NSA zahlt britischem GCHQ 100 Millionen Pfund

Andreas Frischholz
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Die US-Administration hat den britischen Geheimdienst GCHQ im Verlauf der letzten drei Jahre mit 100 Millionen Pfund unterstützt, berichtet der Guardian. Die umgerechnet rund 115 Millionen Euro wurden Dokumenten von Edward Snowden zufolge gezahlt, um der NSA den Zugang zu und Einfluss auf die Späh-Programme vom GCHQ abzusichern.

Demnach hat die NSA dem GCHQ im Jahr 2009 22,9 Millionen Pfund gezahlt, 2010 waren es 39,9 Millionen Pfund. Davon waren 17,2 Millionen Pfund für das Projekt „Mastering the Internet“ bestimmt, in dessen Rahmen große Mengen an rohem Datenmaterial gesammelt und für die Analyse aufbereitet werden. Offenbar handelt es sich dabei um das „Tempora“-Programm, bei dem der GCHQ die transatlantischen Unterseekabel anzapft, um den globalen Datenverkehr möglichst vollständig abzufangen.

In diesen Kontext fallen anscheinend auch die 15,5 Millionen Pfund, die von der NSA investiert wurden, um den GCHQ-Standort in Bude, North Cornwall zu sanieren. Dieser ist für das Abhören einiger Unterseekabel zuständig, war allerdings von den Budget-Kürzungen der britischen Regierung betroffen. Zudem wurden vier Millionen Pfund für den Nato-Einsatz in Afghanistan eingesetzt. In den Jahren 2011 und 2012 folgten nochmals Zahlungen in Höhe von 34,7 Millionen Pfund.

Die Dokumente zeigen, dass die NSA mit den Investitionen konkrete Erwartungen an den GCHQ Partner verknüpft. Die entscheidenden Verkaufsargumente („selling point“) sind dabei die britische Geheimdienst-Regulierung und die gesetzliche Beschränkung von Überwachungsprogrammen, die eine massenhafte Speicherung von Internet-Traffic wie etwa bei Tempora legitimieren.

Obwohl sich die britische Regierung bereits 2010 gegen Vorwurf gewehrt hat, man erledige für die NSA die „Drecksarbeit“, werden nun wieder entsprechende Stimmen laut. So warnt etwa Edward Snowden vor der Zusammenarbeit zwischen NSA und GCHQ. Die Geheimdienste würden gemeinsam Technologien entwickeln, um den Internet-Traffic annähernd vollständig zu sammeln und zu analysieren. Dem Guardian sagte Snowden, es wäre nicht allein ein US-Problem, die Briten „sind schlimmer“ als die US-Geheimdienste.