Warum der E-Mail-Service Silent Circle freiwillig schloss

Ferdinand Thommes
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In der vergangenen Woche hatten mit Lavabit und Silent Circle gleich zwei Anbieter verschlüsselter E-Mail-Dienste offensichtlich dem Druck der US-Regierung nachgegeben und präventiv ihre Dienste geschlossen. Jetzt äußerte sich Michael Janke, CEO von Silent Circle ausführlich in einem Interview zu seinen Beweggründen.

Der Anlass zu dem Interview war ein Artikel bei den Kollegen von ZDNet, in dem der Autor die Motive der Schließung und deren Geschäftsmodell leicht provokativ hinterfragte. Daraufhin bot sich Michael Janke an, in einem Interview einige Dinge richtig zu stellen.

Die Firma Silent Circle, die unter anderem von Phil Zimmermann und Jon Callas mitbegründet wurde, betreibt außer dem jetzt eingestellten E-Mail-Dienst weitere verschlüsselte Kommunikationsdienste, die unter anderem Text, Video und VoIP auf P2P-Basis bieten und keinerlei Verbindungsdaten vorhalten. Auf die Frage, warum denn der E-Mail-Dienst, der vor nicht mal einem Jahr gestartet worden war, auf PGP basierte und somit in Verbindung mit den auf den Servern des Unternehmens gespeicherten Mails die jetzt eingetretenen Probleme quasi hausgemacht seien, gesteht Janke ein, dies sei eine Notlösung gewesen, bis die Entwicklung eines auf P2P basierenden E-Mail abgeschlossen sei, was keineswegs eine triviale Aufgabe sei.

Die Schließung sei zeitnah erfolgt, nachdem den Verantwortlichen bewusst geworden sei, dass selbst die gespeicherten Metadaten in den Händen der Nachrichtendienste weltweit von unschätzbarem Wert wären. Der E-Mail-Dienst habe sehr viel Zuspruch erhalten, unter den Kunden seien auch hochrangige Politiker, Staatsoberhäupter und Militärs sowie viele große Firmen und Privatleute in 126 Ländern der Erde gewesen. Der Dienst sei zu schnell gewachsen, und im Endeffekt sei zu wenig Zeit geblieben, um einen geordneten Übergang zu einer P2P-Anwendung abzuwarten. Zum Schutz der Kunden habe man sich für das Prinzip „verbrannte Erde“ entschieden. Janke betont jedoch, dass das Unternehmen bis zur Einstellung des Dienstes von Seiten der Regierung von Gerichtsbefehlen auf Datenherausgabe verschont geblieben sei. Die Arbeit an einem Peer-to-Peer-E-Mail-Client wird unterdessen fortgesetzt. Alles, was Silent Circle dann von einem Kunden speichere sei ein Nutzername, eine Telefonnummer und ein Passwort.

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