Telekom analysiert Verbindungsdaten zum Schutz vor Betrügern

Update Andreas Frischholz
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Mit einem automatischen System kontrolliert die Telekom alle im Festnetz und Mobilfunk anfallenden Verbindungsdaten, um potentielle Betrüger aufzuspüren, berichtet die WirtschaftsWoche. Allein im Jahr 2012 habe man Schäden in Höhe von 200 Millionen Euro verhindert.

Die Zahlen stammen aus einer bis dato vertraulich behandelten Bilanz von der Konzernsicherheit der Telekom. Demnach wird das System von der Ermittlungsgruppe „GBS-MIS“ eingesetzt und analysiert automatisch die bei den Telekom-Kunden anfallenden Verbindungsdaten. Kommt es zu gravierenden Ausreißern vom durchschnittlichen Nutzerverhalten, schlägt das System Alarm.

Konkret geht es um Fälle, bei denen etwa Kunden mit einer Auslands-Flatrate auffällig viele und lange Telefonate mit Personen in Staaten wie São Tomé oder Guinea führen. Während die Telekom hierzulande nur die Einnahmen aus der Flatrate erhält, muss der Konzern an die Anbieter in dem jeweiligen Staat hohe Minutenpreise bezahlen – Betrüger können auf diesem Weg profitieren. Deswegen soll die Telekom im letzten Jahr 162.800 Rufnummern gesperrt haben, die mit diesem Trick aufgefallen sind. Außerdem nutzt man das System, um gegen Hacker vorzugehen.

Die Analyse der Verbindungsdaten ist offenbar so erfolgreich, dass innerhalb des Konzerns der Gedanke kursiert, mit dieser Methode nach „unwirtschaftlichen Kunden“ zu suchen. Diesen Überlegungen nach sollen Kunden künftig in einen teureren Tarif gedrängt werden, wenn diese zum Beispiel so häufig telefonieren, dass die dafür theoretisch anfallenden Gebühren den Preis der Flatrate deutlich übertreffen. Um so einer Forderung rechtlichen Nachdruck zu verleihen, müssten aber die AGB mit entsprechenden Klauseln angepasst werden.

Update

Wie ein Sprecher der Telekom gegenüber Golem klarstellt, sollen die von der Wirtschaftswoche gemachten Angaben zum Umgang mit Vieltelefonierern „nicht stimmen“ – ein Vorgehen gegen Kunden mit überdurchschnittlichen Gesprächsminuten sei nicht geplant. Die Telekom habe die Wirtschaftswoche bereits vor der Veröffentlichung des Berichts darüber eindeutig informiert, weshalb man sich nun „rechtliche Schritte gegen die Unterstellungen“ vorbehalte.