CoreOS – Google-Infrastruktur für jedermann

Ferdinand Thommes
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CoreOS basiert auf Googles Chrome OS und will die Software-Infrastruktur des Internets revolutionieren sowie die Techniken, auf denen es basiert, jedermann zugänglich machen. Die Entwickler des Projekts haben bereits eine Eigenentwicklung an Rackspace verkauft und zählen unter anderem Greg Kroah-Hartman zu ihren Mitstreitern.

Noch steht das Projekt am Anfang und wird in einer Garage in Palo Alto, Kalifornien von Alex Polvi und ein paar Studienfreunden entwickelt. Ziel ist, wie Polvi sagt, die „Google-Infrastruktur für jedermann“ nutzbar zu machen. Die ganz großen Unternehmen wie Google, Yahoo oder Amazon, die zigtausende Server im Netz haben, nutzen zur Verwaltung ihrer Serverparks Eigenentwicklungen auf Linux-Basis. CoreOS will ein solches verteiltes System als Open-Source für Netzwerk-Server entwickeln, das sich ähnlich wie das Browser-zentrierte Chrome OS von Google selbstständig aktualisiert.

Technisch betrachtet handelt es sich bei CoreOS um eine stark reduziertes Linux-OS, das aus nicht viel mehr besteht als dem Kernel und Systemd. Die Root-Partition wird nur lesbar eingehängt, um Konsistenz zu gewährleisten und automatische Aktualisierungen zuverlässig zu gestalten. Das System arbeitet mit strikter Trennung von System und Applikationen. Anwendungen werden darin in Linux-Containern mittels LXC installiert, die Container selbst werden mit der ebenfalls als freie Software ausgelegten Neuentwicklung Docker verwaltet. Docker-Container können vom Rechner des Entwicklers auf reelle Maschinen, Virtuelle Maschinen oder OpenStack-Cluster migriert werden und sollen problemlos skalieren. Das von den CoreOS-Entwicklern erstellte Tool Etcd sorgt dafür, dass die Konfiguration problemlos über mehrere Server verteilt werden kann. Die Entscheidung, welcher Knoten des Clusters welche Daten zu welchem Zeitpunkt vorhält, wird in Etcd über den Consensus-Algorithmus Raft entschieden. Das System ähnelt vom Aufbau her dem auf OpenSolaris beziehungsweise dessen Abkömmling Illumos basierten SmartOS.

Die Vorteile eines solchen ständig weiter entwickelten und einfach zu aktualisierenden Systems wären enorm. Administratoren müssten weniger Downtime ihrer Server befürchten, Updates würden schneller eingespielt, Sicherheitslücken schneller geschlossen. Zudem könnten die Services, die auf diesen Systemen laufen, egal, auf wie viele Maschinen sie verteilt sind, leichter gepflegt und aktualisiert oder ausgetauscht werden. Das alles zusammen könnte eine Menge Zeit und Geld einsparen. Besonders kleine und mittelständige Unternehmen würden profitieren, da sie Web-Services schneller und flexibler als bisher ins Netz ausrollen könnten.

Alex Polvi, der Kopf des Projekts hat bereits das Start-up Cloudkick, das Cloud Monitoring- und Management-Systeme erstellt, an den Cloud-Service Rackspace verkauft. Der Chef von Rackspace, Lew Moorman, der CoreOS unterstützt, hält viel von Polvi und seinem Projekt, wenn er sagt: „Das mag zwar heute noch kein Mainstream sein, aber ein leichtgewichtiges System wie CoreOS, mit dem man auf einfache Art und Weise eine große Anzahl an Anwendungen und Maschinen verwalten kann, wird sehr, sehr wertvoll sein. Auch wenn es noch sehr am Anfang steht, wird dies der Weg sein, wie moderne Applikationen gebaut werden.

Polvis Mitstreiter, Michael Marineau, ein ehemaliger Google-Mitarbeiter und der Linux-Entwickler Brandon Philips, die sich alle an der Oregon-State-University kennenlernten, werden von Greg Kroah-Hartman unterstützt, der ein Garant für solide geführte Entwicklung im Open-Source-Bereich ist.

Vor wenigen Wochen hatten die CoreOS-Entwickler einen Link zu ihrem Projekt auf der renommierten Seite Hacker News eingestellt. Laut Polvi haben sich seitdem 1.300 Firmen bei ihm gemeldet, die Interesse an dem Projekt zeigen und den Code testen möchten. Rund fünfzig davon sollen zu den Fortune-500-Unternehmen zählen. Erste Images von CoreOS stehen auf der Projektseite zum Test bereit.