Datenschutz der WhatsApp-Alternativen von Stiftung Warentest getestet

Jan Wichmann
134 Kommentare

Nach der Übernahme des Nachrichtendienstes WhatsApp durch Facebook sind etwaige Alternativen in aller Munde. Die Stiftung Warentest nahm WhatsApp selbst sowie die Alternativen Threema, Blackberry Messenger, Line und Telegram Messenger mit Blick auf das Thema Datenschutz unter die Lupe.

Im Fokus des Tests der Android- und iOS-Apps standen eine jeweilige Verschlüsselung der Nutzer- sowie Informationsdaten, die Transparenz der Übertragungsprotokolle sowie die AGB in Bezug auf die Weitergabe persönlicher Daten. Punkte wie Funktionsvielfalt und Bedienbarkeit flossen hingegen nicht in das Testurteil ein.

Angesichts dieser Datenschutz-Kriterien stellte sich lediglich die Schweizer App Threema als „unkritisch“ heraus. Das Programm Telegram Messenger, das in den letzten Tagen viel Zulauf fand, wurde hingegen mit einem „kritisch“ bewertet. Die weiteren Test-Probanden WhatsApp, Blackberry Messenger und Line haben aus datenschutzrechtlicher Sicht der Stiftung Warentest versagt und erhielten das Testurteil „sehr kritisch“.

Der Sieger des Vergleichs, Threema, arbeitet mit einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zwischen den jeweils Korrespondierenden, was eine Verfolgung der Unterhaltung ausschließen soll. In der iOS-Version sendet das Programm einzig eine Nutzer-ID an Threema, was notwendig und unkritisch sei, die Android-Version verzichte selbst darauf. Weiter können beide Versionen auf pseudonymisierte Adressbucheinträge zurückgreifen, dies jedoch auch nur, sofern es der Nutzer erlaube. Daten Dritter werden im Sinne der allgemeinen Geschäftsbedingungen nur nach ausdrücklicher Zustimmung und als Pseudonym an den Server übertragen. Abstriche gibt es jedoch bei der Transparenz, da Threema keine komplette Auswertung des Übertragungsverhaltens ermögliche, da es nicht quelloffen ist. So konnte die Stiftung Warentest zwar ausschließen, dass eine unverschlüsselte Übertragung erfolgt, jedoch keine genauen Aussagen zur Verschlüsselung treffen. Dennoch bewertet Stiftung Warentest den Datenschutz bei Threema insgesamt mit „unkritisch“.

Auch der Konkurrent Telegram Messenger setzt auf eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselungsform. Negativ fällt hierbei jedoch auf, dass diese explizit vom Nutzer aktiviert (Secret Chat) werden muss. Der Dienst speichert gemäß den allgemeinen Geschäftsbedingungen automatisch alle Adressbucheinträge, weitere Daten werden jedoch nicht weitergeleitet. Positiv anzumerken ist, dass Telegramm das einzige zumindest partiell quelloffene Programm ist. Ein unverschlüsseltes Versenden der App-Daten wurde auch hier ausgeschlossen.

Die Schlusslichter, in Form von WhatsApp, Line und Blackberry Messenger verzichten gänzlich oder teilweise auf eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. So ist es dem Anbieter möglich eine Unterhaltung mitzuverfolgen. Als sehr kritisch wurde auch das Weiterleiten von Nutzerdaten angesehen, so werden hier beispielsweise Geräteseriennummer, E-Mail-Adressen, Rufnummern oder Namen teils unverschlüsselt überliefert. Auch die allgemeinen Geschäftsbedingungen dieser Dienste sind laut Stiftung Warentest mangelhaft. So erlauben WhatsApp und Line eine Änderung dieser, ohne den Nutzer zu informieren. Der Blackberry Messenger lässt hingegen offen, welche Informationen weitergereicht werden dürfen. Das Programm TextSecure wurde von der Stiftung Warentest nicht betrachtet.