Debian 8 „Jessie“ meldet sich zu Wort

Ferdinand Thommes
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Mit dem Debian Installer in einer ersten Alpha-Version für das nächste Release Debian 8 „Jessie“ beginnt der aktive Entwicklungszyklus dieser Version. Der Codename Jessie ist wie die Vorgänger aus dem Film Toy Story entlehnt. Jessie soll im nächsten Jahr veröffentlicht werden, einen festen Termin gibt Debian nicht an.

Veröffentlichungen bei Debian finden immer erst dann statt „wenn es fertig ist“. Damit unterscheidet sich Debian von allen anderen großen Distributionen und gibt sich als Community-Projekt ohne Firma im Nacken damit mehr Zeit, stabile Versionen zu veröffentlichen. Nicht umsonst genießt die Distribution hinsichtlich ihrer Stabilität einen guten Ruf. Was allerdings feststeht, ist der 5. November als Beginn des „Freeze“, der Phase, in der nur noch Release-kritische oder sicherheitsrelevante Pakete in den Testing-Zweig, der letztlich zur neuen Programmversion wird, hochgeladen werden dürfen.

Die jetztige Veröffentlichung basiert auf dem derzeit aktuellen Kernel 3.13, den auch Debian 8 später verwenden wird. Bei der kFreeBSD-Architektur ist es Kernel 9.2. Geändert haben sich die unterstützten Architekturen: So wird unter anderem die ia64-Architektur (Itanium) nicht mehr unterstützt und die s390-Architektur durch s390x ersetzt. Die Sparc-Architektur ließ sich aufgrund eines Fehlers nicht erstellen, über deren Verbleib im Reigen der Architekturen bei Debian wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden.

Die jetzt veröffentlichten Abbilder zum Testen von Jessie bringen XFCE anstatt wie üblich Gnome als Desktop-Umgebung mit. Diese vorläufige Entscheidung wurde getroffen, da Gnome seit einiger Zeit Abhängigkeiten auf Systemd mitbringt, was nicht sinnvoll gewesen wäre, wenn Debian bei SysVinit als Init-System geblieben wäre. Mittlerweile wurde aber vom Technischen Komitee Systemd als das Init-System für Jessie bestimmt. Die endgültige Entscheidung über den Standard-Desktop bei Jessie wird im August getroffen. Ein weiteres Kriterium bei dieser Entscheidung ist der Umfang der Desktop-Umgebung. Vor dem Release des derzeit aktuellen Debian 7 „Wheezy“ war Gnome teilweise zu groß, um auf CD1 der Veröffentlichung zu passen. Das Problem wurde durch den Einsatz des Kompressionswerkzeugs Xz behoben, sodass XFCE wieder ins zweite Glied treten musste.

Durch einen Fehler in einem Helferskript des Pakets Udev kann benötigte Firmware mit der jetzigen Version des Installers nicht nachgeladen werden. Ansonsten ist Jessie in dieser Alpha-Version, die sich auf drei DVDs verteilt, zum Testen bereit. Mit einer Veröffentlichung von Debian 8 Jessie ist nicht vor dem Frühjahr 2015 zu rechnen.