Debian 8: Jessie ist nach 2 Jahren Entwicklung freigegeben

Ferdinand Thommes
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Debian 8: Jessie ist nach 2 Jahren Entwicklung freigegeben
Bild: Debian

Debian, die größte und älteste unabhängige Linux-Distribution, hat mit Jessie nach rund zwei Jahren Entwicklungszeit eine neue stabile Version freigegeben. Das Projekt veröffentlicht nicht nach einem festen Zeitplan, sondern „etwa alle zwei Jahre“ und „wenn es fertig ist“.

Die neue Veröffentlichung von Debian bietet zwei herausragende Neuerungen. Zum einen hat Debian damit offiziell auf Systemd umgestellt, was im Verlauf der letzten beiden Jahre zu vielen Diskussionen führte, die nicht immer sachlich geführt wurden und das Projekt an die Grenzen der Belastbarkeit führte. Mit Devuan wurde ein Fork von Debian ohne Systemd eingeleitet und einige prominente Debian-Entwickler zogen sich ganz aus dem Projekt zurück oder gaben Ämter auf, die sie durch den Streit um das Init-System über Gebühr belastet hatten. Das alte Init-System SysVinit ist in Jessie noch verfügbar.

Zum zweiten ist Jessie die erste Veröffentlichung von Debian, der bereits in der Presseerklärung zur Veröffentlichung Langzeitsupport-Status (LTS) zugesagt wird. Damit erhält Debian 8 insgesamt fünf Jahre Unterstützung. Das Debian-LTS-Projekt wurde nach einigen Monaten Planung im Juni 2014 offiziell mit der Unterstützung von Debian 6 Squeeze begonnen und basiert auf der Bereitschaft von Unternehmen, für verlängerten Report bezahlen zu wollen.

Debian steht im Ruf, extrem stabil zu sein. Das erkauft das Server-Betriebssystem, das mittlerweile viele Desktopnutzer hat, mit abgehangener Software. Somit gilt es bei den Anhängern aktueller Softwarepakete als bei der Veröffentlichung bereits veraltet. Viele der Desktopanwender betreiben daher ihre Rechner mit dem zwar aktuelleren, aber inoffiziellen Testing-Zweig.

Lebenszyklus eines Debian-Pakets
Lebenszyklus eines Debian-Pakets (Bild: Wikipedia)

Dieser Zweig wurde jetzt in „Stable“ umbenannt und somit zur stabilen Veröffentlichung Jessie. Der neue Testing-Zweig, der auf den Codenamen Stretch hört, ist bereits eröffnet und wird in den nächsten rund zwei Jahren die Entwicklung von Debian 9 Stretch beherbergen. Zum Zeitpunkt der Umstellung zum Beginn des Releases am gestrigen Samstag waren beide Zweige identisch. Ab heute modernisiert sich Testing ständig durch den Zufluss von Paketen aus den darunter angesiedelten Zweigen „Experimental“ und „Unstable“, wohin Entwickler und Paketbetreuer ihre Pakete zuerst hochladen.

Debian 8, das für insgesamt zehn Architekturen veröffentlicht wurde, bringt standardmäßig Gnome 3 als Desktopumgebung mit, wird aber auch mit KDE, Xfce und LXDE ausgeliefert. Den Unterbau bildet der angepasste Debian-Kernel 3.16.7-ctk9. GNOME ist in Version 3.14 vertreten, KDE in 4.11.13. Der Standardbrowser Iceweasel, eine ungebrandete Version von Firefox, trägt die Versionsnummer 31.6.0esr; LibreOffice steht bei 4.3.3. Insgesamt bietet Jessie Zugriff auf über 43.000 Pakete, die aus mehr als 20.000 Quellpaketen gebaut wurden.

Debian 8 erhält bis zur Veröffentlichung von Debian 9 und darüber hinaus ständig Sicherheitsupdates. Zusätzlich gibt es über den Lebenszyklus verteilte Point-Releases, die nochmals alle Sicherheitsupdates der letzten Zeit bündeln und einen neuen Kernel sowie wichtige Paketupdates enthalten können. Letztere beschränkt das Projekt allerdings auf ein notwendiges Minimum, um Regressionen zu vermeiden.

Die Veröffentlichung wurde über 18 Stunden mit vielen Dents auf der sozialen Plattform Identica begleitet, wo viele interessante Fakten und Zahlen nachzulesen sind. Die umfangreichen Release-Notes sind, nach Architekturen getrennt, in vielen Sprachen auf den Projektservern ebenso verfügbar, wie die verschiedenen Images.

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