Unity im Test: Assassin's Creed in Paris überzeugt auf ganzer Linie

 3/5
Sasan Abdi
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Große, lebendige Spielwelt

Das beschriebene Setting kommt auch deswegen so gut zur Geltung, weil die Spielwelt sich im Vergleich zu den Vorgängern merklich verändert hat. Diese Veränderung hat ihren Ursprung in dem neuen technischen Gerüst, womit erstmals die konkreten Implikationen der neuen Konsolen angesprochen wären.

Zum einen ist das ACU-Paris deutlich größer als die Schauplätze der Vorgänger. Das ermöglicht es sieben weitläufige, sehr unterschiedliche Bezirke anzulegen. Da ist zum Beispiel das mondäne Marais, in dem großzügige Parks und helle Straßen dominieren und das mit seinem zügellosen Luxus wie kein anderer Distrikt für die Korrumpiertheit der Oberschicht steht. Krasser Gegensatz dazu ist das schlammige Ventre de Paris, in dem Mobs Jagd auf Reiche machen und sich gegenseitig wegen der Ungerechtigkeit der monarchischen Herrschaft aufwiegeln. Arno klettert auch auf die Kathedrale Notre Dame, sieht in der angrenzenden Île de la Cité die Guillotinen sausen und ärgert sich am Rand der Stadt über die Landwirtschaft, die mit ihren flachen Strukturen eine Flucht erschwert: Nie war ein „Assassin's Creed“-Schauplatz so divers.

Höhere Gebäude

Neu ist auch die Struktur der Bauten. Fast immer können die Häuser der Stadt zumindest in Teilen betreten werden. Hier trifft man, genauso wie auf der Straße, auf das normale Leben: Familien sitzen zu Tisch, Barbiere bieten ihre Dienste an und Handwerker gehen ihrer Arbeit nach. Dabei fallen die Gebäude merklich höher aus als in den Vorgängern, was die klassische Flucht über die Dächer etwas erschwert und wichtig für die Spielatmosphäre ist.

Noch weiter vergrößert wird die Spielwelt durch zahlreiche unterirdischen Areale, auf die Arno im Rahmen der Story stößt. Nach einem kurzen Bad in der Seine kann der Held etwa die Katakomben der Uferpromenade betreten, um nach Schatzkisten zu fahnden. Doch auch in Hauptmissionen spielen die separaten Gebiete immer wieder eine Rolle, etwa dann, wenn Arno fast in Batman-Manier in den Gewölben einer Kirche den „König der Bettler“ jagt.

Größere Menschenmengen

Ein guter Teil der Atmosphäre kommt dabei durch die Bewohner von Paris zustande. Hier ist endlich richtig Leben drin, was auch am neuen Crowdmanagement liegt, das laut den Entwicklern die Darstellung von bis zu 5.000 NPCs erlaubt. So sind plötzlich Massenschlachten, aber auch ganz normale revolutionäre Straßenszenen glaubhaft darstellbar.

Allerdings ist es nicht nur die bloße Masse an Menschen, die Paris zum Leben erweckt. Es sind auch die vielen Tätigkeit und Geschehnisse, auf die der Spieler trifft: Diebe entwenden unter Geschrei der Opfer Wertgegenstände, Revolutionäre tanzen zur Fidel, besoffene Torkeln neben Hunden durch die Straßen, Bürger flirten miteinander, Prostituierte und Händler preisen ihre Angebote an. Darüber hinaus entspinnen sich immer wieder spontan Kämpfe, etwa dann, wenn die von den Templern gesteuerten Marodeure mit Soldaten oder mutigen Bewohnern aneinandergeraten.

Auf dieser Grundlage gelingt mit ACU das, was wir an den Vorgängern stets kritisiert haben: Eine starke Belebung der Spielwelt.