Google Nest: Guerilla-Aktion gegen Datensammeln

Update Jan-Frederik Timm
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Täuschend echt sieht er aus, der Internetauftritt der neuen Dienstleistungen unter der Dachmarke „Google Nest“. „Dein sicherer Ort“, verspricht der Anbieter. Dahinter steckt allerdings nicht Google, sondern die Politik-Aktivisten vom Peng Collective. Sie warnen vor Googles Datensammelwut.

Google Nest: Dein sicherer Ort
Google Nest: Dein sicherer Ort

Vier Dienstleistungen verspricht das fiktive Angebot von Google Nest:

  • Google Trust: Eine Versicherung, die dann zahlt, sollten Regierungen oder Privatorganisationen auf die bei Google gespeicherten Daten zugreifen. Je mehr Google-Geräte und Dienstleistungen der Nutzer einsetzt und je mehr Daten er Google zur Verfügung stellt, desto höher fällt die Versicherungsleistung aus. „Der Dienst ist komplett kostenlos. Du zahlst mit deinen Daten.“, lockt Google Nest.

  • Google Hug: Der Dienst erkennt den aktuellen Gemütszustand des Anwenders und stellt bei Bedarf einen persönlichen Kontakt zu anderen Nutzern mit gleichen Bedürfnissen her.
    Mit unseren einzigartigen Algorithmen zur Überwachung von Verhaltensmustern in unseren Diensten und Dienstleistungen wissen wir immer, wenn es dir nicht gut geht und welcher Austausch mit einer anderen Person dir helfen würde, damit es dir besser geht. Google Hug hilft dir dabei, eine andere Person in deiner Nähe zu finden, die dieselben Bedürfnisse hat wie du. Jederzeit.
  • Google Bee: „Dein kleiner Freund im Himmel“, die erste persönliche Drohne. Sie fliegt bis zu 400 Meter hoch und lässt sich für jeden nur erdenklichen Einsatzzweck nutzen. „Ganz so, als wärst du an zwei Orten gleichzeitig“.

  • Google Bye: Google sammelt im Leben eines jeden Anwenders Unsummen an Daten, die die Person in ihrer Gesamtheit treffend umschreiben. „Warum sollten diese Daten mit dem Tod verloren gehen, wenn sie doch geteilt werden könnten“. „Kümmere dich um das Leben, wir kümmern uns um den Rest“, verspricht Google Nest.

Neben dem Internetauftritt, der an unzähligen Stellen von Google-Nest.org auf Google.com verweist, haben die Aktivisten auch die re:publica 2014 in Berlin genutzt, um „Googles Zukunft“ einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen.

Es ist nicht die erste Aktion der Gruppe gegen einen internationalen Großkonzern. Erst im Dezember 2013 hatten die Aktivisten den Shell Science Slam in Berlin platzen lassen. Ein neuartiger Katalysator, der CO2 noch im Auto aus den Abgasen herausfiltern sollte, entpuppte sich im Rahmen der Veranstaltung als ein mit braun gefärbtem Wasser um sich spritzendes Ungetüm - eine Kritik an Shells Ölbohrplänen in der Arktis.

Update

Googles Rechtsabteilung hat die Initiatoren hinter der Aktion per E-Mail dazu aufgefordert, bis zum 12. Mai öffentlich und deutlich sichtbar zu erklären, dass Google-Nest.org in keinerlei Verbindung zu Google steht. „Wir begrüßen zwar ihr Interesse an unseren Produkten und ihr Recht darauf, Stellung zu beziehen“, so Google. „Als der Inhaber der Marken können wir deren Verwendung in Zusammenhängen, die unsere Kunden verwirren könnten, allerdings nicht gestatten“, heißt es weiter. Google fordert die Urheber der Aktion dazu auf, die Übertragung aller registrierten Domains bis zum 12. Mai 2014 schriftlich zu bestätigen – auf Vorlage eines Nachweises werde der Konzern die bei der Registrierung der Domain angefallenen Kosten bis zu einer Höhe von 100 US-Dollar erstatten.

Google würde normalerweise keinen Anstoß an Parodien oder Sarkasmus nehmen, in diesem Fall begründen der Verzicht auf einen Hinweis zum Hintergrund von Google-Nest.org allerdings eine Ausnahme. In der Tat haben sich die Macher alle Mühe gegeben, um dem Leser Google als den tatsächlichen Urheber vorzugeben. Selbst die Domain wurde auf die korrekte Adresse des Unternehmens registriert – einzig und allein die angegebene E-Mail-Adresse paulvonribbeck@gmail.com wies auf einen Hoax hin.

Die Initiatoren zeigen sich per Twitter vorerst wenig beeindruckt. „Sollte die Domain nicht mehr wert sein“, so der Kommentar unter @PengBerlin.