Logitech G910 Orion Spark: Mechanischer Feature-König mit sehr guter Ausleuchtung

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Max Doll
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Alltagserfahrungen

Obwohl sich die Romer-G grob mit Cherrys MX-Brown-Modulen vergleichen lassen, handelt es sich mitnichten um eine Art Nachbau. Sowohl der verkürzte Hub als auch der vorverlegte Signalpunkt treten als markantes Element deutlich hervor und generieren eine einzigartige Charakteristik. Diese kombiniert das Feedback von MX-Brown hinsichtlich des nur sanft markierten Druckpunktes sowie die Präzision mechanischer Taster mit einem Hubverhalten, das gemeinhin mit Rubberdome-Tastaturen im Notebook-Stil assoziiert wird - allerdings ohne die dort oftmals verwendeten flachen Tastenkappen. Nutzer, die typische mechanische Tastaturen aufgrund des langen Hubweges ablehnen, finden in den Logitech-Tastern eine gangbare Alternative.

Entsprechend dieser Charakteristik schreibt es sich auf der G910 schnell und präzise. Da unter anderem der Anschlag bei Ausnutzen des gesamten Hubweges gedämpft wird, bleiben die Romer-G dabei durchweg leise und bewegen sich hinsichtlich der Geräuschentwicklung etwa auf dem Niveau von Rubberdome-Tastaturen. Das gilt auch für das an den Tag zu legende Eingabeverhalten: Die G910 erfordert in Verbindung mit dem subjektiv unmittelbar spürbaren Signalpunkt keine Umstellungsphase von der Gummiglocken-Technik.

Dies gilt insbesondere, da das Herunterdrücken der Taster nur bis zum Signalpunkt bei halber Wegstrecke anders als bei MX-Modulen von Cherry quasi keine akustischen Vorteile mehr bietet. Auch der leicht gedämpfte Anschlag ist in diesem Sinne eine Konstante. Der von Logitech versprochene Geschwindigkeitsgewinn bei Eingaben blieb im Test allerdings aus; auch die Romer-G sind letztlich eine Frage des Geschmacks.

G910 ohne Oberschale
G910 ohne Oberschale
Logitech verwendet „Conductive Domes“
Logitech verwendet „Conductive Domes“
Diese überbrücken einen Kontakt auf dem PCB über ein Metallelement  auf der Innenseite der Glocken
Diese überbrücken einen Kontakt auf dem PCB über ein Metallelement auf der Innenseite der Glocken
Logitech G910 (Romer-G)

Auch bei Logitechs Tastern lässt sich der Schlitten verkanten, was den zur Betätigung nötigen Widerstand spürbar anhebt. Im Gegensatz zu Kailh-Produkten muss dieses Phänomen aber bewusst provoziert werden und tritt im Alltag nicht in Erscheinung. Dies, obwohl naheliegend, ist nicht nur zwingend in der Konstruktion der Kappen begründet, sondern in der Ausführung der Taster. Die Kappen führen durch ihre spürbar kantige Form die Finger weit stärker als es typische OEM-Modelle vermögen, weil sie haptisch deutlich bessere Orientierung erlauben. Das Design ist dennoch ein zweischneidiges Schwert. Nicht jeder Nutzer kann sich mit der ungewöhnlichen und in Foren umstrittenen Formgebung anfreunden. Im Testbetrieb war zumindest eine längere Eingewöhnungsphase nötig. Hat man sich erst einmal an die Form und ihre Vorteile gewöhnt, lässt sich damit aber leben: Wer taktile mechanische und kurzhubige Taster sucht, trifft mit den Romer-G eine gute Wahl.

ARM-Mikroprozessor des Typs STM32L100
ARM-Mikroprozessor des Typs STM32L100
Rückseite des PCBs
Rückseite des PCBs
Die Oberschale von unten
Die Oberschale von unten

Gut durchdacht hat Logitech auch das Layout der G910 mit Ausnahme des zu dicht an den Nummernblock gerückten Lautstärkerades. Die zusätzlichen Tastenblöcke sind sinnvoll angeordnet, optimal zu erreichen und praktisch zu nutzen, was selbst für die oberhalb des Tastenfeldes angeordneten Makroschalter gilt. Hier lassen sich etwa Medienfunktionen ablegen, die sich sowohl beim Spielen als auch beim Arbeiten komfortabel auf kürzestem Wege ansteuern lassen. Für den generellen Komfort wäre allerdings eine größere Handballenauflage von Vorteil: Wenn das modulare System schon mit Mängeln im Bereich der Reinigungsfreundlichkeit einher geht, sollte wenigstens der Profit, in diesem Fall der mögliche Ergonomiegewinn, maximiert werden.

