Ballmer spricht über Fehlentscheidungen

Ferdinand Thommes
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Während eines Treffens mit Finanzanalysten, deren Fragen unter anderem auch Microsofts scheidender CEO Steve Ballmer beantwortete, gestand dieser ein, er ärgere sich in seiner Karriere am meisten über den verpassten Einstieg des Unternehmens in den zukunftsträchtigen Markt der Smartphones und Tablets.

Ballmer sagte, Windows Phone habe einen vergleichsweise winzigen Anteil am mobilen Markt und er bedaure, dass das Unternehmen nicht in der Lage war, frühzeitig in den aufkeimenden Markt einzusteigen. In einem Erklärungsversuch schilderte er die Situation vor rund zehn Jahren für Microsoft als Windows-zentriert. „Ich bedaure, dass es eine Periode am Anfang des Jahrhunderts gab, wo wir so auf alles, was mit Windows zu tun hatte, fixiert waren, dass wir nicht in der Lage waren, unsere Talente gewinnbringend für ein Gerät einzusetzen, dass auf den Namen Telefon hört“, sagte Ballmer und ergänzte: „Das ist die eine Sache, die ich am meisten bedaure.

Noch im Jahr 2007 hatte Ballmer das iPhone der ersten Generation als teures Spielzeug ohne wirkliche Marktchance abgetan. Wörtlich sagte er damals voraus: „Es besteht keine Chance, dass das iPhone irgendeinen nennenswerten Marktanteil erringt, keinerlei Chance.“ Er hätte falscher nicht liegen können, denn das iPhone begründete einen riesigen Markt für Telefone und Tablets mit Touchscreen-Bedienung, den Google mit Android zur rechten Zeit für sich entdeckte.

Als Microsoft dann mit Windows Phone bereit war, im mobilen Markt mitzuspielen, war der Kuchen größtenteils bereits verteilt. Jetzt wird durch den Kauf von Nokias Handy-Sparte Microsoft zum Geräte-Hersteller.

Ballmer räumte auch ein, es sei schwieriger, Dienste und Geräte für Endkunden zu kreieren, als dies für Unternehmen der Fall sei. Zukünftig müssten Microsofts Dienstleistungen zudem auch auf Geräten Fuß fassen, die nicht von Microsoft stammten, erklärte der CEO und betonte die Wichtigkeit dieses Schrittes: „Das müssen wir sicherlich ohne Scheuklappen (without religious bias) tun.“ Die Äußerung bezog sich auf die Zusammenarbeit von Microsoft und Apple, deren Sprachsoftware Siri seit kurzem Bing als Standard-Suchmaschine einsetzt.

Ballmer konnte sich abschließend einige Seitenhiebe auf den Konkurrenten Google nicht verkneifen. Er sagte unter anderem, die Praktiken des Konzerns seien – und hier ließ er sich einige Sekunden Zeit zum formulieren – „diskussionswürdig mit den Wettbewerbshütern“.

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