Mittelerde: Mordors Schatten: Vorabversion für positive Berichte auf YouTube

Max Doll
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Mittelerde: Mordors Schatten: Vorabversion für positive Berichte auf YouTube

Mittelerde: Mordors Schatten schreibt nicht nur durch ordentliche Qualität, sondern auch durch eine restriktive Vermarktungsstrategie für YouTube-Akteure Schlagzeilen. Im Gegenzug für Vorabversionen ist das Zeigen von Bugs untersagt – im Kern auf YouTube längst alltäglich.

Wer als „Entertainer“ auf YouTube vor dem offiziellen Verkaufsstart Zugang zu dem Actionspiel haben wollte, sollte nicht nur eine Mindestzahl von Inhalten liefern, sondern sich auch restriktiven Bedingungen unterwerfen. Gefordert wurde von zuständigen Marketing-Unternehmen ein Livestream, ein YouTube-Video, ein Facebook-Beitrag oder Tweet, „positive Meinungen“ und das Unterstützen der Vermarktungsstrategie im Rahmen der „Week of Vengeance“.

Zudem sollten Zuschauer überredet werden, das Spiel zu kaufen. Videos sollten sich speziell dem Nemesis-System widmen und auf jeden Fall die Action-Elemente mit Finishing-Moves thematisieren. Zudem sollte das Video mindestens 48 Stunden vor Veröffentlichung zur Freigabe eingereicht werden – die Agenturen besaßen ein Veto-Recht. Die geforderten Eckpunkte sollen in der Regel verhandelbar gewesen sein und nicht jede Publikation wurde damit konfrontiert. Betroffen sollen ausschließlich YouTube-Kanäle gewesen sein, um deren Objektivität sich nun eine Diskussion entspannt.

Reaktionen von YouTubern

Problematisch ist hierbei, dass die Grenze zwischen „Entertainern“ und „Reviewern“ auf der Plattform nicht klar gezogen werden kann. Entsprechend gehen die Meinungen zu derarigen Inhalten auseinander. TotalBiscuit lehnt derartige Bedingungen strikt ab: „Das Problem daran ist, dass man keine Reviews, Ersteindrücke oder eine Besprechung erstellen kann, [...] wenn man keine Bedingungen akzeptiert die spezifisch festhalten dass du keine schlechten Dinge erwähnen darfst“.

Boogie2988 („Francis“) verteidigt derartige Inhalte sowie im Allgemeinen bezahlte Beiträge mit den sinkenden Einnahmen durch Werbung und die Kosten speziell für (semi-)professionelle Anbieter. Er werde seine Zuschauer zwar nicht anlügen, halte das Vorgehen aber für akzeptabel. Zudem bestehe er im Zweifel auf das Recht vom Vertrag zurückzutreten.

Kein außergewöhnliches Vorgehen

Ohmwrecker („The Masked Gamer“) sieht für YouTube-Angebote kaum eine Alternative, um frühzeitigen Zugriff auf Spiele zu erhalten. Derartige Bedingungen zielen primär auf Unterhaltungsangebote, nicht etwa klassische Rezensionen, schrieb Ohmwrecker. Allerdings scheinen auch kritischere Stimmen auf der Videoplattform und herkömmlichen Publikationen in Teilen Schwierigkeiten gehabt zu haben, frühzeitig Testmuster zu erhalten.

Boogie2988 bestätigte, dass derartige Vereinbarungen in der Regel „positive Meinungen“ und ein Veto-Recht fordern würden. Für Reviews sei dies unhaltbar, für einen Kanal wie seinen akzeptabel, er werde niemals auffordern, das Spiel zu kaufen oder eine Wertung geben, sondern „das Spiel spielen und die spaßigen Elemente zeigen“. Bezahlte Beiträge würden mittlerweile ohnehin zum Alltag auf YouTube gehören, wichtig sei nur, dass Transparenz gewahrt bleibe. TotalBiscuit etwa entblößt derartige Videos nicht nur in der Beschreibung, sondern auch mit dem ersten Satz des Beitrags.

Uneinheitliche Standards

Während die Markierung als Advertorial seitens der Agenturen nicht untersagt und gelegentlich explizit gefordert wird, bleibt es allerdings dem Ersteller der Videos überlassen, ob und wie er Beiträge kennzeichnet. In der Regel leben Kanäle auch von der Wahrnehmung als objektive und vielfach ehrlichere Darsteller, als es klassische Medienangebote sind. Transparenz kann deshalb durchaus ein Problem sein, weil derartige Abhängigkeiten bewusst verheimlicht werden sollen. Regelungen von YouTube oder feste Standards gibt es nicht. In manchen Ländern gibt es zwar gesetzliche Regelungen für bezahlte Inhalte, viele YouTube-Akteure meinen diesen jedoch nicht zu unterliegen.