Snowden-Reporter Glenn Greenwald startet neues Medium

Ferdinand Thommes
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Der Journalist Glenn Greenwald, dem Edward Snowden seine von der NSA kopierten Dokumente zur Veröffentlichung anvertraut hatte, hat eine neue Webseite für investigativen Journalismus vorgestellt. The Intercept ist die erste Veröffentlichung des neuen Verlags First Look, dem weitere folgen sollen.

Glenn Greenwald leitet das neue Medium zusammen mit dem Enthüllungsjournalisten Jeremy Scahill und der Dokumentarfilmerin Laura Poitras. Die Zielsetzung der Plattform ist zweigeteilt, zuerst sollen in der nächsten Zeit weiterhin Dokumente aus dem Snowden-Fundus aufbereitet und veröffentlicht werden. Darüber hinaus ist das Ziel investigativer Journalismus auch abseits der Snowden-Papiere.

Der Aufmacherartikel des neuen Mediums beschäftigt sich mit der ungenauen Methodik, mit der die NSA durch elektronische Überwachung und anhand von Metadaten Personen identifiziert, die dann von den Streitkräften durch Drohnen getötet werden. Dabei kommen angeblich auch unschuldige Menschen ums Leben. Die Informationen des Artikels stammen sowohl aus den Dokumenten von Snowden als auch aus Quellen des Journalisten Scahill. Das zweite Feature zeigt neue Photos der NSA-Zentrale und anderer Geheimdienst-Architektur und stammt vom Gast-Autor und Fotokünstler Trevor Paglen.

Das Medienunternehmen First Look, wird von Ebay-Mitgründer und Philanthrop Pierre Omidyar finanziert und geleitet und will neben der Seite The Intercept weitere themengebundene Seiten auf First Look einbinden und diese im Laufe des Jahres auf einer übergeordneten Webseite aggregieren, die neben Politik auch Sport und Kultur abdeckt. Der laut Forbes auf ein Vermögen von 8,5 Milliarden US-Dollar geschätzte Omidyar hatte vor einem Jahr Interesse am Kauf der Washington Post gezeigt, sich dann aber doch entschieden, eine eigene Plattform für investigativen Journalismus aufzuziehen. Er will 250 Millionen US-Dollar in das Projekt investieren. In einem Interview mit der New York Times hatte er im Oktober Einblick in seine Beweggründe gegeben.

Greenwald betont die redaktionelle Unabhängigkeit der Webseite. Er selbst hat beispielsweise seine Zusammenarbeit mit dem britischen Guardian aufgegeben, in deren Rahmen er in den letzten Monaten zusammen mit Laura Poitras die Snowden-Enthüllungen aufbereitet und publiziert hatte.