Werbeverzicht bei ARD und ZDF kostet 1,26 Euro pro Monat

Przemyslaw Szymanski
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Die Rundfunkabgabe könnte, das ist soweit bekannt, 2015 dank der Mehrerträge durch die neue Pauschalabgabe für alle um 73 Cent pro Monat sinken. Jetzt bringt die KEF jedoch noch eine andere interessante Zahl ins Spiel: Die Werbefreiheit von ARD und ZDF würde 1,26 Euro pro Monat und Beitragszahler kosten.

Dabei müssten die Bürger in der Beitragsperiode 2013 bis 2016 1,10 Euro aufbringen, um den Wegfall von Werbung zu kompensieren, die Ausgleichszahlungen für das bereits stark eingeschränkte Sponsoring würden mit 15 Cent pro Monat und Beitragszahler zu Buche schlagen. Damit würde sich der Rundfunkbeitrag von aktuell 17,98 Euro pro Monat um rund sieben Prozent auf 19,24 Euro erhöhen.

Dies geht aus dem Sonderbericht „Verzicht auf Werbung und Sponsoring im öffentlich-rechtlichen Rundfunk“ der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) hervor. Dieser wurde von den Ministerpräsidenten der Länder angefordert, um die „Auswirkungen einer Werbe- und Sponsoringfreiheit im Hörfunk und Fernsehen auf die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu untersuchen“.

Auch rückwirkend für die Zeit von 2009 bis 2012 hat die KEF Berechnungen angestellt. Ohne Werbung und Sponsoring wären ARD und ZDF demnach um 1,25 Euro im Monat teurer geworden – davon würden 1,10 Euro für die Werbefreiheit und 15 Cent für den Verzicht auf Sponsoring entfallen. In der abgelaufenen Gebührenperiode wären bei der ARD 84 Cent als Ausgleich fällig geworden, beim ZDF rund 41 Cent.

Bereits Anfang dieses Jahres hatte sich der bekannte Staatsrechtler und ehemalige Bundesverfassungsrichter Paul Kirchhof in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung dafür ausgesprochen, den von allen Bürgern finanzierten Rundfunk mittels der Zusatzerlöse aus der Reform werbefrei und damit unabhängig zu machen.

Da die Mehreinnahmen von 1,15 Milliarden Euro jedoch nicht für einen kompletten Verzicht auf Werbung ausreichen würden, sprach sich Kirchhof für eine teilweise Ausweitung der Werbefreiheit aus. Auch dafür hat die KEF Berechnungen angestellt: Die Kosten der untersuchten Varianten für den teilweisen Entfall von Werbung und Sponsoring würden zwischen 11 und 80 Cent liegen. Wie dieser partielle Verzicht jedoch aussehen könnte, ist unbekannt.

Die möglichen Konsequenzen, die eine Reduzierung oder gar ein genereller Verzicht von Werbung mit sich brächte, schätzt die KEF nach Gesprächen mit Verbänden und Studien unterschiedlich ein. Bei einem vollständigen Wegfall seien im TV-Bereich keine all zu großen Veränderungen zu erwarten. Die freiwerdenden Werbebudgets würden nur zum Teil zur privaten Konkurrenz abwandern.

Der größte Teil aber würde nur auf andere Werbeinstrumente umgeschichtet werden. Sollten ARD und ZDF dagegen künftig einfach weniger Werbeflächen anbieten, könnte sich dies positiv auf die Werbepreise auswirken. Denn es sei zu erwarten, dass der Wettbewerb durch das geringere Angebot zusätzlich angeheizt wird. Beim Hörfunk sieht die Lage dagegen anders aus: Hier seien substanzielle und wirtschaftlich nachteilige Folgen für regional begrenzt agierende private Hörfunkanbieter zu befürchten. Zudem könnte der Hörfunk generell als Werbemedium an Bedeutung verlieren.

Die Länderchefs beraten derzeit darüber, was mit den Mehrerträgen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten geschehen soll – denn die Einnahmen dürfen die Sender nicht behalten. Auch der Verzicht auf Werbung gehört neben der Beitragssenkung zu den möglichen Szenarien. Eine Entscheidung wird für den 13. März erwartet.

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