Crowdfunding für das Ubuntu-Edge endet in zwei Tagen

Ferdinand Thommes
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Canonical verfolgt mit seiner Kampagne auf der Crowdfunding-Plattform Indiegogo ein sehr ehrgeiziges Ziel: zur Produktion des Ubuntu Edge 32 Millionen US-Dollar von Vorbestellern einzunehmen. Dieses Ziel wird Canonical vermutlich nicht mehr erreichen können, einen neuen Crowdfunding-Rekord hat man trotzdem aufgestellt.

Am vergangenen Freitag wurde die Summe von 10.266.845 US-Dollar überschritten. Das ist die Summe, die der bisherige Rekordhalter beim Crowdfunding mit festem Zeitrahmen eingenommen hat. Diese Ehre gebührte bisher der Kampagne für die Smartwatch Pebble auf der Plattform Kickstarter. Canonical ist mit dem Ubuntu Edge mittlerweile daran vorbeigezogen und steht derzeit bei knapp über 11.750.000 US-Dollar, was laut Mark Shuttleworth, CEO von Canonical, rund 15.000 Smartphones entspricht.

Die Kampagne hatte in der letzten Woche des Juli stark begonnen, war jedoch dann relativ schnell eingeknickt und hat in den letzten zwei Wochen lediglich etwas über drei Millionen US-Dollar realisieren können. Da half es auch nicht, dass Canonical den Preis für das Gerät vor rund zwei Wochen von ursprünglich 780 US-Dollar auf 695 US-Dollar senkte. Die Hoffnung, dass Unternehmen die teuerste Beteiligungsstufe mit 80.000 US-Dollar nutzen würden, um sich gleich 115 Ubuntu Phones zu sichern, erfüllte sich bisher nur einmal: Der Branchendienst Bloomberg setzt Vertrauen in das Geschäftsmodell und besetzte den bisher einzigen von 50 freien Plätzen in diesem Segment.

Shuttleworth legte dieser Tage als weiteren Versuch, der Zielsumme näher zu kommen, ein zusätzliches Ziel für kleinere Unternehmen auf, mit dem sich für 7000 US-Dollar zehn Smartphones inklusive Online-Schulung und zwei Wochen Online-Support ordern lassen. Bisher wurde dieses neue Kampagnenziel allerdings noch nicht in Anspruch genommen.

Shuttleworth sagte in einem Interview mit der BBC, falls die Kampagne in den verbleibenden Tagen noch „signifikante Einnahmen“ erzielen würde, könnte man sich dazu entscheiden, „die Online-Kampagne zu verlängern“. Ist dies nicht der Fall, erhalten alle Förderer ihr Geld zurück. Shuttleworth nannte allerdings keine Summe, deren Erreichen eine Verlängerung der Aktion zur Folge hätte. Die von Shuttleworth gewählte Kampagnenform Fixed Funding macht keine Aussagen zur Möglichkeit einer Verlängerung, verlangt aber die Rückzahlung aller eingenommenen Gelder bei Verfehlen des Ziels, wogegen beim Flexible Funding gegen eine etwas höhere Gebühr die Einnahmen beim Initiator der Kampagne verbleiben. Allerdings hat zumindest in einem Fall im Mai 2013 Indiegogo einer Anfrage auf Verlängerung einer Kampagne zugestimmt.

Ubuntu Edge
Ubuntu Edge (Bild: Canonical)

Chris Green Berater bei der Davies Murphy Group hat sich näher mit der Kampagne und deren Produkt beschäftigt. Er sagt, über zehn Millionen US-Dollar über Crowdfunding einzunehmen sei ein „großer Erfolg“ und eine „kraftvolle, eindeutige Aussage“. Das Ubuntu Edge sei außerdem in der Form ein „absolutes Schnäppchen“ und „keinesfalls zu teuer“. Allerdings habe Canonical Fehler bei der Auswahl der Plattform gemacht. Crowdfunding-Plattformen seien für die angestrebte Summe nicht geeignet, obwohl der Weg, die Endanwender direkt anzusprechen der Richtige sei.

Gleichgültig wie die Kampagne endet, Canonical hat dabei an Einsicht und Erfahrung gewonnen. Mindestens 15.000 der geplanten 40.000 Smartphones fanden einen potenziellen Interessenten und es gab Kontakte zu Interessenten aus der Industrie, die weiter verfolgt werden können. Nicht wenige Kenner der Szene behaupteten allerdings von Anfang an, das eigentliche Ziel von Canonical sei es, den Markt für dieses innovative Produkt zu sondieren, niemand im Unternehmen habe ernsthaft an den Erfolg der Kampagne geglaubt. Das Ergebnis der Kampagne hat auch keinen Einfluss auf andere Smartphones mit dem Ubuntu-Betriebssystem, diese werden wie geplant im ersten Quartal 2014 erscheinen. Ob das Ubuntu Edge dabei sein wird, stellt sich bald heraus.

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