80Plus: Aerocool-Netzteile mit falschem Siegel

Philip Pfab
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80Plus: Aerocool-Netzteile mit falschem Siegel
Bild: Alternate

Mit dem Aerocool AP-Pro 550 Watt ist ein weiteres Netzteil mit gefälschtem 80Plus-Bronze-Zertifikat entlarvt. Das derzeit in Deutschland verkaufte Netzteil ist mit dem von 80Plus getesteten nicht identisch und trägt das Siegel daher zu Unrecht.

Wo 80Plus draufsteht, muss nicht notwendigerweise ein sparsames Netzteil drinstecken. Die Lücken im System 80Plus ermöglichen es Herstellern und Auftragsfertigern, trotz schicker Siegel mit minderwertigen Produkten auf Kundenfang zu gehen. Beim Aerocool AP-Pro 550 Watt fällt der Schwindel anhand der zulässigen Eingangsspannung des hierzulande verkauften Modells auf: Das AP-Pro verfügt nicht über einen Weitbereichseingang und verträgt nur 200 bis 240 Volt. Die Produktbeschreibungen der Onlineshops bestätigen ebenfalls, dass das Netzteil nicht 115-Volt-fähig ist.

Eingangsspannung 230 Volt – klarer Beweis für ein zu Unrecht geführtes Siegel
Eingangsspannung 230 Volt – klarer Beweis für ein zu Unrecht geführtes Siegel (Bild: Alternate)

Der offizielle Testreport bei Ecova weist jedoch eine zulässige Eingangsspannung von 110 bis 240 Volt aus. Die Messungen wurden mit den in den USA üblichen 115 Volt ausgeführt. Folglich können die in Europa verkauften Netzteile trotz des gleichen Produktnamens nicht mit dem getesteten Netzteil identisch sein. Das derzeit unter anderem als Sonderposten beim Liveshoppingportal ZackZack verkaufte AP-Pro trägt daher das 80Plus-Siegel zu Unrecht.

Reine 230-Volt-Netzteile für Endkunden können zwar seit April 2014 ebenfalls zertifiziert werden, müssen dafür jedoch auch mit 230 Volt getestet werden. Zudem gelten für alle Stufen verschärfte Anforderungen, um den Effizienzgewinn der meisten Schaltnetzteil-Designs bei höherer Eingangsspannung auszugleichen. Ein 80Plus-Bronze-Modell muss bei 230 Volt dann 85 bis 88 Prozent Wirkungsgrad erreichen.

Wie groß die Abweichung nach unten beim Wirkungsgrad tatsächlich ist, ist unbekannt. Beim Test des Xigmatek Tauro, das das 80Plus-Siegel ähnlich missbräuchlich führt, beträgt die Abweichung gut fünf Prozentpunkte nach unten. Bisher konnten weder der betroffene Händler Alternate noch der Hersteller Aerocool kurzfristig zu dieser Problematik Stellung nehmen.

Für Aerocool ist die Problematik dabei nicht neu: Bereits 2010 fielen zwei Netzteile dieser Marke mit gefälschten 80Plus-Siegeln auf. Immerhin stehen Käufern derartiger Schummel-Produkte in Deutschland die gesetzlichen Rechte des Käufers bei Sachmängeln zu. Alternate versichert Kunden allgemein, Netzteile mit falschem Zertifikat innerhalb von 24 Monaten mit Verweis auf qualifizierte Berichterstattung zurückzunehmen.

Die Redaktion dankt ComputerBase-Leser „Gracchus“ für den Hinweis auf dieses Angebot.