere Geräte bereits davon betroffen sind, ist zum jetzigen Zeitpunkt weder bewiesen noch widerlegt. Ein erster Test auf dem Samsung Galaxy Note II brachte in unserer Redaktion kein solches Verhalten zu Tage.

Update

Wie Samsung über den hauseigenen Blog erklärt, ist die GPU des Galaxy S4 für bis zu 533 MHz ausgelegt. Der Takt wird allerdings für „bestimmte Spiele-Apps“ auf 480 MHz reduziert, damit es nicht zur Überbelastung der Grafikeinheit kommt, wenn diese Applikationen längere Zeit im Vollbildmodus aktiv sind. Laut Samsung kann die GPU in bestimmten Vollbild-Anwendungen ebenfalls auf 533 MHz hochtakten. Hierzu zählen der S Browser, die Galerie, die Kamera, der Video-Player und „bestimmte Benchmark-Apps“, die deutlich mehr Leistung verlangen. Die GPU-Frequenzen variieren laut Samsung nur, um dem Anwender ein optimales Erlebnis bieten zu können. Bessere Benchmark-Ergebnisse sollen nicht das Ziel dieser Maßnahme gewesen sein.

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