26-Key-Rollover („KRO“, Anzahl gleichzeitig zu drückender Tasten)
26-Key-Rollover („KRO“, Anzahl gleichzeitig zu drückender Tasten)

Software & Arx Control App

Logitechs produktübergreifende „Gaming Software“ präsentiert sich unverändert, das heißt übersichtlich strukturiert und schnell. Die zahlreichen Features der Tastatur überladen die Menüs aber sichtbar. Nicht alle Funktionen lassen sich einfach finden. Die Hintergrundbeleuchtung mit Profilen zu verknüpfen oder mehrere Programme mit einem Profilaufruf zu verbinden, erfordert den Einsatz vergleichsweise versteckter Menüpunkte; eine umfassende Bedienungsanleitung, die dieses Manko auffangen könnte, existiert nicht. Zudem skaliert die Software nicht mit steigenden Pixeldichten hochauflösender Displays, sie wirkt verschwommen.

Im Bereich der Beleuchtung kann das Gebotene trotzdem nicht mit der Flexibilität von Corsairs Vengeance-RGB-Tastaturen mithalten. LED-Effekte lassen sich unter anderem nicht in verschiedenen Ebenen übereinander legen und nicht selbst erstellen, weshalb Anwender mit den vorgefertigten Effekten auskommen müssen. Einschränkt programmierbar sind auch die Tasten selbst. Hier können ausschließlich Makro-Tasten mit verschiedenen Funktionen belegt werden, wobei diese wie das selbst angelegte LED-Profil nicht auf der Tastatur selbst hinterlegt wird. Für 180 Euro sind zumindest genug Speicher für ein Standardprofil zu erwarten, zumal die G910 während des Bootvorgangs ein unangenehm zu betrachtendes, mehrere Farben in schneller Folge durchschaltendes Wellenmuster abspielt, das sich nicht deaktivieren lässt.

Logitech G910 Orion Spark – Gaming Software 8.58.183

Mit der Arx-App möchte Logitech das Smartphone als zusätzliches Display nutzbar machen, was eine WLAN-Schnittstelle im Heimnetzwerk voraussetzt. Neben der Auswahl von Profilen zeigt Arx die aktuelle Belegung der Makrotasten oder Systeminformationen, darunter Temperaturen und Auslastung von Prozessor sowie der Grafikkarte. Die ebenfalls mögliche Steuerung des Medienplayers ist aufgrund der ohnehin vorhandenen, für diesen Zweck vorgesehenen Tasten auf der G910 redundant und dient offenbar primär der Fernsteuerung, wenngleich hierfür die Anzeige des aktuell gespielten Titels von Vorteil wäre. Welchen zwingenden Mehrwert die App darstellen soll, kann Logitech auch in Anbetracht der Hardwareimplementierung nicht schlüssig begründen, zumal der Funktionsumfang hinter den Möglichkeiten alter G-Tastaturen, vornehmlich der G15 und der G19, zurückbleibt. Deren Display konnte deutlich vielseitiger genutzt werden. Ein SDK ist auf der Homepage des Herstellers verfügbar.

Logitech G910 – Arx Control App
Logitech Gaming Software 8.58.183
Konfigurierbar Primärtasten
Makrotasten Makros,
Programm- und Medienverknüpfungen,
(Maus-)Tastenbelegung
Beleuchtung Ja
Gaming-Modus Windows-Taste
Makros Anzahl Unbegrenzt
Länge Unbegrenzt
Wiedergabe Software
Ausgabe Einmalig, mehrfach, bis oder während Tastendruck
Vorlagen Ja
Im-/Export Ja
Makro-Aufnahme Editor Ja
Verzögerung Keine, feste/reale Abstände
Editieren Ja
Profile Anzahl
Benennung Ja
Autostart Ja
Im-/Export Ja
Besonderheiten