UEFI-Fehler kann unter Linux Lenovo Thinkpads zerstören

Ferdinand Thommes
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Vor ziemlich genau einem Jahr war es Samsung – jetzt ist Lenovo betroffen. Fehlerhafter Code im BIOS kann unter bestimmten Umständen eine Reihe von Lenovo Thinkpads so beschädigen, dass nur der Austausch der Hauptplatine den Schaden behebt. Als betroffen gelten derzeit die Modelle T540p, L540 und W540.

Die fehlerhafte Funktion wurde, wie schon bei Samsung, bei der Installation von Linux entdeckt, obwohl damals auch Windows betroffen war. Der Schaden lässt sich im Fall der Lenovo Thinkpads der aktuellen Baureihe mit Haswell-Prozessoren aber unter Umständen bereits durch den Einbau einer Festplatte, auf der bereits Linux installiert ist, als Boot-Platte auslösen.

Die Schäden entstehen offensichtlich nur beim Einsatz bestimmter Firmware-Versionen und können unter Linux angeblich vermieden werden, indem man vor dem ersten Hochfahren das Booten per UEFI und Secure Boot deaktiviert und auf Legacy-MBR umstellt. Allerdings lässt sich mit dieser Einstellung dann kein Dual-Boot-System mehr einrichten, da Windows UEFI voraussetzt.

Aufgedeckt hatte das Problem erstmals Theodore Ts'o, prominenter Kernel-Entwickler und Dateisystem-Guru, der auf Google+ bereits Ende letzten Jahres berichtete, innerhalb einer Woche drei Mainboards zerstört zu haben. Ähnliches widerfuhr dem ebenfalls bei Google angestellten Marc Merlin. Beide Entwickler hatten ein Thinkpad T540p von Lenovo zu Testzwecken erhalten. Dieses Notebook ist für den Einsatz von Ubuntu zertifiziert. Bereits in unserem Test zum Lenovo T540p Mitte Januar hatten wir auf die Probleme mit Linux hingewiesen und von einer Installation gewarnt.

Da das Problem noch immer untersucht wird, gibt es auf verschiedenen Seiten weiterhin teils widersprüchliche Aussagen und Tipps. So berichtet ein Anwender, er habe Suse 13.1 installieren können, indem er lediglich Secure Boot abschaltete, zum Booten aber UEFI verwendete. Ein weiterer Hinweis geht in Richtung der „OS Optimized Defaults“-Funktion, deren Abschalten im BIOS den Fehler verhindern soll.

Im Forum von Lenovo gibt es bereits seit über zwei Wochen Berichte über zerstörte Thinkpad W540. Dort rät ein Mitarbeiter dazu, die Funktion „Intel Rapid Start Technology“ zu deaktivieren. Der Fehler in dieser Funktion soll demnach auf falsche Sektoren der SSD zugreifen und die zufällig dort stehenden Daten fälschlicherweise als Speicherbereich interpretieren. Der Versuch, diese Daten als Speicher zu allozieren führt zu dem Fehler und veranlasst einen Hänger im POST. Der zerstörerische Teil des Fehlers tritt ein, wenn der zu große Speicherbereich auch ins BIOS NVRAM geschrieben wird und somit irreversibel auch dem Austausch der CMOS-Batterie widersteht. Somit bleibt nur der Austausch des Mainboards. Der Fehler trat ähnlich bei Samsungs UEFI-Bug auf, bei dem ebenfalls zu viele Daten in den nicht-flüchtigen Speicher des BIOS geschrieben wurden.

Für Mitte Februar stellt der Lenovo-Mitarbeiter im Forum ein Firmware-Update in Aussicht, an dem bereits gearbeitet werde.

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