Kickstarter: Verschärfte Nutzungsbedingungen für Urheber

Andreas Schnäpp
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Kickstarter: Verschärfte Nutzungsbedingungen für Urheber

Aktuell informiert die Crowdfunding-Plattform Kickstarter angemeldete Nutzer per E-Mail über anstehende Änderungen der Nutzungsbedingungen. Die aktualisierte Fassung wurde dabei um einen Paragrafen ergänzt, der sich in erster Linie an Projektinitiatoren und deren Verpflichtungen gegenüber ihren Unterstützern richtet.

Der vierte, neu hinzugekommene Abschnitt der ab 19. Oktober 2014 in Kraft tretenden Nutzungsbedingungen lautet „How Projects Work“ und beginnt mit dem einfachen, aber eindringlichen Satz: „When a project is successfully funded, the creator must complete the project and fulfill each reward.“ Sofern diese Bedingung erfüllt ist, hätten Urheber eines Projekts ihre Obligation gegenüber ihren Unterstützern erfüllt.

Im Folgenden werden Anforderungen beschrieben, die von Urhebern eines Projekts erwartet werden. Dazu zählen unter anderem ein „hohes Maß an Bemühungen“ und „ehrliche Kommunikation“. Im Gegenzug sollen sich Nutzer der Plattform jedoch im Klaren darüber sein, dass sie beim Unterstützen eines Projekts „nicht Dinge bestellen, die bereits existieren“, sondern „dabei helfen, etwas Neues zu schaffen“, was wiederum zur Folge hat, dass Änderungen und Verzögerungen auftreten können.

Für den Fall, dass ein Urheber sein Projekt nicht wie ursprünglich versprochen fertigstellen kann, gibt es nun Richtlinien, wie sich dieser zu verhalten hat, um der rechtlichen Verpflichtung gegenüber den Unterstützern gerecht zu werden:

If a creator is unable to complete their project and fulfill rewards, they’ve failed to live up to the basic obligations of this agreement. To right this, they must make every reasonable effort to find another way of bringing the project to the best possible conclusion for backers. A creator in this position has only remedied the situation and met their obligations to backers if:

  • they post an update that explains what work has been done, how funds were used, and what prevents them from finishing the project as planned;
  • they work diligently and in good faith to bring the project to the best possible conclusion in a timeframe that’s communicated to backers;
  • they’re able to demonstrate that they’ve used funds appropriately and made every reasonable effort to complete the project as promised;
  • they’ve been honest, and have made no material misrepresentations in their communication to backers; and
  • they offer to return any remaining funds to backers who have not received their reward (in proportion to the amounts pledged), or else explain how those funds will be used to complete the project in some alternate form.
Kickstarter, überarbeitete Nutzungsbedingungen „How Projects Work“

Kickstarter setzt demnach auf mehr Transparenz seitens der jeweiligen Projektinitiatoren, die ihren Unterstützern Rechenschaft schuldig sind, sofern es zum „worst case“ kommt. Nur sofern die oben angeführten Punkte auch erfüllt wurden, haben die Urheber selbst im Falle eines eingestellten Projekts ihre Verpflichtungen erfüllt. Andernfalls weist Kickstarter darauf hin, dass einstige Unterstützer gegen Projektinitiatoren rechtliche Schritte einleiten können.

CLANG: Erfolgreich finanziert, dennoch eingestellt

Jüngstes Beispiel dafür, wie trotz erfolgreicher Finanzierung via Kickstarter ein Projekt dennoch nie das Tageslicht erblickt, ist CLANG. Im Juli 2012 konnte Neal Stephenson mit Hilfe von 9.023 Unterstützern 526.125 US-Dollar für ein Videospielprojekt sammeln, das „Schwertkampf-Videospiele revolutionieren“ sollte. Knapp ein Jahr später, im September 2013 verkündete das Entwicklerstudio Subutai Corporation daraufhin, dass das Projekt auf Eis liegt bis neue Finanzierungsmöglichkeiten erschlossen werden. Das Vollzeitprojekt wurde von den Entwicklern auf „Abende und Wochenenden“ verschoben, die sich in der Zwischenzeit andere Beschäftigungen zur Überbrückung des finanziellen Engpasses suchten, da sie von Subutai Corporation nicht mehr entlohnt werden konnten.

Vor zwei Tagen meldete sich Neal Stephenson nach langer Funkstille in einem finalen Kickstarter-Update bei den Unterstützern des Projekts: Die Suche nach weiteren Geldgebern sei gescheitert und habe das Team dazu gezwungen, die Verluste einzuschränken, indem das Team sich auflöst, um nach fester Arbeit zu suchen, so Stephenson. Zwar betont Stephenson, dass Subutai Corporation „wie versprochen“ den CLANG-Prototypen 2013 veröffentlichte, obwohl dieser „technisch innovativ“ gewesen sei, bereitete der Prototyp beim Spielen jedoch keinen Spaß. Einige Gründe dafür seien „außerhalb unserer Kontrolle gewesen“, erklärt Stephenson, für andere hingegen sei er direkt verantwortlich: Stephenson habe sich „zu sehr auf historische Genauigkeit konzentriert und nicht genug darauf, es [CLANG] ausreichend spaßig zu gestalten, um zusätzliches Investment anzuziehen.

Im Laufe der Entwicklung hätten sich für das Team „neue Erfahrungen und Möglichkeiten“ ergeben, wodurch CLANG auf „nicht-offensichtliche Weise“ möglicherweise in andere Projekte ohne Verbindung zu historischem Schwertkampf einfließen könnte. Stephenson bot Unterstützern dabei an, sich auf eine REVERB“-betitelte Mailingliste einzutragen, um möglicherweise bei zukünftigen Projekten Bonus-Belohnungen für CLANG-Unterstützer zu erhalten, er könne aber zum aktuellen Zeitpunkt nichts garantieren.

Zum Zeitpunkt der Ankündigung am 18. September hätten Unterstützer bisher 700 US-Dollar zurückgefordert. Stephenson verabschiedete sich mit den Worten „Es tut mir Leid, dass wir nicht in der Lage waren, es [CLANG] weiter als die Phase, die ihr finanziert habt, zu entwickeln.“ In der Kommentarsektion zum Projekt bei Kickstarter finden sich seitdem eine Vielzahl an Unterstützern, die anderer Ansicht sind: So bemängeln wütende Nutzer beispielsweise, dass ihnen ein Spiel versprochen wurde und dies keineswegs dem Prototypen entspreche, den Subutai Corporation vor einem Jahr veröffentlichte. Mangelnde Transparenz im Umgang mit der bei Kickstarter gesammelten Geldsumme ist Unterstützern in diesem Zusammenhang ebenso ein Dorn im Auge wie bisher noch nicht erhaltene Unterstützerboni.

In der Tat findet sich auf der Projektseite zu CLANG ein Absatz, bei dem das Wort „Prototype“ genau ein Mal vorkommt und die stufenweise Entwicklung eines Toolkits beschreibt, um danach zusätzliche Geldquellen erschließen zu können. Die Unterstützer-Belohnungen sowie restlichen Beschreibungen von CLANG sprechen jedoch von einem Spiel als solches, was wiederum verständlich macht, wieso Nutzer sich nun vor den Kopf gestoßen fühlen.