Crytek dementiert Gerüchte um Finanznöte

Jan Wichmann
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Laut einem Medienbericht befindet sich das deutsche Entwicklerstudio Crytek in einer finanziellen Notlage. Sogar von Interessenten an einer Übernahme ist bereits die Rede. Doch in einer offiziellen Stellungnahme gegenüber ComputerBase weist Crytek die Gerüchte zurück.

Die Gerüchte basieren auf einem Bericht des Computerspiele-Magazins Gamestar. Demzufolge steht der in Frankfurt ansässige Spieleentwickler kurz vor der Insolvenz. Erste Anzeichen hierfür sollten sich bereits im April in Form von verspäteten Entgeltzahlungen an Mitarbeiter gezeigt haben. Darüber hinaus seien auch konkurrierende Studios über die derzeitige Lage Cryteks informiert und hätten dies mit den Worten „über Crytek kreisten bereits die Geier“ kommentiert. Erste Kontrahenten hätten zudem schon Interesse an einer Übernahme bekundet – darunter auch der russische World-of-Tanks-Macher Wargaming.

Im Gespräch mit Gamestar habe Crytek-Mitbegründer Avni Yerli diese Aussagen zwar nicht bestätigt, jedoch Probleme eingeräumt und erklärt, dass das Unternehmen in Kürze finanzielle Unterstützung erhalte. Gründe für die monetären Engpässe sehe Yerli zunächst bei der Free-2-Play-Ausrichtung des Unternehmens. Der neue Schwerpunkt auf dieses Spielesegment wurde in den letzten Jahren als zukunftsweisende Entscheidung betrachtet. Der erhoffte Erfolg blieb jedoch aus, was das Free-2-Play-Konzept erneut hinterfragen lässt.

Auch habe die Vielzahl von Beschäftigten, derzeit werden etwa 800 Mitarbeiter beschäftigt, zu der momentanen Situation beigetragen. Gerade unter diesem Gesichtspunkt bliebe die Frage des effizienten Einsatzes des Personals offen. Ungeachtet dessen fallen ebenso schlechte Verkaufszahlen der letzten veröffentlichten Titel, darunter vor allem Crysis 3 und Ryse: Son of Rome ins Gewicht.

Auf Anfrage von ComputerBase bezog Crytek Stellung und dementierte zumindest die Gerüchte. Die Äußerungen von Avni Yerli gelten jedoch weiterhin und weisen eindeutig auf wirtschaftliche Probleme hin.

„Entgegen der Darstellung in einigen Medien, die einen Artikel der GameStar aufgegriffen haben und den der Gamestar vorliegenden Informationen, handelt es sich, wie im Artikel dargestellt, um Gerüchte, die wir dementieren. Wir konzentrieren uns weiterhin auf die Entwicklung und Vermarktung von Cryengine, Warface, Homefront: The Revolution, Hunt: Horrors of the Gilded Age, Arena of Fate, für die wir erst kürzlich auf der E3 außerordentlich positive Resonanz seitens der Fachpresse und Spieler erhalten haben. Außerdem möchten wir uns hiermit für die Loyalität unserer Mitarbeiter, Fans und Geschäftspartner bedanken, die trotz der Gerüchte uneingeschränkt zu uns halten.“

Crytek

Eine kurze Nachfrage bei Wargaming bezüglich des Gerüchts um ein Übernahmeinteresse förderte eine ähnliche Reaktion zu Tage: Gegenüber ComputerBase erklärten die World-of-Tanks-Entwickler, dass dies nur Gerüchte seien, und man nicht wisse, woher sie stammen.

Das im Jahre 1999 von drei Brüdern gegründete Unternehmen Crytek erzielte mit der Entwicklung der CryEngine und dem damit verbundenen FarCry im Jahr 2004 große Erfolge und zählt innerhalb Deutschlands zu den größten Computerspiel-Unternehmen. Erst kürzlich zeigte die Spieleschmiede auf der in Los Angeles stattfindenden E3 seine neusten Projekte „Homefront 2“ sowie „Hunt: Horrors of the Gilded Age“.