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Runemaster: Rollenspiel trifft Rundenstrategie

Max Doll
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Runemaster: Rollenspiel trifft Rundenstrategie

Paradox Interactive hat sich durch Spiele wie Hearts of Iron oder Crusader Kings einen Ruf mit anspruchsvollen, historisch akkuraten Strategiespielen erworben. Der neue Titel Runemaster verbindet Echtzeit-Elemente mit rundenbasierten Kämpfen. Auf der Gamescom 2014 konnte ComputerBase einen Blick darauf werfen.

Das von den Entwicklern als „taktisches RPG“ bezeichnete Spiel bietet sechs Welten der nordischen Mythologie „von den Wäldern in Midgard bis hin zu den Feuern in Muspelheim“ auf. Dort gilt es, im Konflikt zwischen Thor und Loki Partei zu ergreifen und zu entscheiden, ob Ragnarök erneut verschoben wird. Von entscheidender Bedeutung soll hierbei sein, welchen Eindruck der Spieler von der Welt gewinnt. Und der hängt wiederum von seinen Entscheidungen ab. Einfach eine Entscheidung zwischen gut und böse wird es jedoch nicht geben. Einerseits soll nicht immer klar sein, welcher Quest welchen Gott bevorteilt, zum anderen solle der Spieler entscheiden müssen, ob er selbst die Welt in ihrem derzeitigen Zustand für rettenswert hält oder eine Neuordnung für sinnvoller hält.

Die Entwickler, die Spiele wie Baldurs Gate, Fallout und Kings Bounty als Vorbild benennen, peilen eine Spieldauer von 40 Stunden und mehr an. Die Wiederspielbarkeit soll zudem hoch ausfallen: Jede der sechs von einem eigenen Game Designer mit eigener Charakteristik und eigenem Stil entworfenen Welten wird prozedural generiert. Abseits einiger weniger fixer Schlüsselstellen plant Paradox, Quests und Umgebung sogar an die Entscheidungen des Spielers anzupassen. Dazu gesellen sich sechs Rassen, die jeweils eine andere Perspektive auf das Geschehen bieten werden. Beziehungen zwischen den Arten sind eine weitere Ebene, die Spieler im Blick behalten müssen – nicht alle haben in den Augen der Götter den gleichen Status, nicht alle sind sich freundlich gesinnt oder Fans der vom Spieler gewählten Gottheit.

Runemaster – Gamescom 2014

Wie die Welt aussieht, hängt also vom Spieler ab und dessen sechs Charaktermerkmalen, deren konkrete Ausprägung sich durch Antworten in Dialogen und dem Handeln im Spielverlauf entwickelt. Zu Beginn des Abenteuers wird im Gespräch mit einer Wahrsagerin Startwerte bestimmt, ansonsten erfolgt die Ausgestaltung durch das Vorgehen im Spiel. In der gezeigten Sequenz aus einer Alpha-Version wurde dem Charakter etwa anhand unserer Antworten bescheinigt, „großzügig“ zu sein. Je nach Entwicklung sollen sich neben neuen Quests auch neue Dialogoptionen ergeben, erzeugen will Paradox eine individuell angepasste Herausforderung.

Erkundet werden die mythischen Welten in Echtzeit aus klassischer Top-Down-Perspektive, die derzeit grob an die Konsolenversion von Diablo 3 erinnert – auch hinsichtlich der mit dem Gamepad problemlos möglichen Steuerung. In Kämpfen wechselt Runemaster jedoch in eine 2D-Ansicht mit Hexagon-Feldern mit verblüffendem Effekt: Man hat den Eindruck, vor einem völlig anderen Spiel zu sitzen – mitten in rundenbasierter Strategie. Hier spielt das Terrain, unter anderem durch dessen Höhenlage, verschiedene Einheitenwerte wie Lebenspunkte und Moral, Schadenstypen und Spezialfähigkeiten eine Rolle. Der Held nimmt als besonders starke Einheit zwar eine Sonderrolle ein, kämpft aber nie alleine, im späteren Verlauf des Spiels sogar als Teil einer großen Armee auf ebensolchen Schlachtfeldern.

Die jeweiligen Fähigkeiten der Einheiten, jeweils eine aktive und passive, sollen sich im fertigen Spiel anpassen lassen, zu sehen war davon noch nichts. Aktiviert werden diese über „Fokus“, der sich nur langsam regeneriert. Speziell der Held, dessen Skillset umfangreicher ausfällt, bekommt somit Gewicht. Welche Rolle das Alter Ego einnimmt, hängt jedoch von dessen Ausbau ab. Zwei Skilltrees erlauben es, entweder einen besonders kampfstarken oder einen die eigenen Truppen unterstützenden Charakter zu spielen.

Für weitere taktische Tiefe sollen neben unterschiedlichen Siegbedingungen der einzelnen Schlachten zahlreiche unterschiedliche Einheiten sowie deren eigenes Erfahrungspunkte-System sorgen. Hier gilt jedoch: Erfahrung sammeln nur diejenigen Truppenteile, die aktiv kämpfen. Abseits von Gegner soll die Welt zahlreiche Anreize für Exploration setzen. Neben neuen Runensteinen, mit denen Magie gewirkt wird, zusätzlichen Erfahrungspunkten oder Hintergrundinformationen winken spezielle Waffen: Etwa der Hammer von Thor.

Runemaster hat Potential. Zunächst jedoch schreckt der Bruch in der Präsentation ab: Eine Hälfte des Spiels suggeriert ein Action-Rollenspiel vom Schlage eines Diablo 3, die andere erweckt den Eindruck, aus SSI-Spielen wie Panzer General zu stammen. Das ist zumindest ungewohnt, sticht aus der Genre-Monokultur aber positiv hervor. Entscheidend wird also nicht nur, wie gut es Paradox gelingt, eine ganze Welt samt Quests prozedural zu generieren und auf den Spieler abzustimmen, sondern diese zwei Gesichter zusammenzubringen.

Runemaster erscheint „in der ersten Hälfte 2015“ für den PC, Mac und, wie Paradox auf der Gamescom 2014 angekündigte, die PlayStation 4.

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